Es bleibt dabei: Bambergs Radfahrer müssen in der Langen Straße auf die Fahrbahn ausweichen. Ein Schild weist nun auf das "Reißverschlussprinzip" in der Langen Straße hin. Foto: Michael Wehner
Eine Handvoll Fahrradfahrer protestierte gegen den Rückbau. Foto: Rinklef
Auf dem ehemaligen Radweg steht schon der erste Baum. Foto: Rinklef
Trotz Protests bekräftigt der Stadtrat die Auflösung des Radwegs in der Langen Straße. Um Gleichberechtigung von Auto- und Radfahrern zu verdeutlichen, werden einige Piktogramme in die Mitte der Straße verlegt. Radfahrer sind enttäuscht. Ein Video zur neuen Verkehrsregelung finden Sie hier.
Es war eine Handvoll Radfahrer, die sich auf dem Maxplatz eingefunden hatten, um mit Trillerpfeifen und Fahrradklingeln gegen das Ende eines der meist genutzten Fahrradwege in Bamberg zu demonstrieren. Allzuviel Freude bereitete ihnen die folgende Sitzung nicht. Die Mitglieder des Umweltsenats bekräftigten gegen eine Stimme die Beschlüsse des Jahres 2012. Es bleibt also dabei, dass der bisherige Radweg dem Gehsteig zugeschlagen wird. Lediglich die neu aufgemalten Piktogramme sollen an der Engstelle in die Mitte der Straße verlegt werden, um die Gleichberechtigung von Auto- und Radfahrern zu verdeutlichen. Die von den Grünen geforderte Verkehrsberuhigung wird vorerst nur überprüft. Zweifel wurden laut, ob sie bei der vorliegenden Verkehrsbelastung rechtlich überhaupt zulässig ist.
Die neue Verkehrsführung hat ein klares Ziel. Sie soll die Aufenthaltsqualität in der Langen Straße dadurch verbessern, dass Passanten, Händler und Gastronomen mehr Platz bekommen. Sie bedeutet aber auch, dass sich über 13 500 Radfahrer und Autofahrer am Tag die vier Meter breite Engstelle bei der Hellerstraße teilen müssen. "Mischverkehr" nennen Fachleute diese Praxis. Erboste Radfahrer sprachen zuletzt von einer "Gefährdung".
"Niemand hat geflucht oder gehupt"
Bereits am Vorabend der Sitzung hatten sich die Hoffnungen des CSU-Politikers Helmut Müller zerschlagen, doch noch eine Wende herbeizuführen. Müller hatte eine Absenkung der Bordsteige auf wenigen Metern ins Gespräch gebracht, um Risiken zu vermeiden und den Radfahrern die gewohnte Fahrbahnbreite zu erhalten. Doch der Fraktionschef konnte konnte sich bei seinen Kollegen nicht durchsetzen.
Nach Angaben von Bambergs Baureferent Thomas Beese hat ein Verkehrssicherheitsexperte die Situation in der Langen Straße als unbedenklich bezeichnet. Beese sprach davon, dass man den gewissen Komfortverlust der Radfahrer von Sicherheitsfragen trennen müsse. "Ich war oft genug vor Ort und habe sehnsüchtig darauf gewartet, jemanden hupen oder fluchen zu hören. Aber es kam nicht dazu."
CSU-Stadtrat Franz-Wilhelm Heller sieht Nachteile allenfalls bei jenen Radfahrern, "die meinen, Autofahrer rechts überholen zu müssen. Wenn man das Ziel verfolge, die Lange Straße schöner zu machen, komme man um gewisse Beschränkungen nicht herum, sagte Heller.
Auch Pankraz Deuber (BUB) verteidigte die Entscheidung von 2012: Mischverkehr gebe es vielerorts. In anderen Städten sei dies überhaupt kein Thema.
Die gegenteilige Meinung vertritt Michael Bosch (BR). Für ihn stellt die Verbannung der Radfahrer auf die viel befahrene Straße allen Expertenmeinungen zum Trotz ein hohes Risiko dar. Die Lange Straße sei in Höhe Hellerstraße über Gebühr verengt worden. Vor allem Kinder seien durch den extrem dichten Verkehr akut bedroht.
Nicht durchsetzen konnten sich die Grünen mit ihrer Forderung, die möglichen Gefahren durch eine sofortige Tempo-20-Zone zu mindern. Peter Gack wies dabei auf einen Umstand hin, der einige im Saal aufhorchen ließ: Ginge es allein nach der Straßenverkehrsordnung, würde sich das Tempo in der Langen Straße ohnehin reduzieren. Die besagt nämlich, dass wegen der beengten Platzverhältnisse ein Überholen von Radfahrern durch Autos oder Busse in der Langen Straße ausgeschlossen ist.
