Edelgard Koch moderiert nicht nur seit über 30 Jahren den "Hahnenschlag" auf der Kerwa. Sie kocht auch die Hühnersuppe, die danach aufgetischt wird. Ihr Mann Adolf hat den Käfig für die Gockel gebaut - von denen einer einst in die Kirche flüchtete.
Weil's doch oft gefragt wird, das Wichtigste vorneweg: Dem echten Hahn geht's gut. Er sitzt in seinem Käfig und schaut zu, wenn Auserwählte beim "Hahnenschlag" mit einem Dreschflegel auf einen Tontopf schlagen - es zumindest versuchen. Denn vorher muss noch mit verbundenen Augen getanzt werden.
Wer sein Glück versuchen darf, das hängt von Edelgard Koch ab. Die 78-Jährige ist Bürgermeisterin der "Sand G'maa" und moderiert den Hahnenschlag - seit 30 Jahren schon.
"Einmal", beginnt die Ur-Bambergerin zu erzählen, "war eine schottische Kapelle da. Einen der Männer hab ich aufgerufen, der hat alles kurz und klein geschlagen. Zu zweit mussten wir den wieder einfangen", sagt sie und lacht.
Apropos einfangen: Auch ein Gockel hat sich schon mal aus dem Staub gemacht. "Wir kriegen den immer vor der Kerwa. Einer ist ausgerissen und ab in die Elisabethenkirche." Als der "Göger" wieder eingefangen war, hat Edelgard Koch dann gleich den Pfarrer zum Hahnenschlag aufgerufen - auf den Tontopf, natürlich. Der echte geht später stets als Siegerprämie an den Gewinner. Früher allerdings zielte man tatsächlich auf einen Hahn, daher der Name des Brauches.
Heute darf sich das Federvieh im Käfig präsentieren, den hat Edelgards Mann Adolf angefertigt - ebenso wie einen eigenen Dreschflegel für den Hahnenschlag-Gewinner. Den gibt's zur Erinnerung; mit Sandkerwa-Schnitzerei, von Schreiner Adolf Koch persönlich angefertigt.
Er sitzt mit seiner Frau am Esstisch in der Wohnung. Während des Interviews holt er ein Fotoalbum. Seitenweise Sandkerwa-Bilder, es ist ein Blättern durch die Geschichte. Edelgard Koch hält ein Bild in die Kamera: Ein kleiner Junge wartet auf seinen Teller Suppe. "Hätt mer gar nicht gedacht, dass der Kleine mal den Stand macht." Es ist Sohnemann Hagen, heute Mitte 50. Er hat den Stand von seinen Eltern übernommen, draußen vor dem Haus, der immer zur Sandkerwa aufgebaut wird.
Die legendären russischen Eier
Da gibt es belegte Brote, Lachs- und Fischbrötla, Ziebeleskäs, Gerupften und die legendären russischen Eier von Edelgard Koch. Draußen und drinnen werden die Speisen angeboten, wobei das "Drinnen" dieses Jahr schon etwas Besonderes ist: Denn wer sich etwa ein Stück Kuchen holt, findet die Auswahl auf der Verkaufstheke von Edelgard Kochs ehemaligem Tante-Emma-Laden aufgebaut.
Den hat sie im Dezember 2014 geschlossen, für immer, nach 55 Jahren. Nur zur Sandkerwa sperrt sie die Tür noch mal auf, um das Essen aufzubauen. Früher, da hat sie auch zur Sandkerwa ihren Laden schon um sieben geöffnet. Nun kann sie später aufstehen, doch genug zu tun gibt es immer. "Die Kerwa liegt uns im Blut", sagt Edelgard Koch. Und so wird sie am Montagabend nicht nur wieder beim Baum-Aufstellen dabei sein oder den Hahnenschlag moderieren. "Nebenbei muss ich ja auch die Hühnersuppe kochen, die danach verspeist wird." Jene Suppe, auf die sich Sohn Hagen schon damals gefreut hat, festgehalten im Bild im Fotoalbum.
Immer wieder tauchen darin Fotos vom Hahnenschlag auf, der genauso zur Sandkerwa gehört wie das Fischerstechen. Edelgard Koch erzählt: Einmal habe ein "Göger" die Nacht im Koch'schen Keller verbracht. Pünktlich morgens um vier habe er dann "da unten das Krähen angefangen". Und dann muss sie an einen Gockel mit außergewöhnlichem Gefieder denken, eine japanische Rasse. Die Kochs lachen. "Das war schon was." Welcher "Göger" dieses Jahr im Käfig hockt, wird sich am Montag zeigen. Ebenso, ob er sich ordentlich präsentieren kann.