Als Polizist wirbt Holger Dremel offensiv mit seiner "Kernkompetenz". Diese will der Scheßlitzer Tausendsassa für die CSU im Landtag einbringen. Landflucht, Digitalisierung und Mittelstandsförderung nennt er als Themen.
Dieser Mann ist im Wahlkampf beinahe omnipräsent. Sein Konterfei grüßt von Plakaten, Flugblättern und sogar Lkw-Planen. In den sozialen Medien scheint es, als sei Holger Dremel auf allen Kerwas im Stimmkreis Bamberg Land gleichzeitig. "Ich habe mir drei Klone zugelegt", sagt der 46-Jährige dazu und lacht.
Viel um die Ohren hat Dremel auch ohne Wahlkampf. Früher Elternbeirat und Fußballtrainer, heute Zweiter Bürgermeister und Vorsitzender der Scheßlitzer Vereine, Organisationsleiter für die "Lange Nacht" und die Wirtschaftstage: "Meine Frau rechnet derzeit nicht mit mir, freut sich aber, wenn ich doch irgendwo dabei bin", sagt der Vater von drei Kindern. Mit seinem großen Sohn (17), den beiden Zwillingen (13) und seiner Frau habe er auch die Kandidatur besprochen. "Das war ein Entscheidungsprozess in der Familie", sagt Dremel.
Im Entscheidungsprozess der Partei hat sich der ehemalige Ortsvorsitzende der Jungen Union und amtierende CSU-Ortsvorsitzende gegen zehn andere Kandidaten durchgesetzt. Darauf ist er stolz. "Von elf der Eine zu sein, das ist für mich eine Ehre." Das Engagement für Scheßlitz will er bald erweitern, dafür die örtlichen Ämter aufgeben: "Wenn man überörtlich für alle Gemeinden im Stimmkreis zuständig ist, kann man nicht in einem Ort so aktiv sein."
Beruflich aktiv ist Holger Dremel für die Polizei Bamberg Stadt. Als Leiter der Ermittlungsgruppe hat er Personalverantwortung für 20 Mitarbeiter. Sein Team bearbeitet Fälle von Einbrüchen, Betrügereien oder auch häuslicher Gewalt. "Außer Hubschrauberpilot, Hundeführer und SEK-Beamter habe ich innerhalb der Polizei alle Positionen besetzt", erzählt der 46-Jährige grinsend.
Kein Wunder also, dass Dremel das Thema Sicherheit seine "Kernkompetenz" nennt. Ausreichend Personal für die Sicherheitsbehörden, Ausrüstung, aber auch Kompetenzen: Der Ermittler ist ein Verfechter des umstrittenen Polizeiaufgabengesetzes. "Ich sehe das positiv. Das Gesetz ist teilweise ein Ausfluss an Forderungen aus den Sicherheitsbehörden", sagt er und erklärt die Novellierungen im Gesetzestext und wie viele "Hemmnisse" dadurch für die Ermittler wegfielen.
Nicht nur das Polizeiaufgabengesetz hat Gegenwind in der bayerischen Bevölkerung bekommen. Auch der Umgang der CSU mit dem Thema Migration. "Das Thema Zuflucht ist das schwierigste überhaupt. Das wird auch an den Infoständen häufig genannt. Das müssen wir auf die Reihe bekommen, da müssen wir uns strecken", sagt Dremel dazu und nennt die "Rückführung abgelehnter Asylbewerber" als Beispiel, wo der Rechtsstaat konsequent sein müsse.
Andererseits weist er auch auf Migranten hin, die sich integrieren wollen, auf fehlendes Personal im Gastro- oder im Pflegebereich. Plädiert er für ein Einwanderungsgesetz? "Ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz", antwortet der Kandidat.
Auf gut deutsch also überfordert und auch nicht brauchbar
Herr Dremel war einmal Pressesprecher der Polizei.
So manche polizeiliche Unfallberichte oder zumindest deren aufmerksamkeitsheischende Überschriften - die konkrete Autorenschaft ist mir natürlich nicht bekannt - ließen den Eindruck aufkommen, die Radler seien selbst Schuld, obgleich die genaue Schilderung des Hergangs oder auch einfach die Örtlichkeit leicht erkennen ließen: Das kann so nicht gewesen sein. Beispiele:
Radfahrer kollidiert mit Pkw - hieß tatsächlich: Der nach rechts abbiegende Autofahrer hat dem auf dem Radweg geradeaus fahrenden Radler die Vorfahrt genommen.
Pkw streift Radfahrer, der die Fahrbahn auf dem Fußgängerüberweg quert - tatsächlich handelte es sich um eine gemeinsame Fußgänger- / Radfahrerfurt im Zuge eines (unzulässigerweise) benutzungspflichtigen Radwegs - der Radler hatte Grün, der Pkw-Fahrer war wartepflichtiger Rechtsabbieger.
Als an der Kreuzung Moosstraße / Berliner Ring eine den (gleichfalls unzulässig benutzungspflichtigen) Radweg befahrende Radlerin von einem abbiegenden Lkw getötet wurde, spekulierte die Polizei tagelang öffentlich, ob sie die Beleuchtung eingeschaltet gehabt hätte. Auf Pressebildern war das im Straßenbegleitgrün liegende Fahrrad mit hell strahlenden Leuchten deutlich erkennbar.
Welche verkehrspolitischen Absichten haben wir von einem solchen Kandidaten zu erwarten?