In Oberhaid wälzten sich wieder über 20 Wagen mit viel Fußvolk durch die Straßen.
Ja, wenn es so einfach wäre. Angesichts leerer Kassen geht man auf Schatzsuche. Jedenfalls unternahmen das Bürgermeister Carsten Joneitis und sein Parteifreund Andreas Schwarz. "Zuviel Projekte, die Kassen sind leer, drum such' ich den Schatz im Silbersee, um zu füllen das Portemonnaie" hatten sie auf ihr Fahrzeug gepinselt, das den 23. Oberhaider Faschingszug am Samstag anführte. Sinnigerweise hatten sich die SPD-Politiker als Rothäute gewandet. Ob ihnen weitere Karl-May-Assoziationen im Hinterkopf spukten? Ihre Partei muss ja zurzeit "Durch die Wüste" marschieren, schmachtet geradezu "Am Marterpfahl" und träumt davon, wieder einmal "Lichte Höhen" erklimmen zu können ...
Immer noch eine rote Bastion
Überhaupt war die SPD stark vertreten - Oberhaid ist ja immer noch eine rote Bastion - mit dem Hallstadter Bürgermeisterkandidaten Heiko Nitsche als altem Ägypter neben einer Pyramide (als Symbol fürs Amt, das er zu erklimmen hofft?) und ortseigenen Sozialdemokraten mit Wägelchen. Ansonsten waren wie bereits im vergangenen Jahr aus dem Maintal, dem Steigerwald, den Ortsteilen, versteht sich, und Nachbargemeinden wieder jede Menge Hilfstruppen angereist, die den Zug zu einem der stärksten der letzten Jahrzehnte überhaupt anschwellen ließen. Und auch die Zuschauerkulisse war ähnlich dicht gestaffelt wie 2019.
Wie in den letzten Jahren stach der Satire-Stachel selten zu. Alles in Ordnung also im Ort? Fast könnte man's glauben. Lediglich die Basketball-Abteilung des RSC klagte über Wasser-Belästigung: "Hilfe, in unsere Halle regnet es hinein / dann wird sie bald Aquarium sein!" Darüber hinaus war der RSC wieder mächtig vertreten mit liebevoll geschminkten und kostümierten Damen im asiatischen Stil, einem Wagen dito und, ganz originell, einer Japaner- oder Chinesen-Reisegruppe inklusive Selfie-Stick und Mundschutz. Aber auch der FC ließ sich nicht lumpen, ganz distinguiert diesmal venezianisch mit einer Gondel. Eine etwas derbere Avantgarde hatte sich einen überdimensionalen Bierkasten gebastelt und den eindeutig beschriftet: "Don't worry, be soffen!"
Großes Gewusel
Klar, dass auch die Kindergärten Maria Hilf, St. Cyriakus in Staffelbach und Regenbogen wieder dabei waren. Die personenstarke Abordnung des letzteren marschierte farbenfreudig als Bauarbeiter-Kolonne mit, gefolgt von groß geratenen Wichteln der Bibliothek. Das Gewusel war so groß in diesem Jahr, die Teilnehmerzahl so hoch, dass die Gruppen und Themen ineinanderflossen. Immerhin waren die Araber des Jugendblasorchesters samt Männergesangverein zu identifizieren, und die Musikanten des Blasmusikvereins hatten sich ziemlich weit vorne eingereiht.
Etwas Besonderes hatten sich wieder die Faschingszug-Veteranen der Familien Geus und Wohlleber einfallen lassen. Statt Elektromobilität setzten sie auf einen "Furzvergaser", auf "Shit for Sprit". Was noch in der Probephase zu sein scheint, denn einstweilen knatterten diese Ingenieure noch mit Verbrennungsmotor auf einem Dreirad um die Konstruktion herum.
Groß war die Abordnung aus Unterhaid mit einem TV-U, einem rasenden Reporter, der den Zuschauern das Mikro unter die Nase hielt, und einer Wagen-Beschriftung, die vorschlug, die Weinstube im alten Rathaus zum Sudhaus umzuwidmen. Außerdem wartete eine Weinkönigin im Käfig darauf, gegen 1000 Liter Freibier ausgelöst zu werden. Die Hallstadter Concordia hatte kleine Eisbären aufgeboten, die sich angesichts der bald ausfallenden Freibad-Heizung durchs geschlossene Michelin-Werk freuten: "Die Michelin wird bald schließen / die Bären das kalte Wasser im Freibad genießen." Soli und Faschingsverein Hallstadt sind verlässliche Gäste im Oberhaider Fasching ebenso wie die Tänzerinnen vom SV Dörfleins, die auch einen Las-Vegas-Spielwagen mitgebracht hatten. Originell die Kleinen aus Breitengüßbach, die einen "Saturday for Penguins" ausgerufen hatten.
Reichlich und großzügig
Aufwendige und prachtvolle Gefährte boten die Trunstadter Ritter vom Hahn auf mit einem Narren-Piratenschiff und die Dorfjugend Mühlendorf. Ihr Heavy-Metal-Trumm samt E-Gitarre und Marshall-Verstärker ragte hoch hinauf. Aber auch der Pfau der "Eschenbacher Weibsen" war nicht zu verachten.