Obwohl sämtliche öffentliche Gottesdienste abgesagt sind, haben die Pfarrer keinen Urlaub. Sie stehen für Menschen in Notsituationen zur Verfügung.
Einen Masterplan für den Umgang mit Pandemien hatten weder das Erzbistum Bamberg noch die evangelisch-lutherische Landeskirche in der Schublade. "Die aktuelle Lage ist auch für uns neu", sagt etwa Harry Luck, Pressesprecher des Erzbistums.
Umso erstaunlicher ist, was die beiden großen Kirchen speziell für die Bamberger Region auf die Beine stellen, um die Seelsorge zu sichern. Denn selbst wenn jetzt sämtliche öffentlichen Gottesdienste sowohl in katholischen wie evangelischen Kirchen abgesagt sind, machen die Pfarrer und das pastorale Personal wie Gemeindereferenten, Pastoralreferenten, Diakone nicht einfach Urlaub: "Seelsorge in Notsituationen und in der Krise kann und muss weiter stattfinden, sie ist unentbehrlich", erklärt Luck. Und Regionalbischöfin Dorothea Greiner sagt klar: "Die Pfarrer und Pfarrerinnen und alle, die in geistlicher Verantwortung stehen, sind bereit zur Seelsorge." Sie fügt hinzu: "Keine Furcht - doch Besonnenheit! In diese Haltung führt uns Gottes Geist."
Es zählt der Einzelfall
Vor allem Schwerkranke und Sterbende werden weiterhin von Pfarrern besucht und können die Sakramente empfangen: "Hier muss immer der Einzelfall angeschaut werden", betont Pressesprecher Luck. Pfarrer Christoph Uttenreuther, Dekan des katholischen Dekanates Bamberg, macht zudem klar, dass Seelsorger "auf jeden Fall telefonisch erreichbar sind, insbesondere für bedrückte Menschen". Niemand solle sich verunsichern lassen, wenn zunächst nur der Anrufbeantworter im Pfarrhaus läuft: "Wir rufen sobald wie möglich zurück", verspricht Dekan Uttenreuther und fügt hinzu: "Auch ohne physische Präsenz sind wir Seelsorger für die Menschen da." Und physisch präsent für Beerdigungen im kleinsten Familienkreis, wenn auch ohne Requiem. Geburtstagsbesuche werde es ebenso wenig geben: "Wir gratulieren telefonisch oder schriftlich", so Uttenreuther.
Die Priester feiern im privaten Rahmen weiterhin die Eucharistie: in den Anliegen der Gemeinde oder einzelner Menschen. Dekan Uttenreuther regt an, dass Gebetsanliegen telefonisch, schriftlich oder per E-Mail in die Pfarrhäuser übermittelt werden: "Die Bereitschaft der Pfarrer ist da, diese Anliegen aufzunehmen", weiß der Dekan nach einer Krisensitzung der leitenden Pfarrer aus den sieben Seelsorgebereichen des Dekanates Bamberg. Pläne gebe es auch, spirituelle Impulse, tröstende Worte, Gebete zu erstellen und via Internet, Post, Verteilung in Briefkästen zu verbreiten. Auch in den weiterhin geöffneten Kirchen solle Entsprechendes ausgelegt werden.
Eucharistiefeier online
Gläubige können ab dem heutigen Donnerstag täglich ab 8 Uhr auf der Facebook-Seite des Doms (www.facebook.com/bambergerdom) aus der Nagelkapelle eine Eucharistiefeier mit dem Erzbischof oder einem Mitglied des Domkapitels verfolgen und geistig mitfeiern. "Noch nicht am Ende der Überlegungen" sei die virtuelle oder sonstige Gestaltung der Karwoche und von Ostern. Denn auch an diesem Hochfest müssen alle öffentlichen Gottesdienste abgesagt werden. Christoph Uttenreuther schlägt vor, im Freien Stellen zu schaffen etwa für die Verehrung des Kreuzes am Karfreitag: "Einzelne können an einem Wegekreuz Blumen ablegen und ein Gebet sprechen, sofern es keine Ausgangssperre gibt." Und auch Harry Luck hat für die Osternacht einen Vorschlag: "Ein Miteinander kann man sich durch Zeichen vorstellen, etwa durch Lichter in den Fenstern zu jenem Zeitpunkt, an dem in der leeren Pfarrkirche oder im Dom die Osterkerze entzündet wird."
Damit Familien und Kinder die Kar- und Osterzeit im Glauben begehen können, hat der Fachbereich Gemeindekatechese im Erzbischöflichen Ordinariat Gestaltungsvorschläge erarbeitet. Diese sind bis Ende kommender Woche auf der Homepage www.gemeindekatechese.erzbistum-bamberg.de abrufbar.
Pressesprecher Luck macht darauf aufmerksam, dass Erstkommunionen, Firmungen und deren Vorbereitung verschoben werden müssen. Taufen können, wenn keine Verschiebung möglich ist, unter Einhaltung der behördlichen Vorgaben im kleinsten Kreis stattfinden.