Bei den Brose Baskets ist Ohrensausen programmiert

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Die Spitzenreiter: Auf 105 Dezibel bringen es Cornelia Schley, Sandra und Claudia (von links) mit ihren Riesen-Trommeln in der ersten Reihe des Fan-Blocks. Den Beweis liefert die Smartphone-App, die bei dieser Lautstärke aber so langsam an ihre Grenzen stößt. Eine Erhöhung von zehn Dezibel wird subjektiv als Verdopplung der Lautstärke wahrgenommen. Fotos: Groscurth
Die Spitzenreiter: Auf 105 Dezibel bringen es Cornelia Schley, Sandra und Claudia (von links) mit ihren Riesen-Trommeln in der ersten Reihe des Fan-Blocks. Den Beweis liefert die Smartphone-App, die bei dieser Lautstärke aber so langsam an ihre Grenzen stößt. Eine Erhöhung von zehn Dezibel wird subjektiv als Verdopplung der Lautstärke wahrgenommen. Fotos: Groscurth
Das Ensemble "Blech g'habt" spielt vor Spielbeginn die Nationalhymne - vor einer Lärmkulisse mit 86 Dezibel.
Das Ensemble "Blech g'habt" spielt vor Spielbeginn die Nationalhymne - vor einer Lärmkulisse mit 86 Dezibel.
 
Stefan Höppler (v.l.) mit seinen Kumpels Jürgen Graser und Peter Hoffmann genießen das Pausen-Bier bei fast schon ruhigen 68 Dezibel.
Stefan Höppler (v.l.) mit seinen Kumpels Jürgen Graser und Peter Hoffmann genießen das Pausen-Bier bei fast schon ruhigen 68 Dezibel.
 
 
Milan hat sich gegen den Krach mit Ohrenschützern gewappnet.
Milan hat sich gegen den Krach mit Ohrenschützern gewappnet.
 

Mit einer Handy-App testeten wir, welcher Lärmpegel in der Frankenhölle erreicht wird. Klar, so ein Spiel setzt Adrenalin frei. Doch permanente, dröhnende Beschallung ist auch ein Stressauslöser - und kann das Gehör schädigen.

Der Orkan ist zurück oder kurz "Bam ist back", wie es auf so vielen Plakaten in der Stadt heißt. 6800 Fans verwandeln die Brose Arena wieder in die "Frankenhölle". Gegen den FC Bayern München steigt das erste Finalspiel um die deutsche Basketball-Meisterschaft und ohrenbetäubender Lärm stimmt alle ab 15 Uhr darauf ein, wie sehr den Anhängern dieses Gänsehaut-Feeling gefehlt hat. Die Kulisse in der vollbesetzten Halle raubt wirklich jedem den Atem.

Vor dem Start spielt das Bamberger Bläser-Ensemble "Blech g'habt" erst einmal in fast schon ruhiger Atmosphäre von 86 Dezibel die Nationalhymne. Der Auftakt zum eigentlichen Höllenspektakel: Geräuschpegel von 100 Dezibel und mehr prägen danach die Atmosphäre.

Wie in der Disco

Cornelia Schley steht mit ihren Freundinnen Sandra, Claudia und Patrizia ganz vorne unter den harten Fans.
Die Frauen schlagen die Trommeln, peitschen ihre Bamberger nach vorne. Mit 105 Dezibel! Das entspricht in etwa der Lautstärke, wenn man in einer Disco nur einen Meter von der Box entfernt steht. Gigantisch, wie der Schalldruck einem auf den Brustkorb pocht. Claudia schmunzelt: "Wenn ich selbst trommle, bemerke ich die Lautstärke gar nicht so sehr." Seit fünf Jahren hat die Zapfendorferin so gut wie kein Heimspiel ihrer Brose Baskets verpasst. "Ich bin mir sicher, dass wir die Finals packen", tippt sie zuversichtlich.

Leider entwickelt sich das Spiel alles andere als positiv für die Oberfranken. Jochen Giel und Alexa vom Fan-Club Freak-City machen aber weiter einen Mordslärm mit ihren Trommeln, beide erreichen so 98 Dezibel - dies ist der Geräuschpegel eines Riesen-Trucks in nicht einmal zehn Metern Entfernung. Jochen hat seinen Sohn Julian dabei und sagt: "Ich lasse mir kein Spiel entgehen. Die Stimmung hier ist einmalig - da kann keine andere Arena mithalten."

Michael Messingschlager ist ebenfalls mit seinem Sohn da. Der fünfjährige Milan ist aber vorsichtig, hat Ohrenschützer auf, die den Lärm um ihn herum dämpfen. "Die Schützer zieht er sich vorher immer selbst an, da muss man ihn gar nicht extra dazu auffordern", sagt sein Vater. Stolz geht der Kleine neben ihm durch die Halle und wedelt dabei mit der Fahne der Bamberger Basketballer.

Fast schon himmlisch still

Jasmin steht derweil draußen, tippt in ihr Smartphone. Sie flüchtete vor der Hitze und dem tosenden Jubel. Kein Wunder: Die junge Frau ist schwanger, in zwei Monaten soll ihr Kind zur Welt kommen. "Ich brauche ein wenig frische Luft und Ruhe", meint sie lächelnd. Fast schon himmlisch stille 61 Dezibel herrschen bei ihr. Nur ein wenig lauter ist es, als Stefan Höppler und seine Freunde Jürgen Graser sowie Peter Hoffmann ihr Pausen-Bier an der frischen Luft genießen: "Das Final-Feeling ist immer wieder grandios und Nervenkitzel pur!"

Nicht gesundheitsfördernd

Mediziner schlagen übrigens angesichts solcher Spiele die Hände über dem Kopf zusammen. Freak-City und die Bamberger Fans entfachen Dezibel-Stürme, die nicht gerade gesundheitsfördernd sind. Bei Lärm um die 100 Dezibel für die Dauer von 80 Minuten sei die zulässige Belastung für eine Woche erreicht, warnen Gesundheits-Experten. Schätzungsweise 15 Millionen Deutsche leiden unter einer Hörschwäche. Solche Ängste sind den meisten Bamberger Fans wohl aber ziemlich wurscht - ihr Team hat trotz aller Anfeuerungen leider gegen die Bayern verloren. Doch die Münchner sollten sich warm anziehen, wenn es am kommenden Sonntag dann zum zweiten Heimspiel in Freak-City kommt.