Segnungsmöhren für die Pferde

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Pfarrer Ulrich Rauh verteilt Segnungsmöhren, mit denen die Kinder wiederum die Pferde erfreuen. Fotos: Dieter Grams
Pfarrer Ulrich Rauh verteilt Segnungsmöhren, mit denen die Kinder wiederum die Pferde erfreuen.  Fotos: Dieter Grams
Die Segnung fand in der modernen Halle der Pferdepension Seeberger statt.
Die Segnung fand in der modernen Halle der Pferdepension Seeberger statt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

In Kolmsdorf hat der Voltigierverein Bamberg eine neue Heimat gefunden. Beim Tag der offenen Tür erlebten die Besucher die ganze Bandbreite.

Der 1996 gegründete Voltigierverein Bamberg e. V., der einzige seiner Art in Stadt und Landkreis, ist umgezogen. Im Walsdorfer Ortsteil Kolmsdorf hat er in der Pferdepension von Jürgen und Silvia Seeberger eine neue Heimat gefunden.

Der Verein hat rund 150 Mitglieder. Drei Viertel davon sind Kinder und Jugendliche. "Nachwuchssorgen kennen wir nicht", so Schriftführerin Christiane Rauch. 13 Trainer betreuen drei Breitensportgruppen, drei Turniergruppen und zwei Einzelvoltigierer. Und die Eltern sind natürlich auch aktiv dabei. "Wir verfolgen eine einfache Philosophie: Wir fördern und bezahlen jede Fort- und Ausbildung unserer jugendlichen Mitglieder und Trainer, und alte Pferde werden nicht abgeschoben."

Mit Junior, Dagino, Riba, Luca Toni und der altbewährten Abendsonne besitzt der Verein fünf Pferde, die entsprechend ihres Alters und ihrer Leistungsfähigkeit gezielt arbeiten und eingesetzt werden.
"Die Tiere fühlen sich hier ausgesprochen wohl", sagt Rauch. Kein Wunder - auf dem ca. 10 Hektar großen Gelände tummeln sich weitere 47 Rösser, und die Herdenhaltung entspricht natürlich dem Naturell des Herdentiers Pferd - ohne Frage ein Wohlfühlfaktor.

Am Tag der offenen Tür, der Einweihung der geräumigen Halle und Segnung von Roß und Reitern, kam ein weiterer dazu. Pfarrer Ulrich Rauh hatte einen Korb "Segnungsmöhren" dabei, die von begeisterten Kindern an die Pferde verteilt wurden. Zwar sei die Kulturgeschichte des Menschen ohne Pferd so nicht denkbar, aber die Bibel selbst gäbe in Richtung Pferd relativ wenig her, so Rauh.

Der Prophet Mohammed wird da deutlicher: "Und er schuf das Pferd und rief ihm zu: Dich habe ich gemacht ohnegleichen. Alle Schätze der Erde liegen zwischen deinen Augen. (...) Denn dir soll die Liebe werden des Herrn der Erde. Du sollst fliegen ohne Flügel und siegen ohne Schwert." So heißt es im Koran.


Viele Erfolge gefeiert

Gesiegt ohne Schwert, das haben auch die Bamberger, jetzt Kolmsdorfer Voltigierer. Die Turniergruppe I. war 2011 und 2012 Fränkischer Meister, 2013 Vizemeister. Bei der Bayerischen Meisterschaft belegten sie Platz 5. "Der neue Standort ermöglicht es uns, unser sportliches und soziales Angebot zu erweitern und auch wieder Veranstaltungen zu organisieren", weiß Christiane Rauch.

Der Verein wolle nicht nur im oberen Leistungs- und Breitensportbereich präsent sein, sondern das Spektrum auf Kindergarten- und Schulsport bis hin zur Heilpädagogik und Therapie erweitern. Die Voraussetzungen dafür seien jetzt gegeben, und werden durch die Familie Seeberger mit einer konsequent praktizierten artgerechten Haltung unterstützt. Der Verein freue sich darüber, so problemlos und harmonisch in das Vereinsleben der Gemeinde Walsdorf aufgenommen worden zu sein.


Sportart mit Geschichte

Das Voltigieren ist keine neue Sportart. Im Gegenteil. Die Wurzeln liegen im antiken Rom, wo neben Wagen- und Pferderennen auch akrobatische Vorführungen auf galoppierenden Pferden auf dem Programm der alljährlichen Spiele standen. Diese Vermittlung von "Gewandtheit und Bewegungseleganz" wurde erstmalig 1920 in Antwerpen olympisch. "Kunstreiten" nannte man das damals. An den Start gingen junge Kavalleristen. Noch das französische "Roßspringen", später "La Voltige" getauft, war eine Sache des Adels, so wie sich auch überhaupt nur Römer der sozialen Oberschicht ein Pferd leisten konnten. Noch im Mittelalter musste ein Zimmermann ein Jahr lang arbeiten, bevor er ein Pferd käuflich erwerben konnte.

Das alles hat sich gründlich geändert. Reiten ist heute Hobby, Breiten- und Leistungssport. Am Tag der offenen Tür war das ganze breite Spektrum zu sehen, vom Westernreiten über die Dressur bis hin zu einer Springquadrille. Und selbstverständlich auch das Voltigieren.