Wohlwissend, dass sich nicht alle an den Buchstaben des Gesetzes halten, sagte Gack: "Die Autofahrer müssen hinter den Radfahrern bleiben. Alles andere ist rechtswidrig."
Radfahrer kommentierten die Entscheidung des Umweltsenats mit unüberhörbarer Enttäuschung: "Ich bin sehr unzufrieden mit diesem Beschluss. Wenn ich mir vorstelle, wie das künftig in Langen Straße ablaufen wird, bekomme ich Schweißausbrüche", sagte ein Zuschauer, der der Sitzung im Rathaus beigewohnt hatte.
Ein neues Schild, das am Anfang der Langen Straße Autofahrer und Radfahrer zum Einfädeln nach dem Reißverschlusssystem auffordert, löste auf der Facebook-Seite von "Bamberg -meine Stadt" einen mittleren Shitstorm aus.
Zwangsläufiges Muß, als logische Folge der Masterplanbeschlüsse, wäre zuerst die Verringerung des Kfz-Verkehrs. Die aber erforderte eine vernünftige Verkehrspolitik im Rahmen eines durchdachten Gesamtkonzepts.
Einen Beweggrund der Maßnahme läßt Ratsherr Heller durchblicken: Ihm stinkt, wenn Radfahrer am Stau vorbeiziehen, sie einen Vorteil aus ihrem geringen Raumanspruch ziehen.
Ein anderes Motiv ist in Antworten im elektronischen sogenannten "Bürgerdialog" zu erkennen: Die Stadtverwaltung verweist auf die Forderung der "Radfahrverbände", Radler nicht auf eigene Wege zu "verbannen". Nur verfälscht sie dieses Anliegen: Es beinhaltet, auf Anordnung der Benutzungspflicht zu verzichten - wie es gemäß StVO Regelfall sein soll und dem Zustand vor der jüngsten Umgestaltung entsprach.
Die Verwaltung ignoriert (meines Erachtens bewußt), daß stetige Radverkehrsführung dem anerkannten Stand der Straßenbautechnik entspricht: durchgehende Radverkehrsführung (ohne Benutzungspflicht) - oder keine! Erst Radler via Piktogramm an den Rand zu verbannen, dann den Verschwenk in die Engstelle zu erzwingen, erhöht das Risiko deutlich. Ich vermute: Die bewußt erzeugte Konfliktstelle dient dazu, die Forderung nach Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht zu diskreditieren.
Rechtlich sind die Piktogramme wirkungslos. Sie erzeugen beim Radfahrer ein unberechtigtes Sicherheitsgefühl und veranlassen, rechtsbündig gelegen, diese, gefährlich weit rechts zu fahren, sowie manche Autofahrer, dies nötigend und bedrängend zu erzwingen.
In der Fahrbahnmitte beinhaltet erst ein Schutzstreifen (Leitlinien und Piktogramme) rechtliche Sicherheit. Rechtsbündig hätte er dieselben Nachteile wie dort aufgebrachte Bildsymbole.
Daß Bamberger Verkehrsbehörden es, wenn es um nicht motorisierten Verkehr geht, mit straßenverkehrsrechtlichen Vorgaben nicht genau nehmen und die meisten Politiker diese ohnehin nicht kennen, ist eine lange zurückliegende, nichtsdestoweniger hochaktuelle Erkenntnis.
Wählen Sie diesen unfähigen und unkompetenten Stadtrat sofort AB! Das komplette Sortiment sollte ausgetauscht werden! Hatte es nicht erst eine tote Radfahrerin in Bamberg gegeben? Hat so etwas eine Weltkulturerbestadt Bamberg verdient?
Viele Grüße aus Bayreuth!
AndreasStenglein
mal wieder eine vernünftige Entscheidung im Stadtrat - à la bonne heure, Heller und Deuber!
Franke-bbg
eine einzige Frage von den "Entscheidern" beantwortet haben: wer übernimmt die Verantwortung, wenn dort ein Unfall passiert?
PeeVee
Warum macht man bitte den Gehsteig auf Höhe der Einmündung Hellerstraße so extrem breit, wenn doch die Fläche vor der dort ansässigen Bank mit Sicherheit nicht für Bestuhlung etc. genutzt wird? Oder wird demnächst an Stelle der dortigen Bank ein weiteres Straßencafe eröffnen? Wenn man den Radweg schon zurückbaut, dann hätte man die Linie der Fahrbahnbegrenzung doch gleich etwas mit begradigen können, damit an jener Stelle keine überflüssige "Beule" in die Fahrbahn steht. Vielleicht sollte ich in Zukunft auch mit dem Auto in die Stadt fahren, wenn man sich nun als Radfahrer schon vorwerfen lassen muss, dass man ja nur an den stehenden Autos vorbei fahren wolle. Dann stehe ich wenigstens zurecht im Stau. Warum sollte man als Radfahrer nicht auch ein paar Vorteile genießen dürfen, z.B. dass man damit in der Innenstadt im Normalfall viel schneller voran kommt? Ich werde auf jeden Fall in Zukunft mit meinem Fahrrad in der Mitte der Langen Straße fahren, damit ich von an mir vorbei fahrenden Autos nicht gefährdet werden kann. Wie die Autofahrer dann hupen oder sich sonst gebärden, ist mir dann herzlich egal.
