"Die Nerven liegen blank!" Das stellt Walter Hanslok, Verwaltungschef der Steigerwaldgemeinde Ebrach fest. Der Grund: Übers Wochenende ist in der schneereichen westlichsten Gemeinde des Landkreises die "weiße Pracht" nochmal um weit über 30 Zentimeter angewachsen. "In mancher Straße wissen wir nicht mehr wohin mit dem Schnee", lässt der Verwaltungsfachmann wissen.
Deswegen häufen sich proportional zu den Schneemassen auch die Anrufe empörter Bürger, die Probleme mit der Passierbarkeit ihrer Straßen haben. Das schneereiche Wochenende bescherte vor allem Räumspezialisten Sonderschichten und auch die Polizei im Landkreis war mehr oder weniger pausenlos im Einsatz.
Polizeipressesprecher Matthias Singer von der Polizeidirektion in Bayreuth spricht von einer Häufung von Unfällen. Innerhalb eines Zeitraums von zwölf Stunden - Sonntag, 22 Uhr, bis einschließlich Montag, 10 Uhr - wurden oberfrankenweit 67 Unfälle gemeldet, davon 14, bei denen es Verletzte gegeben hat. Die Unfälle selbst charakterisiert Singer größtenteils als "Rutscher", also Fälle, in denen die Verkehrsteilnehmer ihre Geschwindigkeit nicht an schnee- und eisglatte Fahrbahnen angepasst hatten.
Eine Häufung gesteht Singer damit sehr wohl zu, "extrem" mag er sie allerdings nicht nennen. Der wohl schwerste Unfall der Bamberger Region war der am Sonntag bei Wölkendorf, an dem insgesamt drei Fahrzeuge beteiligt und sechs Menschen verletzt wurden. Allerdings war die Unfallursache hier nicht Glätte oder Schnee, sondern dass ein Stopp-Schild missachtet worden war.
Dennoch waren die heftigen Schneefälle Hauptkommissar Klaus Schmitt von der Polizeiinspektion in Bamberg zufolge die Ursache dafür, dass seine Kollegen nahezu pausenlos "gefragt" waren. Fahrzeuge krachten wegen Schnee und Glätte unter anderem in die Leitplanke (Gundelsheim), gegen einen Baum (Litzendorf) oder gegen ein Wegweiserschild. Am Montagmorgen landete bei Medlitz (Gemeinde Rattelsdorf) ein Pkw so auf dem Dach, dass die Feuerwehr anrücken musste.
Schnee und Eis machen den Polizeibeamten indes genauso zu schaffen, wie allen anderen Verkehrsteilnehmern, gibt Klaus Schmitt zu verstehen. Allerdings verfügen die Beamten über spezielle Fahrertrainigs und müssen schon von berufs wegen vorsichtig fahren. Die eine oder andere Rutschpartie lässt sich dennoch nicht vermeiden. Ansonsten tue man das Möglichste, um zu Unfallstellen zu kommen, "aber hexen können wir auch nicht", gibt der Hauptkommissar zu verstehen.
Polizeipresseprecher Singer aus Bayreuth wiederum weist angesichts der aktuellen Situation explizit noch einmal darauf hin, wie wichtig nicht nur an die Witterung angepasstes Fahrverhalten, konkret größere Achtsamkeit und Vorsicht und die Einhaltung der vorgeschriebenen Abstände und natürlich die Ausrüstung der Fahrzeuge mit tauglichen Winterreifen sind. Ein Kompliment zollt der Pressesprecher den Winterdiensten in der Region. Ihnen bescheinigt er, dass sie m Allgemeinen "gut funktionieren".
Bis zu 30 Zentimeter Neuschnee Dass dem so ist, dazu tragen im Landkreis die Kollegen des Kreisbauhofes bei. Straßenbaumeister Steffen Lieb stöhnt leicht auf, als er berichtet, dass allein am vergangenen Wochenende die zwölf Räum- und Streufahrzeuge des Kreisbauhofes in jeweils zwei Schichten mehr als gut beschäftigt waren: Jeweils von 3 Uhr morgens bis um 12 Uhr mittags in der einen Schicht und in der folgenden mit neuem Fahrer von 12 bis 21 Uhr. Schließlich müssen 290 Kilometer Kreisstraßen "bedient" werden. "So intensive Schneefälle wie in den letzten Tagen hatten wir in diesem Winter noch nicht", resümiert Lieb. In Hirschaid hatte es um die 15 Zentimeter Neuschnee, auf dem Jura über 20 und in Ebrach sogar bis zu 30.
An einem Wochenende wie dem vergangenen kommen eine Menge Überstunden zusammen. Die werden nach der Schnee-Saison abgebaut. Aber auch erst dann, wenn die Schäden an den Straßen begutachtet und entsprechend behoben sind. Wie sieht es mit den Streumittelvorräten aus? "Gut", sagt Lieb. Etwa noch zu einem Drittel ist das Depot in Memmelsdorf gefüllt.
Davon kann Ebrachs Verwaltungschef Hanslok nur träumen. "Sechs Tonnen haben wir noch", das sei nicht viel, fügt er an. Nochmal ordern, bei derzeit hohen Preisen, oder darauf hoffen, dass es taut..." - oder regnet", formuliert Hanslok die Alternativen. Denn sonst müsste auch überlegt werden, wie man die weiße Masse los wird, das heißt per Lkw abfährt. Auch das kostet. Kapazitäten hat Ebrach allein was Manpower betrifft, weil die Bauhofmitarbeiter auf einer ganzen Menge von Kilometern und Quadratmetern öffentlicher Flächen bereits an der Schneefront im Einsatz sind, zu einem nicht unerheblichen Teil mit Handarbeit . Wie bereits erwähnt, zum Thema Schnee liegen in Ebrach die Nerven blank. Vermutlich nicht nur hier.