Die Spritpreise sind so niedrig wie zuletzt vor mehr als drei Jahren. Ob der Trend weiter anhält, ist völlig offen. Mit einem Kommentar von Klaus Angerstein.
Deutsche Autofahrer tanken derzeit so günstig wie lange nicht mehr. Wie eine ADAC-Auswertung der Kraftstoffpreise zeigt, zahlt man für einen Liter Super E10 derzeit im Schnitt 1,448 Euro. Ein Liter Diesel kostete im bundesweiten Mittel etwa 1,305 Euro. Verglichen mit dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres ist Benzin etwa fünf Cent je Liter billiger, Diesel sogar zehn Cent. Und mehr noch: "So günstig war Benzin seit dem Frühjahr 2011 nicht mehr", sagt Maxi Hartung vom ADAC.
Hauptursache für den deutlichen Preisrückgang ist das anhaltend niedrige Preisniveau beim Rohöl. Zudem konnte der Abwärtstrend des Eurokurses gebremst werden, so dass der positive Effekt des sinkenden Ölpreises direkt bei den Spritpreisen ankommen. Darüber hinaus schränkt die OPEC ihre Rohöl-Förderung nicht ein und geopolitische Risiken bleiben ohne Einfluss. "Der Weltmarkt für Rohöl ist gut versorgt. Das Ende des Ölzeitalters war und ist nicht in Sicht", macht Klaus Picard vom Mineralölwirtschaftsverband (MWV) deutlich.
Im europäischen Vergleich sind die Benzinpreise in Deutschland im Übrigen eher moderat. In Italien oder den Niederlanden zahlt man für den Liter Super auch mal weit über 1,80 Euro. In Norwegen sogar teilweise über zwei Euro.
Kein Prognose Ob dieser Trend anhält oder ob der Benzinpreis wieder steigt, ist vollkommen offen. "Eine Prognose ist wegen des komplexen Wirkzusammenhanges nicht möglich", sagt Picard. Ähnlich sieht es Maxi Hartung: "Wir geben keine Prognosen ab, da niemand seriös voraussagen kann, wie sich der Rohölpreis, der Eurokurs, politische Krisen und wirtschaftliche Trends entwickeln."
Was die "Tank-Strategie" betrifft, bleibt alles beim Alten: Laut ADAC ist der Gang zur Zapfsäule zwischen 18 und 20 Uhr am günstigsten. Das ergab die Analyse der Preisentwicklung an rund 14 000 Tankstellen im ganzen Bundesgebiet, die vom 1. Oktober 2013 bis zum 30. September 2014 täglich erfasst wurden. Das Grundschema des täglichen Preisverlaufs sei dabei immer gleich: Ein sehr hohes Niveau in den Nachtstunden, ein stetiges Nachgeben im Tagesverlauf bis hin zu einem Tiefpunkt zwischen 18 und 20 Uhr. "Während eines durchschnittlichen Tages schwanken die Preise bei Benzin um 8,4 Cent und bei Diesel um 8,7 Cent. Lediglich am Sonntag ist die Schwankungsbreite etwas geringer", fasst Hartung zusammen.
Übrigens: Der Rückgang der Rohölpreise wirkt sich auch auf die Heizölpreise aus. Hier ist der Preis binnen eines Jahres um gut sechs Euro auf 100 Liter Abnahmemenge gefallen. "Bei einem 3000 Liter-Tank macht das eine Einsparung von immerhin knapp 200 Euro", so Picard.
Kommentar von Klaus Angerstein Der Ölpreis und die Politik
Was haben der Benzin- und der Rohölpreis miteinander zu tun? Eine ganze Menge. Am 1. August mussten für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent noch 106 Dollar gezahlt werden. Jetzt, Ende Oktober, werden nur noch gut 85 Dollar fällig. Angeblich verbrauchen wir konjunkturbedingt weniger Öl. Auch der Benzinpreis ist gesunken. Natürlich weniger deutlich als das Rohöl, weil die Ölkonzerne zwar billiger einkaufen können, die Gunst der Stunde jedoch zur Gewinnmaximierung nutzen. Aber woher rührt der Preissturz beim Öl? Der Ölpreis ist immer auch ein politischer Preis. Russlands Putin fordert vom Westen die Übernahme der Gasschulden der Ukraine. Der Westen reagiert. Die USA bieten derzeit jede Menge Fracking-Öl auf dem Markt an. Auch Saudi-Arabien drosselt die Ölproduktion nicht. Eine Absprache? Denkbar. Damit der Ölpreis weiter fällt. Weil Putin mit den Öl-Erlösen seinen Haushalt finanziert. Und bei weniger Einnahmen ins Minus rutscht. Eine denkbare politische Retourkutsche für die ukrainische Gasdiskussion. Autofahrer und Heizölkunden freuen sich derweil über die niedrigen Energiekosten. Fragt sich nur, wie lange.
sehr häufig hin- und her. Und dann gibt es auch Tankstellenketten, die abends immer ihre Preise für die Nacht erhöhen und dann ca. 8-10 ct teurer sind als die Konkurrenz. Leider wird einem das als Kunde nicht erklärt, so dass man nur mit dem Gaspedal abstimmen kann und weiterfahren kann, denn die nächste Tankstelle ist ja zum Glück meist nicht weit entfernt. Und warum gibt es eigentlich diese "markttransparenzstelle" oder wie das Ding heißt?
Wer im Artikel Norwegen und die dortigen Rekordspritpreise erwähnt, sollte auch erwähnen, dass dieses Land einen weiteren Rekord hält. Norwegen ist weltweit führend bei Bestand und Zulassung von Elektrofahrzeugen. Begründet ist dies u.a. durch hohe Benzinpreise bei gleichzeitiger massiver staatlicher Subventionierung der Elektromobilität. So funktioniert eine ernst gemeinte Energiewende!
Was es schon lange in Nordskandinavien gibt, sind Steckdosen auf Supermarkt/Geschäfts/Behörden - Parkplätzen o.ä. Da konnte man bisher im Winter sein konventionell angetriebenes Auto anschließen, um die Wärme des Kühlwassers zu erhalten. Ist bei -40 Grad auch sinnvoll! (Stichwort dazu: Motorvorwärmung) Gibt's bei allen großen Autoherstellern, Vorreiter dafür war natürlich Volvo. Vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, daß dieses Angebot jetzt zu Ladestationen für Elektromobile auf/umgerüstet wird. Das beste daran: Ist für den Konsumenten während der Dauer des Einkaufs/Behördengangs umsonst! Ist wohl auch anhand der weithin vorhandenen Wasserkraft kein Problem. Kollegen haben mir erzählt, daß es für dies 'Außensteckdosen' schon immer seperate Zähler und Tarife gab.