Sandstraßen-Prozess in Bamberg verzögert sich
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Dienstag, 30. April 2019
Geplant war, dass der Sandstraßen-Prozess am 6. Mai endet. Doch daraus wird nichts. Die Anklage will Zeugen, die der Falschaussage bezichtigt werden, erneut vernehmen.
Ganze 15 Verfahren wegen Falschaussage laufen derzeit gegen Zeugen des Sandstraßen-Prozesses am Landgericht, in dem es seit Februar um gefährliche Körperverletzung und versuchten Totschlag geht.
Mehrere Zeugen saßen kurzzeitig sogar in Haft. Festnahmen im Gerichtssaal hatten gar für ein überregionales Medieninteresse gesorgt. Oberstaatsanwalt Otto Heyder rückte auch am inzwischen elften Verhandlungstag nicht von seiner Linie ab: "Es geht darum, die Wahrheit herauszufinden."
Seinen harten Vernehmungsstil behielt er auch gegenüber den vier nur am Rande relevanten Zeugen bei, die am Dienstag aussagen mussten. Vorsitzender Richter Manfred Schmidt fragte zu Beginn des Verhandlungstages, ob bei den Falschaussageverfahren denn schon etwas herausgekommen sei. "Bisher nicht, ich arbeite weiter dran", entgegnete Heyder.
Der Falschaussage-Verdacht des Oberstaatsanwalts stützt sich etwa auf das unterschiedliche Aussageverhalten eines Zeugen, der als Ersthelfer vor Ort war. Dieser hatte laut Anklage bei der Polizei angegeben, Fußtritte gesehen zu haben, dies vor Gericht aber anders dargestellt.
Von einem Ehrenkodex unter einigen Zeugen aus der Skater-Szene ist die Rede, gegenüber der Polizei nichts zu sagen. Vor allem, um den Hauptangeklagten Tom Z. (alle Namen geändert) zu schützen. Eine Überwachungskamera hat Bilder eingefangen, auf denen zwar nicht die Tat, aber zumindest Zeugen zu sehen sind, die vermutlich mehr mitbekommen haben müssen, als sie angeben.
Die Frage ist, ob der 24 Jahre alte Angeklagte Z. in der Tatnacht am 30. Juli 2017 vor der JVA in der Sandstraße das Opfer Christian K. nicht nur, wie er einräumt, mit einem Bodycheck niedergestreckt hatte, sondern diesem auch noch am Boden einen Fußtritt verpasst hatte. Was Z. bestreitet. Diesen Tritt will aber der Mitangeklagte Andi H. gesehen haben, der zunächst selbst Hauptverdächtiger war. Das Opfer K. hatte schwerste Schädel-Hirn-Verletzungen davongetragen und die Attacke nur knapp überlebt.
Nicht nur der Vorsitzende Richter wirkt im Prozess gegenüber der Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft zunehmend ungeduldig. Irgendwann müsse mal Schluss sein, merkte Schmidt an. Doch der Oberstaatsanwalt machte deutlich, dass er sich vorbehalte, weitere Beweisanträge zu stellen. "Es gibt 20 Zeugen, die für mich noch interessant sind."