Die Durchführung der Sandkirchweih 2015 hängt am seidenen Faden. Die Veranstalter erwarten von der Stadt nicht nur eine finanzielle Hilfestellung, sondern auch die Klärung der Haftungsfrage.
Kann man sich einen August in Bamberg ohne Sandkirchweih vorstellen? Oder einen mit einer Mini-Festmeile rund um die Elisabethenkirche samt eines drastisch reduzierten Angebots? Kann man nicht?
Bei diesen Überlegungen handelt es sich um mittlerweile mögliche Szenarien, sollten sich die beiden Hauptakteure, die Genehmigungsbehörden und die Veranstalter der Kerwa-Gesellschaft nicht doch noch auf einen Kompromiss einigen.
Am morgigen Freitag besteht in einem Treffen zwischen den Akteuren noch eine Chance dazu, drei Monate vor dem geplanten Kirchweihstart wäre es gewissermaßen in letzter Minute. Es ist ernst: Hört man die Vorsitzende des Bürgervereins Sand, Gisela Bosch, und die Geschäftsführerin der Sandkerwa GmbH, Ulrike Heucken, dann hängt die größte Festveranstaltung in Bamberg mit geschätzten 300 000 Besuchern im 65. Jahr am seidenen Faden.
Zusage der Stadt reicht nicht Dabei geht es den rund 20 Mitgliedern im Vorstand und Ausschuss des Bürgervereins nicht allein um die finanziellen Unwägbarkeiten, die durch erhöhte Anforderungen an die Rettungskräfte und die Errichtung einer Lautsprecheranlage entstehen. Um hier Hilfestellung zu leisten, hat sich der Stadtrat am Mittwoch bereit erklärt, eine Art Ausfallbürgschaft in Höhe von 30 000 Euro zu übernehmen.
Ob die Kerwa damit gerettet ist, ist dennoch fraglich. Es ist vor allem die Haftungsfrage, die dem ehrenamtlich arbeitenden Veranstaltungsteam nun schon seit Wochen schlaflose Nächte bereitet. Der Kompromissvorschlag des Unterhändlers und Alt-OBs Herbert Lauer beruhigt Bosch, Heucken und Co. nur bedingt. Grund sind die juristischen Folgen der Tatsache, dass die Genehmigungsbehörde eine Lautsprecheranlage für notwendig erklärt hat, obwohl allen Beteiligten klar ist, dass diese bis zum August nicht mehr errichtet werden kann. Sollte es zu einem Unglück kommen, sei die Haftungsfrage hoch brisant.
Heucken und Bosch legen Wert darauf, dass die Macher der Sandkirchweih den Fragen rund um die Sicherheit schon immer höchste Priorität eingeräumt haben, was auch daran abzulesen sei, dass 64 mal "eine prima Kerwa ohne besondere Vorkommnisse" stattfand. Freilich müssen die Auflagen auch finanzierbar sein. So ist derzeit völlig unklar, wie die geforderte Lautsprecheranlage angeschafft werden soll, die dem Vernehmen nach über 100 000 Euro kostet.
Modell der Bergkirchweih als Vorbild? Vorwürfe, der Verein oder die Wirte verdienten sich eine goldene Nase, entbehren nach Aussagen von Heucken jeder Grundlage. Ganz abgesehen von den nicht profitorientierten Zielen des Bürgervereins, speise sich die Bilanzsumme der GmbH, rund 140.000 Euro im Jahr, seit der Umstrukturierung der Veranstaltung 1996 aus den Gebühren von nur noch 80 Standbetreibern. Von ihnen sei die Masse heute schon am Ende der Belastbarkeit angekommen.
Damit die Sandkirchweih auch in Zukunft in gewohnter Form durchgeführt werden kann, wünscht sich Gisela Bosch, dass das öffentliche Interesse an der Sandkirchweih von der Stadt anerkannt wird und in Form eines Trägermodells untermauert wird. Beispiele von anderen Städten gebe es genug. So wird die eben eröffnete Bergkirchweih von der Stadt Erlangen durchgeführt, ebenso das Annafest in Forchheim. Der Villacher Kirchtag werde in gemeinsamer Trägerschaft veranstaltet. Auch dort seien die Fragen rund um die Themen Sicherheit und Haftung den Veranstaltern über den Kopf gewachsen, so dass sie die Stadt um Hilfe ersuchten.
Von einer gemeinsamen Trägerschaft war am Mittwoch im Bamberger Stadtrat noch nicht die Rede. Allerdings betonte OB Andreas Starke (SPD), dass die Sandkirchweih vom konstruktiven Miteinander zwischen der Stadt und den Veranstaltern lebe. Ob es ihm gemeinsam mit seinem Vorgänger Alt-OB Herbert Lauer gelingt, die Traditionsveranstaltung zu retten?
ist manchmal mehr
Betrachtet man die letzten Jahrzehnte Sandkerwa, fragt man sich als Anwohner, wozu das Ganze. Den ursprünglichen Zweck, die notleidende Gastronomie im Gebiet zu unterstützen, erfüllt das "Fest" dank behördlicher Auflagen schon lange nicht mehr - die Gastronomen im Gebiet haben doch am wenigsten davon. Die wenigsten von ihnen dürfen doch heute zur Sandkerwa ihren üblichen Betrieb durchführen.