Zwangsläufiges Muß, als logische Folge der Masterplanbeschlüsse, wäre zuerst die Verringerung des Kfz-Verkehrs. Die aber erforderte eine vernünftige Verkehrspolitik im Rahmen eines durchdachten Gesamtkonzepts.
Einen Beweggrund der Maßnahme läßt Ratsherr Heller durchblicken: Ihm stinkt, wenn Radfahrer am Stau vorbeiziehen, sie einen Vorteil aus ihrem geringen Raumanspruch ziehen.
Ein anderes Motiv ist in Antworten im elektronischen sogenannten "Bürgerdialog" zu erkennen: Die Stadtverwaltung verweist auf die Forderung der "Radfahrverbände", Radler nicht auf eigene Wege zu "verbannen". Nur verfälscht sie dieses Anliegen: Es beinhaltet, auf Anordnung der Benutzungspflicht zu verzichten - wie es gemäß StVO Regelfall sein soll und dem Zustand vor der jüngsten Umgestaltung entsprach.
Die Verwaltung ignoriert (meines Erachtens bewußt), daß stetige Radverkehrsführung dem anerkannten Stand der Straßenbautechnik entspricht: durchgehende Radverkehrsführung (ohne Benutzungspflicht) - oder keine! Erst Radler via Piktogramm an den Rand zu verbannen, dann den Verschwenk in die Engstelle zu erzwingen, erhöht das Risiko deutlich. Ich vermute: Die bewußt erzeugte Konfliktstelle dient dazu, die Forderung nach Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht zu diskreditieren.
Rechtlich sind die Piktogramme wirkungslos. Sie erzeugen beim Radfahrer ein unberechtigtes Sicherheitsgefühl und veranlassen, rechtsbündig gelegen, diese, gefährlich weit rechts zu fahren, sowie manche Autofahrer, dies nötigend und bedrängend zu erzwingen.
In der Fahrbahnmitte beinhaltet erst ein Schutzstreifen (Leitlinien und Piktogramme) rechtliche Sicherheit. Rechtsbündig hätte er dieselben Nachteile wie dort aufgebrachte Bildsymbole.
Daß Bamberger Verkehrsbehörden es, wenn es um nicht motorisierten Verkehr geht, mit straßenverkehrsrechtlichen Vorgaben nicht genau nehmen und die meisten Politiker diese ohnehin nicht kennen, ist eine lange zurückliegende, nichtsdestoweniger hochaktuelle Erkenntnis.
Wählen Sie diesen unfähigen und unkompetenten Stadtrat sofort AB!
Das komplette Sortiment sollte ausgetauscht werden!
Hatte es nicht erst eine tote Radfahrerin in Bamberg gegeben?
Hat so etwas eine Weltkulturerbestadt Bamberg verdient?
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mal wieder eine vernünftige Entscheidung im Stadtrat - à la bonne heure, Heller und Deuber!
eine einzige Frage von den "Entscheidern" beantwortet haben:
wer übernimmt die Verantwortung, wenn dort ein Unfall passiert?
Warum macht man bitte den Gehsteig auf Höhe der Einmündung Hellerstraße so extrem breit, wenn doch die Fläche vor der dort ansässigen Bank mit Sicherheit nicht für Bestuhlung etc. genutzt wird? Oder wird demnächst an Stelle der dortigen Bank ein weiteres Straßencafe eröffnen? Wenn man den Radweg schon zurückbaut, dann hätte man die Linie der Fahrbahnbegrenzung doch gleich etwas mit begradigen können, damit an jener Stelle keine überflüssige "Beule" in die Fahrbahn steht.
Vielleicht sollte ich in Zukunft auch mit dem Auto in die Stadt fahren, wenn man sich nun als Radfahrer schon vorwerfen lassen muss, dass man ja nur an den stehenden Autos vorbei fahren wolle. Dann stehe ich wenigstens zurecht im Stau. Warum sollte man als Radfahrer nicht auch ein paar Vorteile genießen dürfen, z.B. dass man damit in der Innenstadt im Normalfall viel schneller voran kommt?
Ich werde auf jeden Fall in Zukunft mit meinem Fahrrad in der Mitte der Langen Straße fahren, damit ich von an mir vorbei fahrenden Autos nicht gefährdet werden kann. Wie die Autofahrer dann hupen oder sich sonst gebärden, ist mir dann herzlich egal.