Politik ist ein heikles Thema

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Selbstverständlich ist die Präsidentenwahl im Hause Bromke ein Thema. Deshalb sind auch die Beiträge in den "Stars & Stripes" Lesestoff. Die Zeitung wird regelrecht verschlungen. Foto: Ronald Rinklef
Selbstverständlich ist die Präsidentenwahl im Hause Bromke ein Thema. Deshalb sind   auch  die Beiträge in den "Stars & Stripes" Lesestoff. Die Zeitung wird regelrecht verschlungen. Foto: Ronald Rinklef

Seit Jahrzehnten lebt das amerikanische Ehepaar Anneliese und Chester Bromke im Baunacher Gemeindeteil Dorgendorf. Sie hätten gerne gewählt, aber dafür sind etliche Formalitäten erforderlich.

Eigentlich wollten Chester und Anneliese Bromke heuer wirklich wählen. Doch wenn heute der 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wird, dann ganz sicher ohne die Stimmen des Dorgendorfer Ehepaares. Wer auch immer Präsident wird, muss einfach ohne ihre Stimmen auskommen. "Denn es hat einfach wieder nicht geklappt", schildert Anneliese Bromke. Für US-Bürger, die im Ausland leben, ist es eben nicht einfach, sich für die Wahl zu registrieren. Zu viele Formalitäten, zeigen die Schilderungen der Dorgendorferin.

Carter war ihr am liebsten

Seit 1989 hat das Ehepaar seinen Wohnsitz ausschließlich in Franken, woher die 80-Jährige stammt. Der Liebe zu Chester wegen heiratete sie nach Amerika. Vor Jahrzehnten hat sie selbst die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen und dadurch auch schon an so mancher Präsidentenwahl teilgenommen.

"Am liebsten war mir der Carter", schwärmt die herzliche Dame noch heute. Der habe sich so intensiv für den Friedensprozess eingesetzt, betont sie. "Und dadurch etwas in Gang gesetzt, was sonst wohl kaum möglich gewesen wäre." Gleichwohl erfahre Carter wohl erst allmählich die Würdigung, die er verdient, sagt sie.

Und jetzt? Das Paar wählt seit Jahrzehnten die Demokraten. "Wir hätten Obama gewählt", versichert die Wahl-Dorgendorferin mit Begeisterung.
Damit gibt sie sich wohl weitaus freizügiger als die vielen anderen Amerikaner, mit denen das Paar hier Kontakt hat. Beispielsweise im Deutsch-Amerikanischen Club, in dem sich Bromkes schon seit vielen, vielen Jahren engagieren. "Das tut man da einfach nicht, über Politik oder gar Wahlen zu sprechen", erklärt sie. Warum nicht? "Aus Rücksicht", führt sie weiter aus. "Man möchte niemandem zu nahe treten."

"Wenn es um politische Ansichten geht, hält man sich einfach zurück." Es gehe darum, niemandem etwas vorzuschreiben oder gar wehzutun, erklärt die Dame weiter. Außerdem sei es mit Obama irgendwie ein heikles Thema. Ein Präsident mit afroamerikanischem Hintergrund... Amerika muss sich offensichtlich wohl noch immer daran gewöhnen. Wer hier möglicherweise Ressentiments hat, schweigt, wer nicht, ebenfalls, lässt Anneliese Bromke anklingen.

Harmonisches Ehepaar

Chester und Anneliese Bromke sind ein sehr harmonisches Ehepaar, das auch seine politischen Einstellungen teilt. "Mein Mann sagt, Obama kommt wieder hin", gibt die Ehefrau wieder. Sie selbst sei da eher skeptisch. "Das einzige, wo wir beim Thema Wahlen nicht übereinstimmen", merkt sie dazu schelmisch an.

Und falls Obama doch nicht gewinnt? "Er kann in vier Jahren nicht die Probleme lösen, die Bush in acht angehäuft hat", gibt sich Chester jetzt doch kämpferisch und spielt auf die immense Verschuldung an. Einig ist sich das Ehepaar Bromke auf jeden Fall darin, die Wahlen im fernen Amerika unbedingt ganz genau zu verfolgen, wenn man selbst schon nicht mitstimmen konnte...