200 Menschen folgen dem Aufruf eines linken Bündnisses und protestieren am Samstag in Bamberg knapp drei Stunden gegen die Aufnahmeeinrichtung.
Es brodelt an der Birkenallee im Osten Bambergs, als Samstagnachmittag ein Teil der von einem linken Bündnis angelockten Bewohner der Aufnahmeeinrichtung Oberfranken (AEO) sowie eine überschaubare Anzahl sympathisierender Einheimischer aus Nah und Fern ihre Ablehnung der deutschen Asylpolitik demonstrieren: "Asylrecht für alle Unterdrückten", wird da gefordert. "Kein Lager - nirgendwo, Dublin stoppen, Arbeitsverbot abschaffen!" lauten die Parolen.
Die Stimmung ist gereizt, was zweifellos mit den aktuellen politischen Entwicklungen in München, Berlin und auf europäischer Ebene zusammenhängt. Die bange Frage der hier versammelten Menschen: Was kommt heraus bei der Kontroverse zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Innenminister Horst Seehofer (CSU) und weiteren europäischen Spitzenpolitikern? Mehr denn je sorgen sich die Flüchtlinge, die in der nach Ansicht der Union vorbildhaften Bamberger Aufnahmeeinrichtung gelandet sind, um ihre Zukunft. Sie ängstigen sich vor der Trennung ihrer Familien und fühlen sich "wie in einem Gefängnis".
Frenetischer Beifall
Die nach Polizeiangaben rund 200 Teilnehmer der von linken Gruppierungen und dem Bayerischen Flüchtlingsrat organisierten Demonstration ziehen nach einer Kundgebung vor der AEO über den Bahnhof bis zum Maxplatz. Bei der dortigen Abschlusskundgebung wird ebenfalls "gegen Kriminalisierung und das Lagersystem" argumentiert. Die Parole "Shut down camp!" wird mit frenetischem Beifall der Demonstranten quittiert.
Schließt das Lager, wünschen sich viele Anwesende und stattdessen die dezentrale Unterbringung mit mehr Freiheitsrechten für die Flüchtlinge. Einer geht mit seinem Transparent noch weiter: "No nation - no border!" Keine Nationen, keine Grenzen. Das würde freilich allen helfen, die von Afghanistan und Iran, von Nigeria oder Georgien nach Deutschland flüchten.
Polizei zieht positive Bilanz
Ein der Größe der Veranstaltung angemessenes Aufgebot an Polizeikräften verfolgt das Geschehen - eingreifen muss es nicht. Die ordnungsgemäß angemeldete Veranstaltung nimmt einen reibungslosen Verlauf. Später heißt es in einer Meldung der Bamberger Polizei, dass sie "eine insgesamt positive Bilanz" ziehe, "da es im gesamten Verlauf der Versammlung friedlich blieb".
Ein Einpeitscher von der "Organisierten Autonomie", der sich nur als Chris vorstellt, sieht hinter der gesamten Flüchtlingsproblematik "kapitalistische Ausbeutung und imperialistischen Krieg". Stimmgewaltig fordert er dazu auf, dagegen als stärkste Waffe Solidarität zwischen den Flüchtlingen und den Einheimischen aufzubieten.
Eher leise Töne schlagen die AEO-Bewohner an, wenn man sie fragt, was sie bewegt. Die dunkelhäutigen Männer zwischen 18 und 30 bleiben stumm. Ihr Blick verrät: Wir wollen es einfach besser haben. Doch werden auch Enttäuschung, Angst und Unverständnis zum Ausdruck gebracht.
Rosa aus Tschetschenien empfindet das Lager "wie einen Knast". Said aus dem Iran, als Christ in seiner Heimat unterdrückt und verfolgt, ist vor einem Jahr nach
Bamberg gekommen. Inzwischen hat er seine Frau und zwei Töchter mit Hilfe von Visa über Frankreich nachgeholt. Nun drohe seinen Angehörigen die Abschiebung ins Nachbarland, mithin wieder die Trennung der Familie.