Ich denke, es ist an der Zeit, die Veranstaltung grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen: ist die Qualität der Veranstaltung mit dem Anspruch der Welterbestadt an sich selbst noch zu vereinbaren? Wer übernimmt die Arbeit in Zukunft? Die Angst des Bürgervereins, das Fest könnte vom Citymanagement übernommen werden halte ich für unbegründet. Der Bürgerverein ist im Gebiet fest verankert, wir hier würden uns nicht irgendeinen Veranstalter vor die Nase setzen lassen. Die Sandkerwa (Namensrechte beim BV) gegen den Bürgerverein durch zu führen würde schlichtweg Krieg bedeuten. Und außerdem, wer beim Citymanagement würde all die Arbeit denn leisten können? Eine Kerwa ohne die Wimpel, ohne Hahnenschlag, ohne Festumzug, vielleicht mit Präsentation von Luxuslimusinen an der Elisabethenkirche? Vergesst es. Das ist ein Schreckgespenst, dass man aufbaut, um den Bürgerverein zu erpressen, auch ja wieder all die Arbeit zu leisten. Lieber BV, trau Dich Ernst zu machen, trau Dich, dass Fest zu verkleinern (wer braucht schon die Schranne und den Geyerswörthplatz bei der Kerwa?), trau Dich Ernst zu machen, dass Fest ausfallen zu lassen, sonst bleibst Du der Depp all jener, die nie irgendeine Arbeit für andere übernehmen, aber immer groß im Ansprüchestellen sind.
Warum muss diese Anlage festinstalliert sein? Und wenn unbedingt, warum sollte das bis August nicht zu schaffen sein?
Andererseits zieht z. B. auch die Fronleichnamsprozession dur h die Stadt und da gibts auch viele Lautsprecher, damit alles gut verständlich ist.
Sicherheitsauflagen und ein gutes Konzept sind wichtig, und das sollte kein Grund sein, die Veranstaltung abzusagen.
Und wenns um eine Finanzierung geht, jedes Getränk a weng teuerer machen und alle an den Kosten beteiligen. Ich denke, die Besucher hätten nichts dagegen.
wenn die Sandkerwa GmbH es nicht schafft, dann soll es doch das Stadtmarketing machen. Die können solche Events ja problemlos durchführen - siehe Blues- und Jazzfestival, Bamberg zaubert etc.....
In anderen Städten (siehe Erlangen, Forchheim) scheint es ja auch zu klappen nur mal wieder in Bamberg nicht. In Bamberg wird wieder mal ein Terz drum gemacht.
Warum kann man das Gebiet nicht einfach ein bisschen entzerren ? z. B. Bierbänke auf den Domplatz, der ist doch groß genug.
Und an alle Nörgler hier: dann geht doch einfach nicht mehr auf die Sandkerwa wenn es euch zuviel ist. Ein solches Fest lebt nun mal mit den Menschen(massen) - wäre ja auch blöd wenn niemand dort wäre ? ! Und wenn ich hingehe dann trinke ich auch meine 2 - 3 Seidla ..... Außerdem waren wir doch alle mal jung und haben ordentlich gefeiert, daß soll auch die heutige Jungend dürfen !
Ich wünsche schon mal allen viel Spaß auf der Sandkerwa 2015 !
Das Photo im FT Artikel zeigt deutlich dem, der es sehen will, dass ja nichts passieren darf, damit die Massen weiterhin ungezügelt ihrem Vergnügen nachgehen können.
Mann kann beschließen - und auch beten - , dass bei der nächsten Kerwa wieder alles gut über die Bühne geht....
NB: Ich erinnere mich noch an alte Zeiten, als man gemütlich am Katzenberg unter "Bambergern" sein Bier geniessen konnte und sich dazu ein Paar Bratwürste holte ... Sicher , das ist Nostalgie.
Nun ist diese "Kerwa" total aus den Fugen geraten und die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Katastrophe ist aus meiner Sicht gestiegen. Meine Sache ist die Sandkerwa nicht mehr, bei der man abends aus gutem Grund nicht einmal mehr über die Markusbrücke mit ihren saufenden Menschenmassen fahren darf !
Eine fest installierte Lautsprecheranlage ist das Mindeste, was man jetzt unbedingt benötigt, wobei es merkwürdig anmutet, dass man dies erst jetzt bemerkt.
Man könnte den Eindruck gewinnen, das die Verantwortlichen neben dem "weiter so" auch mit dem "Kopf in den Sand stecken" doch nicht mehr so recht weiterkommen...