Bamberger wollen Belgrads Bollwerk knacken

3 Min
Der 2,14-Meter-Riese Ognjen Kuzmic (hinten) ist Roter Sterns effektivster Spieler. Hier stoppt er Vitorias Adam Hanga. Foto: dpa
Der 2,14-Meter-Riese Ognjen Kuzmic (hinten) ist Roter Sterns effektivster Spieler. Hier stoppt er Vitorias Adam Hanga. Foto: dpa
Leon Radosevic (r.), der 2,08 Meter große Kroate, muss helfen, die Ausfälle von Harris und Veremeenko zu kompensieren. Foto: Löb
Leon Radosevic (r.), der 2,08 Meter große Kroate, muss helfen, die Ausfälle von Harris und Veremeenko zu kompensieren.  Foto: Löb
 
Alle Hände voll zu tun hatten die Sicherheitskräfte 2007, um einen aufs Feld gestürmten Belgrader "Fan" zu überwältigen.
Alle Hände voll zu tun hatten die Sicherheitskräfte 2007, um einen aufs Feld gestürmten Belgrader "Fan" zu überwältigen.
 

Roter Stern Belgrad kommt mit NBA-Champion Ognjen Kuzmic nach Bamberg und lässt in der Königsklasse die wenigsten Punkte zu.

Es gibt etliche Gemeinsamkeiten zwischen Brose Bamberg und Roter Stern Belgrad: Der ungeschlagene Bundesliga-Spitzenreiter trifft im Euroleague-Spiel der Woche am Dienstag (20 Uhr) in der Frankenhölle auf den Tabellenführer der Adria-Liga, wo die Serben mit einer Bilanz von 9:0 Siegen das Feld anführen. In der Euroleague belegen beide Mannschaften mit jeweils zwei Erfolgen und vier Niederlagen die Plätze 11 und 12 - getrennt nur durch die Korbdifferenz. Und beide Mannschaften zeichnet ihr Team-Basketball aus.
"Roter Stern ist eine Mannschaft, die schon Jahre zusammen ist. Aber das ist ein Heimspiel, da müssen wir alle zusammen das Beste herausholen", fordert Andrea Trinchieri bedingungslosen Einsatz von der ersten Sekunde an.
"Beide Teams spielen sehr gut zusammen.
Wer physischer auftritt, einen kühlen Kopf behält und den Sieg mehr will, wird sich am Ende durchsetzen", betont Scharfschütze Lucca Staiger vor dem Schlüsselspiel.
Mit den Amerikanern Charles Jenkins (6,7 Punkte im Schnitt) und Nate Wolters (6,3) stehen nur zwei Ausländer im serbischen Starensemble von Trainer Dejan Radonjic. Bester Werfer ist Ognjen Kuzmic mit durchschnittlich 10,2 Punkten. Der 2,14-Meter-Riese, der 2015 mit den Golden State Warriors den NBA-Titel gewann, holt aber auch 8,5 Rebounds und führt in dieser Kategorie die Euroleague an. Bambergs Italiener Nicolo Melli (7,7) wird zwar auf Rang 4 geführt, doch mit Elias Harris (Meniskus-Operation) und Vladimir Veremeenko fehlen dem Brose-Team am Brett zwei große Spieler.


Jovic zieht die Fäden

Der Denker und Lenker im Spiel von Roter Stern ist Stefan Jovic, der in diesem Sommer großen Anteil daran hatte, dass Serbien die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Rio gewinnen konnte. Marko Simonovic und Marko Guduric steuern im Schnitt noch jeweils zehn Punkte zu den durchschnittlich nur 69,2 Zählern der Belgrader bei. Diese magere Punktausbeute machen die Serben allerdings mit der besten Verteidigung wett. Gerade einmal 71 Punkte im Schnitt gestatteten die Serben ihren Kontrahenten in den sechs Euroleague-Partien.


