Die Bamberger dominierten in Kaunas 25 Minuten, doch dann riss im Angriff vollig der Faden. Superstar Keith Langford führte die Gastgeber zum 63:58-Erfolg.
Die Bamberger Brose-Basketballer haben den nächsten Paukenschlag verpasst, obwohl er durchaus möglich gewesen wäre. Nach fünf Siegen aus den letzten sechs Partien ging der Höhenflug des deutschen Meister am Donnerstag in Russland abrupt zu Ende. Unics Kasan setzte sich in einer allenfalls mittelmäßigen Euroleague-Partie mit 63:58 (30:36) gegen die Bamberger durch und darf sich nun auch wieder Hoffnungen auf das Erreichen der Play-offs machen.
Am Samstag sind einige Bamberger beim Allstarspiel in Bonn im Einsatz, bevor es in der nächsten Woche für das Brose-Team in der Euroleague erneut in Russland wieder ernst wird. Gegner ist am Donnerstag (18 Uhr) dann der amtierende Champion ZSKA Moskau.
Starke Defensive
Eine seltsame Atmosphäre herrschte in der Basket Hall von Kasan. Offiziell sollen zwar 3577 Zuschauer anwesend gewesen sein, trotzdem verstand man jedes Wort, das die Trainer ihren Spielern zuriefen. Die Bamberger dominierten mit einer hervorragenden Verteidigung die erste Halbzeit. In der Offensive ließ der deutsche Meister aber viel liegen, so dass die Gäste zur Pause nur mit 36:30 führten. Die Wurfquoten waren bei beiden Mannschaften ausbaufähig: Kasan traf nur 36 Prozent aus dem Feld, das Brose-Team lag zwar bei 44 Prozent, hatte aber so seine Probleme von der Dreierlinie - bei 13 Versuchen gab es gerade einmal zwei Treffer.
Ein Stein fiel dem gesamten Team vom Herzen, als Janis Strelnieks beim achten Versuch endlich den ersten Dreier versenkte. Und der bedeutete auch die erste zweistellige Führung für den deutschen Meister (27:16). Doch in der Folgezeit fand vor allem Euroleague-Topscorer Keith Langford (13 Punkte in der ersten Halbzeit/27 am Ende) seinen Rhythmus und brachte Unics bis zur Pause (30:36) wieder in Schlagdistanz.
Auch das dritte Viertel war kein Basketball-Leckerbissen: Ganze sechs Zähler gab es in den ersten sechs Minuten für die Bamberger - Kasan punktete gar nicht. Der 40:32-Vorsprung der Gäste hatte dann aber nicht lange Bestand. Die Gastgeber schlugen zurück und nutzten die mangelhafte Treffsicherheit und die zunehmende Verunsicherung der Bamberger. Langford glich nach 29 Minuten zum 44:44 aus. Die Bamberger gingen nur mit einem mageren Punkt Vorsprung (47:46) ins Schlussviertel.
Hier lag das Brose-Team mit 53:51 (34.) vorn, blieb dann aber vier Minuten ohne Punkte. Keith Langford riss jetzt das Spiel an sich: Der 33-Jährige vollstreckte entweder selbst oder setzte Latavious Willams in Szene. Der Ex-Bamberger kam so zu einfachen Dunkings. Obwohl sich vor allem Janis Strelnieks gegen die Niederlage stemmte, war sie aus Bamberger Sicht nicht mehr zu verhindern. 22 Punkte in einer Halbzeit sind einfach zu wenig, um in der Euroleague als Sieger vom Feld zu gehen.
In dieser zweiten Halbzeit fand die Trinchieri-Truppe offensiv keinerlei Rhythmus, bewegte den Ball schlecht und vergab neben den Dreiern (4 Treffer bei 25 Versuchen) auch einfache Korbleger. "Wenn du in der Euroleague auswärts gewinnen willst, musst du die Dreier treffen", hatte Trinchieri nach dem Sieg in Istanbul betont - in Kasan fielen sie nicht.
Die Statistik
Unics Kasan - Brose Bamberg 63:58(13:20, 17:16, 16:11, 17:11)
Kasan Langford (27 Punkte/3 Dreier), Williams (13), Parakhouski (8), Stoll (7/1), Antipov (5), Johnson (3/1), Clarke, Klimenko, Banic, Panin, Kaimakoglou
Bamberg Strelnieks (13/2), Miller (12/1), Causeur (6), Theis (6), Radosevic (6), Melli (4), Zisis (4), Staiger (3/1), Veremeenko (2), McNeal (2), Heckmann
SR Javor (Slowenien), Cortes (Spanien), Halliko (Estland)
Zuschauer 3577
Gesamtwurfquote Kasan 38 Prozent (22 Treffer/58 Versuche), Bamberg 39 (23/59)
Dreierquote Kasan 28 Prozent (5/18), Bamberg 16 (4/25)
Freiwurfquote Kasan 74 Prozent (14/19), Bamberg 73 (8/11)
Rebounds Kasan 35 (31 defensiv/4 offensiv), Bamberg 35 (30/5)
Ballgewinne/-verluste Kasan 4/13, Bamberg 7/14
Assists Kasan 13 / Bamberg 14
Fouls Kasan 14 / Bamberg 23
@ Companion hat recht, diese Niederlage hat der Trainer zu 50% zu verantworten. Warum läßt man einen Scharfschützen wie Staiger nur 6 min. spielen? Viele Fragen könnte man da stellen.
Tja, zunächst mal: verdiente Niederlage, wenn man so desaströs spielt und wenig von außen trifft.. warum aber dann kein Insidegame-oder mal ziehen..?
Auf der anderen Seite ist es auch sehr unverständlich wenn Trinchieri einen Melli der offensichtlich noch nicht richtig gesundet war so lange spielen läßt, warum ein Zisis der schon seit einigen Spielen viel Grütze spielt und weder ein Spiel ordnen, noch Zuckerpässe oder von außen trifft, so lange am Feld bleibt, aber ein Lo oder Heckmann oder Radosevic oder Veremeenko überwiegend die Bank drücken?!
Diese Niederlage muß auch der Trainer mit auf seine Kappe nehmen - natürlich habe viele Spieler grottenschlecht gespielt - aber dann nehme ich sie vom Feld und gebe ihnen nicht nur eine Verschnauf- sondern auch mal eine Denkpause! Melli wird momentan fast schon ein wenig "verheizt" - und die Saison ist noch sehr lang - hoffentlich rächt sich das dann nicht...
Es ist auch unverständlich dass munter weiter Dreier geballert werden wenn man doch offensichtlich einen Tag (Abend) hat, an dem von außen nichts fällt - dann muß man eben die Taktik/Gameplay ändern..
Wenn man solche Spiele regelrecht verschenkt, sich nicht am Riemen reißen kann, die Rotation mal ein klein wenig ändert - ja dann hat man es auch nicht vedient zu gewinnen - das Ziel unter die letzten acht zu kommen ist damit wieder in sehr weite Ferne gerückt...
Es war einfach furchtbar enttäuschend/frustrierend, so ein Spiel serviert zu bekommen..
Man kann es schlecht nachvollziehen, dass man nach so tollen Spielen jetzt ein solches Gurkenspiel abliefert. Da führt man im 3/4 noch mit 12 Punkten und gibt dann den Sieg ab. Für mich sind dies Konzentrations-schwächen und Lässigkeit. Man war mit den Gedanken wo anders. Man hätte jetzt einen großen Schritt machen können.