Bamberg
Corona-Krise

Sandkerwa, Bamberg zaubert, Blues- und Jazzfestival - droht ein Sommer ohne Feste?

Die Vorbereitungen für die großen Veranstaltungen laufen in Bamberg längst. Doch weiß derzeit keiner, ob diese stattfinden können. Die Veranstalter brauchen Planungssicherheit, sonst droht nicht nur die Sandkerwa erneut auszufallen.

Bayreuth ist nicht Bamberg - ein klassisches Konzert kein Volksfest. Und dennoch könnte die Absage der Wagner-Festspiele in diesem Jahr auch ein Fingerzeig für die Großveranstaltungen im Sommer in Bamberg sein.

Am grünen Hügel hätten jetzt schon die Proben laufen müssen für das Festival im Juli und August - das Risiko war den Veranstaltern jedoch zu groß. Keiner weiß derzeit, wie sich die Corona-Krise entwickelt und ob die Beschränkungen des öffentlichen Lebens über den 19. April hinaus verlänger werden.

Fällt die 70. Sandkerwa aus?

So wackelt auch die von Stadt und Bürgerverein Sand organisierte Sandkerwa in diesem Jahr gewaltig: Bambergs größtes Volksfest mit über 200.000 Besuchern soll traditionell wieder Ende August steigen - der Countdown auf der Sandkerwa-Seite im Internet läuft noch. Die Vorbereitungen sind weiterhin voll im Gange, wie Horst Feulner, Geschäftsführer der Sandkerwa Veranstaltungs GmbH, erklärt.

Und dennoch: Eine Garantie gibt es nicht, die Sandkerwa droht nach der Absage 2017 nun erneut abgeblasen zu werden. "Wir würden uns alle sehr freuen, wenn die 70. Sandkerwa wie geplant stattfinden könnte, sind aber zusammen mit unseren Vertragspartnern darauf vorbereitet, dass sie eventuell ausfallen muss", erklärt Feulner. So seien etwa kostenfreie Stornierungen für Standbetreiber gesichert.

Über allem steht letztlich die Gesundheit und Sicherheit der Besucher. Ob man also so große Menschenmengen auf so engem Raum im Spätsommer sehen wird - fraglich. Laut Feulner könne man in vier Wochen wohl zuverlässig sagen, ob das Volksfest stattfindet oder nicht.

Bamberg zaubert, Bluesfestival

Ähnliches gilt für die Stadtmarketing-Veranstaltungen Bamberg zaubert und das Blues- und Jazzfestival, die im Juli und August gewöhnlich Tausende Besucher anziehen. Auch hier laufen die Vorbereitungen mit dem Ziel, die Feste durchzuziehen. Geschäftsführer Klaus Stieringer drückt seine Hoffnung aus, dass dies auch möglich sein wird, damit kulturell und sozial wieder Leben in die Stadt komme. "Die Menschen brauchen Perspektiven und Möglichkeiten, miteinander zu agieren und ins Gespräch zu kommen."

Lockerungen seien nötig, um mit Aktionen und Veranstaltungen auch die mittleren und kleinen Unternehmen zu unterstützen. Deshalb will das Stadtmarketing im neuen Stadtrat einen Antrag auf vier verkaufsoffene Sonntage stellen, um das Geschäft von Einzelhändlern wieder anzukurbeln - zuletzt war nur ein verkaufsoffener Sonntag genehmigt worden.

Auch kleinere Feste und Kirchweihen von Vereinen sind mit großen Fragezeichen versehen: "Die Heinrichskirchweih steht derzeit auf dem Prüfstand", sagt Heinz Kuntke, Vorsitzender Bürgerverein Bamberg-Ost. Zwar findet das Volksfest mit Hunderten Besuchern erst im September statt und Kuntke will darüber noch im Ausschuss beraten. Doch macht er deutlich, dass der Verein aus finanziellen Gründen schon im April wissen müsse, ob ein Fest ohne Beschränkungen durchführbar sei oder nicht. Abgesagt wurde bereits die Buger Kerwa, die normalerweise im Mai gefeiert wird.

Kontaktfestival abgesagt

Eine größere Veranstaltung mit Tausenden Besuchern ist ebenso bereits aus dem Kalender gestrichen. "Schweren Herzens sagen wir kontakt - Das Kulturfestival für Ende Mai ab", gibt das ehrenamtliche Organisationsteam bekannt. Man berate, wie es weitergeht. "Wir haben auf alle Fälle weiter Lust, Leute miteinander und mit Kunst in Kontakt zu bringen und werden das nach den Beschränkungen und Verboten auch wieder zur öffentlichen Vergnügung tun."

Wann das möglich wird - auch die Verantwortlichen des Kontaktfestivals haben darauf momentan keine Antwort.

Kommentar von Sebastian Martin:

"Augenmaß gefragt"

Es hängt so vieles in der Corona-Krise in der Luft. Klar: Vorrang haben derzeit die Maßnahmen, um die Gesundheit von Menschen in den Risikogruppen zu schützen und das Gesundheitssystem nicht zu überfordern. Dennoch bedarf es auch dringend klarer Regelungen mit Augenmaß, wie es nach dem 19. April weiter gehen soll. Geschäfte, Wirtshäuser, Veranstalter und Vereine leiden unter den Beschränkungen. Allzulange kann der "Lockdown" in dieser strikten Form nicht mehr aufrechterhalten werden. Wirtschaftlich sind die gebeutelten Gastwirte auch von einer Sandkerwa in Bamberg abhängig - sie würde bei den Beteiligten wieder etwas Geld in die Kassen spülen. Ähnliches gilt für die Bürgervereine und ihre kleineren Kirchweihen. Nicht zuletzt lebt die Attraktivität Bambergs von Veranstaltungen wie Bamberg zaubert und das Blues- und Jazzfestival. Diese größeren und kleineren Feste sind Labsal für die Seele jedes Einzelnen - der Mensch ist schließlich ein soziales Tier. Und Zerstreuung ist in der Corona-Krise mehr denn je gefragt.