Jetzt wissen die Brose Baskets, wie sie die Bayern schlagen können. Auch im Matchball-Spiel am Mittwoch muss die Abwehr stehen und im Angriff der Ball bewegt werden.
Plötzlich ist der Herausforderer der Favorit auf den Titel. "Ein Herzschlag reicht, um am Leben zu bleiben" war auf einem Plakat des Fanclubs Freak City Frankenpower zu lesen. Und in der Tat hat der 80:78-Sieg der Bamberger in allerletzter Sekunde am letzten Mittwoch die Finalserie komplett verändert. Die Brose Baskets können am Mittwoch (20 Uhr/Sport 1 live - Public viewing auf dem Bamberger Maxplatz) den deutschen Meister Bayern München entthronen.
Nach einem Offensiv-Feuerwerk in der ersten Halbzeit (44:44) rührten die Brose Baskets nach der Pause in der Verteidigung Beton an. "Wir sind mit viel Intensität in das dritte Viertel gegangen, haben gut verteidigt und den Münchnern ihre Offensivrebounds genommen. Damit haben wir den Druck auf uns raus genommen", freute sich Bambergs Trainer Andrea Trinchieri über die starke zweite Hälfte (47:35) seiner Jungs. Vor allem ist es der Mannschaft gelungen, die "Bryant-Party in unserer Zone" (Trinchieri) zu beenden. 18 Punkte hatte "Big John" bis zur Pause erzielt, in den zweiten 20 Minuten waren es nur noch zwei.
Bayern fehlt Gavel in der Abwehr "Das war die schlechteste Defensive-Leistung der ganzen Saison. Nur unsere Offensive hat uns geholfen, dass wir irgendwie im Spiel geblieben sind. Die Verteidigung war wirklich eine Katastrophe, vor allem im dritten Viertel. Bamberg hat 14 Punkte in Folge und wir kein einziges Foul gemacht. Fouls sind ein elementarer Teil der Verteidigung und des Spiels", ärgerte sich Bayern-Coach Svetislav Pesic, dass seine Mannschaft nichts unternahm, den 14:0-Lauf der Brose Baskets zum 62:49 (28.) zu stoppen. Bei den Bayern wurde Anton Gavel (Hüftprobleme) vor allem in der Defensive schmerzlich vermisst. Auf die Frage, ob er am Mittwoch wieder dabei ist, lachte der ehemalige Bamberger Publikums-Liebling und meinte: "Mir geht's gut."
"Im ersten Spiel und in der ersten Halbzeit von Spiel 2 haben die Münchner uns viele Schmerzen bereitet. Aber dann ist es uns gelungen, das Blatt zu wenden. Wir sind mit zwei Siegen rausgekommen. Wenn der Ball läuft, kommt unser Talent zum Tragen. Dann sind wir eine richtig gute Mannschaft und spielen mit viel Selbstvertrauen", betont Kapitän Brad Wanamaker, der mit 14 Punkten und 6 Assists erneut auch in brenzligen Situationen viel Verantwortung übernahm.
Immer den freien Mann gefunden Aber nicht nur in der Verteidigung zeigten die Bamberger eine starke Teamleistung. Erstmals in dieser Serie lief der Ball in der Offensive (24 Assists): Der Lohn dafür war die herausragende Dreier-Quote von 59 Prozent. Janis Strelnieks (4 von 6), Wanamaker (2/3), Ryan Thompson (3/6), Darius Miller (3/5) und Karsten Tadda (1/1) versenkten insgesamt 13 Dreier.
"Wir haben erstmals in dieser Serie als Mannschaft überzeugt, sind mit viel Intensität rausgekommen und haben den Ball gut bewegt. Wir haben heute einen richtig guten Job gemacht", freute sich Darius Miller. Der Ex-NBA-Profi war mit seinen drei Dreiern nach der Pause ein maßgeblicher Faktor für den Erfolg. "Jetzt hoffen wir, dass wir am Mittwoch die Serie beenden können. Hoffentlich können wir dieses Momentum mit ins nächste Spiel nehmen", blickt der 25-Jährige Spiel 4 optimistisch entgegen.
"Bamberg hat nach der Pause seine Verteidigung verändert, und dadurch haben wir als Team unseren Rhythmus verloren. Wir konnten unsere Systeme nicht mehr zu Ende spielen. Aber wir befinden uns in einer Serie, ein Spiel entscheidet nichts. Wir müssen jetzt unseren Heimvorteil nutzen und dadurch die Serie wieder nach Bamberg bringen", weist Bayern-Center John Bryant darauf hin, dass noch nichts entschieden ist.
