Bamberger Schlachthof: Ex-Mitarbeiter erhebt schwere Vorwürfe nach Schließung
Autor: Ralf Welz
Bamberg, Donnerstag, 01. August 2024
Im Zuge der Schlachthof-Schließung übt ein ehemaliger Beschäftigter scharfe Kritik. Für seinen neuen Job war er erst wenige Monate zuvor von Frankfurt nach Bamberg gezogen. "Ich bereue es, den Menschen hier vertraut zu haben", sagt der 62-Jährige.
Nach mehr als 120 Jahren erfolgte Ende Juni die Schließung des Bamberger Schlachthofs - das Ende einer langen Ära. Aus wirtschaftlichen Gründen hatte der Stadtrat zuvor im März die Einstellung des Betriebs beschlossen. Nach Angaben der Stadt hatte es zum damaligen Stand ein wöchentliches Defizit von 40.000 Euro gegeben. In Hinblick auf die künftige Nutzung des Areals in der Lichtenhaidestraße gibt es bereits verschiedene Ideen. Von der vor rund vier Wochen erfolgten Schließung des kommunalen Schlachthofs waren 145 Mitarbeiter betroffen. Die meisten von ihnen haben bereits eine neue Arbeit gefunden, wie die Stadt Bamberg zwischenzeitlich bekannt gab.
Seit dem feststehenden Aus habe die berufliche Zukunft von fast 90 Prozent der Angestellten geklärt werden können. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Bürgermeister Jonas Glüsenkamp (Grüne) bewerteten dies als "großen Erfolg". Eine Woche nach der Schließung hatten demnach lediglich 17 einstige Mitarbeiter noch keine Anschlussbeschäftigung gefunden. Einer von ihnen übt nun harsche Kritik. Seine Vorwürfe richten sich gegen den Betreiber, Oberbürgermeister Andreas Starke und die Stadt Bamberg. "Ich bin so dermaßen wütend auf die Menschen, die mich belogen und betrogen haben", hält der 62-Jährige gegenüber inFranken.de fest.
Bamberger Schlachthof-Aus: Ex-Mitarbeiter fühlt sich getäuscht - extra aus Frankfurt hergezogen
Der Schlachthof-Angestellte war laut eigenen Angaben bis zum Ende des Betriebs im Bereich Qualitätssicherung tätig. Auf diese Stelle hatte er sich demnach erst im August 2023 beworben, erklärt der Betroffene, der anonym bleiben will, im Gespräch mit unserer Redaktion. Für den Job sei er nach über zehnjähriger, krankheitsbedingter Arbeitslosigkeit von seiner Heimatstadt Frankfurt eigens nach Bamberg umgezogen. Vor seiner Einstellung sei ihm vom Geschäftsführer eine beständige Zukunft des städtischen Betriebs versprochen worden.
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"Es hieß: Den Schlachthof gibt es seit über hundert Jahren - und es wird ihn auch noch über hundert weitere Jahre geben", erzählt der enttäuschte Ex-Mitarbeiter. Seinem früheren Chef wirft er diesbezüglich Wortbruch vor. Sein Unmut richtet sich zugleich an den OB. Dieser habe den Bediensteten versprochen, alles zu versuchen, dass sie beruflich anderweitig unterkommen. "Alles nur Sprüche und leere Worte", sagt der Betroffene.
Anstelle einer vergleichbaren Tätigkeit, sei ihm von der Stadt lediglich eine Stelle als Hilfsarbeiter bei der Müllabfuhr oder auf dem Friedhof angeboten worden. "Damit war die Stadt fein raus, denn sie hatte ja damit alles versucht, um mir eine neue Arbeit zu bieten", beklagt er. Beide Tätigkeiten entsprächen aber weder seiner Qualifikation noch seiner Gehaltsgruppe. Ein alternatives Beschäftigungsangebot habe er seitens der Stadt Bamberg nicht erhalten. "Ich möchte einen adäquaten Job", betont der frühere Schlachthof-Beschäftigte. "Ich komme aus dem Lebensmittelbereich. Die letzten Jahre habe ich entsprechende Fortbildungen gemacht."
"Nun stehe ich allein hier": 62-Jähriger bereut beruflichen Neustart in Bamberg - Kritik an OB
Eine ins Auge gefasste Anstellung bei einem hiesigen Fleischhändler habe ebenfalls nicht geklappt. Nach gerade einmal zehn Monaten Schlachthof Bamberg sei er inzwischen in die Arbeitslosigkeit zurückgefallen. Aufgrund seiner Vorgeschichte beziehe er seit 1. Juli erneut lediglich Bürgergeld. Dabei sollte der Neustart in der Domstadt eigentlich der Beginn einer besseren Zukunft sein.
"Ich habe meine Kinder, Freunde und meine Wohnung in Frankfurt aufgegeben und zurückgelassen, um hier mit 62 Jahren nochmal ein neues Berufsleben aufzubauen", gibt der gebürtige Hesse zu bedenken. "Nun stehe ich allein hier, ohne Familie, Freunde und soziale Kontakte. Ich bereue es zutiefst, hierhergezogen zu sein. Ich bereue es, den Menschen hier vertraut zu haben."