Die Ergebnisse der Schadstoffuntersuchung der Pines-Wohnungen machen laut Stadt eine "umfassende Sanierung" erforderlich. Das Rathaus spricht sogar von einer "Entkernung". Die Bima bezweifelt das.
Selten dürften die Ergebnisse einer Schadstoffuntersuchung so schnell an die Öffentlichkeit geraten sein. Am Donnerstagnachmittag erhielt die Stadt die Ergebnisse einer "Erkundung" in den für den Kauf durch die Stadt vorgesehenen 104 Wohnungen der Pines-Siedlung. Nur wenige Stunden später sickerten die Nachrichten bereits aus dem Rathaus.
Die Parkettkleber sind demnach stark mit PAK-Stoffen durchsetzt, die Keller- und Dachgeschossputze mit DDT-haltigen Belägen belastet. Beide Stoffe gelten als Krebs erregend. Außerdem gibt es Zementplatten mit Asbestfasern in den Küchendecken und Spitzböden.
Sind das nun schlechte oder vielleicht doch gute Nachrichten? Das hängt vom jeweiligen Standpunkt ab. Für die Stadt bedeuten solche Mängel an den Wohnungen nicht unerhebliche Erleichterungen bei den anstehenden Verhandlungen, da sie den Kaufpreis der Immobilien drücken. Für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) sind sie natürlich von Nachteil, denn die Sanierungskosten werden in der Regel vom Verkehrswert der Immobilien abgezogen - und der Erlös für den Bund schrumpft entsprechend.
Was die gefundenen Schadstoffe und die nun unvermeidliche Sanierung der Häuser für die Interessenten der Wohnungen und für den Bamberger Wohnungsmarkt bedeuten, und ob sie tatsächlich nur die Kassen der Bundesrepublik belasten, wird sich wohl erst in der Zukunft erweisen. Dann, wenn die Kauf- und Mietpreise feststehen.
Teerhaltige Parkettkleber Die Details des Gutachtens von "LGA Institut für Umweltgeologie und Altlasten" belegen nach Darstellung der Stadt "den umfassenden Sanierungsbedarf" der Immobilien, die bekanntlich möglichst schnell für den Wohnungsmarkt in Bamberg zur Verfügung gestellt werden sollen.
Nach den Untersuchungsergebnissen weisen die stark teerhaltigen Parkettkleber der zwischen 1950 und 1955 errichteten und zwischen 2000 und 2004 umfangreich sanierten Gebäude einen hohen Anteil von PAK-Stoffen auf. Daher sei ein vollständiges Entfernen des Parkettbodens einschließlich aller Kleber und unterlagernder Fasermatten zwingend erforderlich.
Weiterhin kommt die LGA zum Ergebnis, dass vor allem die nicht erneuerten Putze im Keller und im Dachgeschoss hohe Insektizid- und Schwermetallgehalte aufweisen und ebenfalls rückstandsfrei entfernt werden müssen. Gleiches gilt für asbesthaltige Zementplatten in den Decken von Küche und Spitzboden sowie von Lüftungsrohren und Rohrisolierungen.
Die Stadt fühlt sich durch die Ergebnisse in ihrem bisherigem Vorgehen bestätigt. Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar spricht davon, dass auch beim Schall- und Brandschutz sowie der Barrierefreiheit noch viele Fragen offen seien. Insgesamt gebe es großen Sanierungsbedarf. Die meisten Wohnräume müssten komplett entkernt werden.
Zumindest in diesem Punkt interpretiert die Bima die Untersuchung völlig anders. Monika Maucher weist darauf hin, dass die belasteten Wandfarben eben nicht in den sanierten Wohnräumen gefunden worden seien, sondern nur im Keller und im Dachgeschoss. Von der Notwendigkeit, die Wohnungen komplett zu entkernen, also auch die Innenwände zu entfernen, könne keine Rede sein, sagte Maucher. Die Sanierung betreffe nur die kontaminierten Bereiche.
Für die Bima-Verkaufsleiterin in Bayern liegt der Befund in Bamberg mit seinen "punktuellen Belastungen" im Rahmen des Normalen. "Es hätte schlimmer, aber auch besser ausfallen können", sagt Maucher. Bei den Parkettklebern handele es sich handelsübliche Materialien, die in den 50er Jahren überall eingesetzt worden seien. Zur einer gesundheitsgefährlichen Belastung komme es nur, wenn sich Risse gebildet hätten.