Weitere Stimmen zu Spiel 3 Rolf Beyer (Geschäftsführer der Brose Baskets): "In der ersten Halbzeit haben wir offensiv gut gespielt, aber nicht zufriedenstellend verteidigt. Gerade das, was wir uns vorgenommen haben, das Innenspiel über Bryant zu verhindern, haben wir zugelassen. In der zweiten Halbzeit haben wir es aber deutlich besser gemacht. Extrem geholfen hat uns dabei, dass Anton Gavel nicht dabei war. Das hat man schon in Spiel 2 gemerkt. Wenn Taylor und Djedovic mehr Verteidigungsarbeit auf Brad Wanamaker leisten müssen, dann werden sie müde. Wir müssen jetzt am Boden bleiben und die Truppe abschirmen von dem, was jetzt von außen kommt. Sie weiß, dass sie es kann, das hat sie jetzt zweimal wirklich eindrucksvoll bewiesen. Darauf bin ich riesig stolz. Ein Riesenkompliment geht auch an die Fans. Es war extrem wichtig, was heute die Halle gebracht hat."
Janis Strelnieks (Bamberger Flügelspieler): "Wir haben gegen Bryant in der ersten Halbzeit sehr schlecht verteidigt, aber in der Offensive als Team gespielt und den Ball gut bewegt. Das war sehr wichtig. Wenn die Bayern am Mittwoch verlieren, ist die Saison für sie vorbei. Deshalb werden sie zehnmal so stark auftreten wie heute. Sie werden versuchen, ihr Bestes zu geben. Aber das werden wir auch. Das wird eine Schlacht, das schwerste Spiel in dieser Serie. Wir müssen konzentriert bleiben. Sie sind erfahrener als wir, werden etwas Neues ausprobieren. Darauf müssen wir vorbereitet sein."
Ryan Thompson (Bamberger Flügelspieler): "Wir haben jetzt die Chance, die Serie zu beenden. Wir müssen das jetzt so schnell wie möglich machen. In ihrer Halle wird es einen Krieg geben. Wir müssen eines unserer besten Spiele abliefern."
Anton Gavel (an der Hüfte verletzter Münchner): " Die erste Halbzeit von uns war gut. Wir haben den Ball gut bewegt und ihn oft nach innen gebracht. Aber das dritte Viertel haben wir verschlafen, da hat sich Bamberg den entscheidenden Vorsprung herausgearbeitet."
Bryce Taylor (Münchner Kapitän): "Wir haben den Bambergern zu viele freie Würfe erlaubt. Sie haben ihren Rhythmus gefunden und dadurch Selbstvertrauen getankt. Defensiv müssen wir das nächste Mal einen viel besseren Job machen. Wir liegen 1:2 zurück, aber wir waren schon einmal in dieser Position. Da haben wir die Serie noch gedreht, und ich bin zuversichtlich, dass uns das noch einmal gelingt."
Staiger und Heckmann wohl die ersten Neuen Im Rahmen der Übertragung von telekombasketball.de erzählte Moderator Frank Buschmann, dass Lucca Staiger in der nächsten Saison wohl das Bayern-Trikot mit dem der Brose Baskets tauschen wird. "Wir sprechen zurzeit über jeden Bayern-Spieler. In den Play-offs werde ich mich nicht zu irgendwelchen Personalentscheidungen äußern", betonte Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer. Sein Münchner Amtskollege Marko Pesic meinte auf Nachfrage: "Buschi hat immer Recht!" Außerdem wurde darüber spekuliert, dass Patrick Heckmann, der zuletzt vier Jahre am Boston College gespielt hat, die Bamberger auf der Position 2 verstärken soll.
NBA-Profi Schröder bringt Bamberg Glück Wie schon am letzten Mittwoch in München unterstützte NBA-Profi Dennis Schröder die Brose Baskets und vor allem seinen ehemaligen Braunschweiger Teamkollegen Daniel Theis. Der Aufbauspieler der Atlanta Hawks, der auch als deutscher Hoffnungsträger für die Heim-EM im September in Berlin gilt, betonte: "Ich kenne Daniel sehr gut. Deshalb drücke ich ihm die Daumen. Ich hoffe, dass er die Serie jetzt nach Hause bringt. Am Mittwoch werde ich auch wieder dabei sein und ihn unterstützen. Ich will, dass er den Titel holt."
Wird Arne Woltmann Cheftrainer in Köln? Verschwindet Arne Woltmann in der nächsten Saison von der Gehaltsliste der Brose Baskets, wo er noch bis Juni 2016 einen gültigen Vertrag besitzt? Der Kölner Express vermutet, dass Woltmann, der als Assistent von Chris Fleming in Bamberg vier Meisterschaften gefeiert hat und seinen Boss auch bei der Nationalmannschaft unterstützt, in der kommenden Saison die RheinStars Köln trainiert. Das Team hat eine Lizenz für die ProB erhalten. Bekommt Crailsheim eine Bundesliga-Wildcard spielt Köln in der nächsten Saison in der ProA.