Pegah, eine 18-jährige Schülerin aus dem Iran, beklagt, dass sie ihre in Hessen lebende Schwester nicht besuchen und ihre Ziele nicht erreichen könne: Das Abitur machen und Medizin studieren. Jennifer aus Nigeria hat vor sieben Monaten in Bamberg ein Kind zur Welt gebracht. Da sie ihre Fingerabdrücke bei der Einreise in Italien hinterlassen hat, soll sie jetzt dorthin zurückgeschickt werden, während ihr Baby mit dem aus Ghana stammenden Vater in Bamberg bleiben könnte.
Wenige Zaungäste reihen sich ein
Tausend und mehr Schicksale summieren sich bei den in der AEO untergebrachten Menschen, die ihre Hoffnung auf Hilfe in Deutschland mehr und mehr enttäuscht sehen. Sie empfinden es als unwürdig, ja grausam, in einem Großlager "zur Abschiebung fertig gemacht" zu werden. Der gewöhnliche Bamberger kann daran so wenig wie jeder andere Bundesbürger etwas ändern. Zwischen Verständnis und Unverständnis schwankt denn auch die Meinung der Zaungäste zu der Demo, einige wenige reihen sich ein und stimmen zu: "Kein Mensch ist illegal!"
ab in die freie wildbahn
Jawoll! Schließt das Lager! Bin absolut dafür! Aber bitte bringt sie auch wohlbehalten "nachhause", in ihre Heimat!
Warum wird da immer von Lager gesprochen? Ich war auch öfter bei Umschulungen in Wohnheimen in kleinen Zimmern untergebracht, auch mit Zugangskontrolle die unter der Woche besetzt war. Dort war ich auch mit nicht ganz pflegeleichten Mitbewohnern untergebracht, aber es gab es keine handfesten Streitigkeiten. Die Unschulungen gingen meist über 2 Jahre. Klar kann man sagen es war wenigstens eine Umschulung dabei, jedoch ist es eben auch schwierig gewesen diese Umschulung überhaupt zu bekommen. Ich kannte auch die Wohnungen der "Housing" und die waren viel größer. Ich weiß aber nicht wie sie umgebaut aussieht, wäre vielleicht gut gewesen vorab mal Bider vom umgebauten Zustand in der Zeitung zu bringen.
Die ehemalige amerikanische Housing Area hat über Jahrzehnte als perfekte Wohngegend für US-Amerikaische Familien gedient, wurde laufend saniert und modernisiert. Ich glaube nicht, dass die US-Armee ihre Soldatenfamilen in "Lagern" untergebracht hat. Ich kenne die Wohnungen aus seiner Zeit persönlich. Was daran zu auszusetzen ist erschließt sich mir nicht. Wahrscheinlich verbergen sich wieder mal die ewigen Krawallmacher, die die Sachlage nicht kennen, dahinter. Wie damals in Hamburg zum Gipfeltreffen.
1. ein Lager sieht doch wohl anders aus. Es handelt sich hier um einwandfreien Wohnraum mit 4 festen Wänden, Sanitaranlagen, Balkon, Waschmaschinen, Kantine, Aufenthaltsräumen, Kinderspielplätze, viel Grün drumherum, Gesundheitsversorgung.
2. man fühle sich wie im Gefängnis: im Gefängnis kann man sich nicht frei überall bewegen, vor allem nicht außerhalb der Gefängnismauern. Man bekommt auch kein Taschengeld, ohne nicht dafür jeden Tag eigentlich arbeiten zu müssen.
3. warum denn ausgerechnet bis nach Deutschland "fliehen" aus Afghanistan, Iran, Nigeria oder Georgien. Doch wohl nur, weil Deutschland derzeit das Asylrecht äußerst großzügig auslegt und auch sonst mit finanziellen Mitteln nicht spart, wenn es um die Rundumversorgung von Asylbewerbern, anerkannten Asylbewerbern, Migranten geht.
4. wie lange denken sich die Herrschaften der "Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migrantinnen" , des Bayerischen Flüchtlingsrates oder vor allem der linken Szene, daß unsere finanziellen Mittel, die sich jedes Jahr zwischen 20 - 30 Miliarden belaufen, reichen. Und
5. nur weil wir derzeit finanziell gut gestellt sind, sollte nicht gleichbedeutend sein damit, die zur Verfügung stehenden Mitteln in dieser Höhe denen, die schon länger hier sind, vorzuenthalten und stattdessen auf die nächsten Jahre für Personen auszugeben, denen eigentlich größtenteils kein Asyl gewährt werden dürfte.