Sanierung hat gewirkt Die Schadstoffe in den Wohnräumen seien durch die Sanierungen im letzten Jahrzehnt offenkundig beseitigt worden. Aus ihrer Sicht müsse man keineswegs befürchten, dass die Sanierungskosten den Wert der Wohnungen überträfen. Man werde nun möglichst schnell die Kosten dafür ermitteln.
Bei Kennern der Kasernen-Wohnungen lösten die Erkenntnisse vom Freitag Erstaunen aus. "Wir haben alle Bauvorhaben nach den jeweils gültigen Sicherheitsverordnungen und höchsten Qualitätsansprüchen durchgeführt", hieß es aus Kreisen der früheren US-Verwaltung.
wenn sich der FT des Themas etwas genauer annehmen könnte. Die Belastung mit den besagten Schadstoffen betrifft keineswegs nur ehemalige US Wohnhäuser. Asbest und PAK-haltige Kleber waren damals so gängige Baustoffe, wie später die Formaldehyd-haltigen Spannplatten.
Das ist auch der ganz banale Grund für die jetzt festgestellte Belastung.
Was das Gutachten, die Stadt und das Thema Abriss angeht.
Das Gutachten wurde nicht von der Stadt erstellt, sondern vom Eigentümer der BImA. Für die Stadt ist das Gutachten unerheblich. Ihr erwachsen aus der Schadstoffbelastung, weder Vor- noch Nachteile, da sie die Gebäude in saniertem, schadstofffreien Zustand von der BImA erwerben will. Die andere und meiner Meinung nach riskantere Variante wäre, unsaniert zu günstigerem Preis zu erwerben und selbst zu sanieren.
Was den Abriss angeht, so ist mir nur ein Fall bekannt (Friedberg) , in dem man sich entgegen den ursprünglichen Plänen, für einen Abriss entschied. Der Grund war, dass dort eine hohe Belastung mit Asbest und PCB in Kombination mit maroder Bausubstanz vorlag. In Bamberg ist die Bausubstanz aber, nach jetzigem Kenntnisstand und nach Aussagen der ehemaligen Bediensteten, noch in gutem bis sehr gutem Zustand und somit bislang keinerlei Argument für einen Abriss der Häuser.
Etwas mehr sachliche und faktische Details, sowie die Veröffentlichung des Gutachtens, würden sicher helfen die heißlaufende Diskussion etwas zu kühlen.
wie viele Wohnungen in Bamberg müssten jetzt "kernsaniert" werden, weil sie aus der gleichen Zeit stammen und mit den gleichen Baustoffen erstellt wurden - die ganze Sache stink zum Himmel!!!
Komisch, dass Gutachten, die der Stadt in den Kram passen, sehr schnelle Ergebnisse zeigen - andere, die unbequem sind, auf deren Ergebnisse wartet man ewig....
Ist schon man bei der LGS schon zu einen Abschlussbericht gekommen?
. . . und hin, Herr Stenglein! Folgte man Ihrer Argumentation, dann wäre dringendst geboten, zumindest a l l e im Eigentum der Stadt befindlichen Wohnungen umgehend untersuchen zu lassen. Denn wenn die Stadt auf Grund der Schadstoff-Entdeckungen in einer "günstigeren Position" ist, dann wären es im Umkehrschluss die Stadt(bau)wohnungsmieter jetzt ja auch, wenngleich nicht grad zu ihrer Freude. Warum? Ganz einfach: hier wie dort wurden die Arbeiten in den 1960er und späteren Jahren nämlich von deutschen Firmen ausgeführt und unseres Wissens nicht eben selten von den s e l b e n Firmen aus BA und Umgebung. Jössäs! Sitzen denn dann auch etliche Mieter der Stadt(bau) seit Jahrzehnten in toxisch exklatant kontaminierten, pathogenen, also sie bereits krank gemacht habenden Wohnungen? Herr im Himmel . . . hillllllllfeeeeeeeeeeee!
Bringen Sie ihn an der zuständigen Stelle vor, damit die entsprechenden Untersuchungen eingeleitet werden.