Druckartikel: SPD will ein"Mundo Arabico" auf dem Gelände der Are in Bamberg haben

SPD will ein"Mundo Arabico" auf dem Gelände der Are in Bamberg haben


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Freitag, 20. Mai 2016

Aus dem Balkanzentrum soll ein Ankunftszentrum werden. SPD und GAL fordern ein internationales Wohnquartier. Die CSU hält wenig von dem Vorschlag.
GAL und SPD wollen ein internationales Wohnquartier auf der Fläche der Ankunfts- und Rückführungseinrichtung im Bereich der Flynn-Housing-Area in Bamberg.  Foto: Matthias Hoch/Archiv


Lade TED
 
Ted wird geladen, bitte warten...
 
Helmut Müller (CSU) bezeichnet die Idee als "Luftschloss", weil sie kaum zu realisieren sei, doch die Bamberger SPD meint es durchaus ernst: Die Stadtratsfraktion fordert in einer Pressemitteilung die Verwaltung auf, sich gegenüber dem Bezirk, Land und Bund für ein internationales Wohn- und Lebensquartier auf dem Gelände der Ankunfts- und Rückführungseinrichtung (Are 2) einzusetzen.

"Nachdem der Flüchtlingsstrom aus dem West-Balkan nahezu versiegt ist, soll jetzt ein internationales Wohnquartier zur Förderung des Zusammenlebens von deutschen und ausländischen Familien entstehen", sagt Fraktionschef Klaus Stieringer.

Seine Fraktion hält eine solche Umsetzung im Gegensatz zur CSU für realistisch. Einen Namen hat sich die SPD dafür auch schon ausgedacht: "Mundo Arabico" (Arabische Welt) könnte das Quartier heißen. Der SPD-Ortsverband Bamberg-Ost schlägt das vor.


In dem Mundo Arabico soll ein bezahlbarer, gemeinsamer Lebensraum für anerkannte Asylbewerber und die Bamberger Bürger entstehen. "Durch begleitende Maßnahmen soll darauf geachtet werden, ein bunt durchmischtes Wohngebiet entstehen zu lassen, in dem Menschen unterschiedlicher Herkunft, Alters und Einkommens miteinander leben", erklärt SPD-Stadtrat Heinz Kuntke.


Mundo Arabico oder Weltquartier

Bei den Grünen stößt dieser Vorschlag auf offene Ohren: Ursula Sowa, Fraktionschefin der GAL, freut sich: "Wir argumentieren immer schon für eine Wohnquartierentwicklung mit Migranten und Bambergern." Ihr Namensvorschlag: Weltquartier.

Signale, dass sich Freistaat oder Bund in diese Richtung bewegen, gibt es derzeit zumindest offiziell noch nicht. An den Rahmenbedingungen für die Einrichtung eines Ankunftszentrums und einer "besonderen Aufnahmeeinrichtung" mit 4500 Plätzen soll offenbar - trotz der derzeitigen Belegung der Are mit gerade mal 528 Flüchtlingen aus den Balkanstaaten - festgehalten werden. Beim bayerischen Sozialministerium heißt es nur knapp: "Die Gespräche laufen noch." Auch bei der Stadtverwaltung ist nichts anderes bekannt.

Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) hat laut Stadtsprecherin Ulrike Siebenhaar in dieser Woche mit der Regierungspräsidentin von Oberfranken, Heidrun Piwernetz, gesprochen. Allerdings soll darin ebenso noch kein Ergebnis zur Sprache gekommen sein. OB Starke hatte bereits im April gegenüber Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (CSU) betont, dass ein Teil der Flynn-Siedlung, auf der sich die Are befindet, genutzt werden sollte, um günstigen, kombinierten Wohnraum zu schaffen.


40 anerkannte Flüchtlinge

Ein internationales Wohnquartier dürfte allein deshalb interessant sein, weil die Kommunen nun, nach dem Abebben des Flüchtlingsstroms und einer Welle an anerkannten Asylbewerbern vor dem nächsten Problem stehen: 40 anerkannte Flüchtlinge leben derzeit noch in den Unterkünften, obwohl sie längst eine eigene Wohnung bezogen haben müssten.

Ursula Sowa glaubt, dass gerade mit dem Chef des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge ein guter Ansprechpartner vorhanden wäre, der sich solchen Ideen nicht verschließen würde. "Es geht immer was, aber man muss verhandeln." Ihr CSU-Kollege Helmut Müller dagegen sieht wenig Chancen: zu viele Bedingungen seien daran geknüpft. Die Stadt habe ohnehin kaum etwas zu sagen, wie es die Vergangenheit gezeigt habe: "Deshalb haben wir uns damit auch nicht befasst."