Belgrad verliert dreimal in Folge

Nach der Auftaktniederlage bei Darussafaka Istanbul (70:73) feierte Roter Stern bei Galatasaray Istanbul (85:83) und gegen den FC Barcelona (76:65) zwei Siege. In den letzten drei Partien bei Panathinaikos Athen (59:70), gegen Vitoria (63:70) und in Kasan (62:65) gingen Kuzmic & Co. aber leer aus.
Wie die Bamberger hielten sich die Belgrader bisher trotz der knappen und bitteren Niederlagen in der europäischen Königsklasse auf nationalem Parkett schadlos. Am späten Sonntagabend gewann Roter Stern dank eines starken zweiten Viertels (30:15) mit 91:70 bei Cibona Zagreb. Wolters, Jovic, Bjelica (je 14), Kuzmic (13) und Jenkins (10) punkteten in der geschlossen auftretenden Mannschaft zweistellig.
Trinchieri freut es, dass sein Team aus den letzten beiden engen Spielen bei Darussafaka Istanbul und in Gießen gelernt hat. "Wir hatten den letzten Wurf in Istanbul und haben schlecht abgeschlossen, und wir hatten den letzten Wurf in Gießen und haben perfekt gehandelt", betont der Brose-Trainer. Und der Italiener freut sich über den tollen Charakter seiner Jungs: "Wir hätten nach dem 20-Punkte-Rückstand sagen können: Okay, schauen wir auf das nächste Spiel. Das haben wir nicht getan, wir fanden die Energie, um das Spiel mit dem letzten Wurf zu gewinnen."


Serbische Fans "unter besonderer Beobachtung"

Vor allem auf Grund der negativen Erfahrungen Mitte Dezember 2012, als die Fans aus Belgrad in der Arena von oberfränkischen Kosovaren durch das Hissen ihrer Fahne provoziert wurden, steht die heutige Euroleague-Partie zwischen Brose Bamberg und Roter Stern Belgrad "unter besonderer Beobachtung von uns", erklärte gestern der stellvertretende Dienststellenleiter der Bamberger Polizeiinspektion, Klaus Linsner.


Verschärfte Eingangskontrollen

"Das ist eine Sportveranstaltung, und wir wollen verhindern, dass sie zu politischen Demonstrationen genutzt wird. Wir wollen Stärke zeigen, deshalb sind ein paar Kräfte mehr als normal im Einsatz", betonte Linsner. Der stellvertretende Dienststellenleiter erläuterte, dass die Eingangskontrollen verschärft werden, weil die Fans vom Balkan dafür bekannt seien, dass sie gerne Pyrotechnik zünden: "Das wollen wir vor der Arena und vor allem drinnen auf jeden Fall verhindern."
Linsner rechnet mit 150 bis 200 Gäste-Fans. Er wollte zwar keine Zahlen nennen, erklärte aber: "Wir werden gut vorbereitet und auf jeden Fall mit einer ausreichenden Zahl von Beamten vor Ort sein." Linsner erwartet zwar keine größeren Ausschreitungen, doch die Polizei wolle mit ihrer Präsenz Flagge zeigen. "Auch bei den Spielen gegen Piräus und Tel Aviv werden wir aus Sicherheitsgründen das Personal hochfahren", erläutert der stellvertretende Dienststellenleiter, dass weitere Euroleague-Partien unter besonderer Aufmerksamkeit der Polizei stehen.
Die Fans aus Belgrad werden von den Sicherheitskräften und der Polizei zu ihren Plätzen auf der Nord-Tribüne geleitet und dort nach Spielende auch wieder abgeholt. Damit wolle man sicherstellen, dass die Bamberger Dauerkarten-Besitzer ihre bezahlten Plätze nutzen können. Bekanntlich waren bei der Partie gegen Panathinaikos Athen die Anhänger der "Grünen" nicht bereit, diese Sitzplätze auf der Nordtribüne zu räumen.
Eine erste Auseinandersetzung mit Belgrader Fans hatte es in der Arena bereits 2007 gegeben, als ein Anhänger von Partizan das Spielfeld stürmte und erst nach geraumer Zeit von den Sicherheitskräften aus der Halle verbannt werden konnte. Solche Szenen soll es heute und auch in Zukunft in der Frankenhölle nicht mehr geben - dafür will die Polizei sorgen.