Pflaster Karolinenstraße: Eine Gasse mit altem Stein bleibt
Autor: Anna Lienhardt
Bamberg, Sonntag, 26. April 2015
Die Dominikanerstraße wird im Stil der Sandstraße neu gepflastert. Das Verbindungsstück zur Karolinenstraße ist ausgenommen. Mancher Antiquitätenhändler hätte gern mehr historisches Pflaster erhalten.
Eigentlich sind sich alle einig. Es sollen Pflastersteine sein, die eines Weltkulturerbes würdig sind. Was das allerdings im Detail bedeutet, darüber gehen die Meinungen auseinander - zwischen der Stadtverwaltung auf der einen, Kunst- und Antiquitätenhändlern auf der anderen Seite.
Getroffen haben sich beide Parteien auf ihrem steinigen Weg nun in der Mitte: Für die Umgestaltung der Dominikanerstraße haben die Stadträte im Bausenat für eine "Kompromisslösung" gestimmt, wie es Peter Neller (CSU) bezeichnet. Ursula Sowa von der Grün-Alternativen Liste (GAL) spricht von einer "Vernunftlösung".
Wie sieht diese aus? Im Zuge der "Stadtsanierung Sand" soll die Dominikanerstraße zwischen Herrenstraße und Unterer Brücke umgestaltet werden. Ursprünglich war für die Oberfläche der gesamten Straßedas sogenannte Sommerhäuser Muschelkalkpflaster vorgesehen - so, wie man es aus der Sandstraße kennt. Auf der Hauptachse Dominikanerstraße - Untere Brücke (in der Grafik gelb markiert) wird dies umgesetzt.
Nicht alles in Muschelkalk
Der Kompromiss zeigt sich bei der kurzen Quergasse, die formell noch zur Karolinenstraße gehört, bei den Bambergern aber auch als "Kernsgasse" bekannt ist (grau markiert). In der Mitte wird das alte Kopfsteinpflaster erhalten und neu verfugt. An den Seiten wird es zwei Streifen mit Granitkleinstein geben, damit die Straße barrierefrei passierbar ist. Mittelbereich und Seitenstreifen werden durch eine Rinne miteinander verbunden, einen Bürgersteig gibt es nicht.
Kunsthändler Walter Senger gibt der Kompromisslösung aus Muschelkalk auf der Hauptachse und Granit in der Nebenstraße die Note 3. "Damit ist immerhin ein Teil der rund 150 Jahre alten Pflastersteine gerettet", sagt Senger, dessen Wohnhaus in der Karolinenstraße liegt. Es müsse oberstes Ziel sein, bei Neuverpflasterungen die historischen Steine zu erhalten. Gleichzeitig versteht er, dass die Stadt auf die Belange behinderter Menschen Rücksicht nehmen möchte. "Mit den zwei Randstreifen kann ich leben."
Sein Kunsthändler-Kollege Christian Eduard Franke echauffiert sich: "Ich will nicht, dass die Straßen aussehen wie die Sandstraße. Sie ist viel zu klinisch, zu überperfekt!" Seine Forderung: Man müsse ein Bewusststein für die historischen, gewachsenen Bodenbeläge in Bamberg entwickeln. "Pflasterungen sind in einem Weltkulturerbe eine bedeutende Aussage."
Franke, der mit anderen Antiquitätenhändlern seine Einwände in einem Gespräch mit Oberbürgermeister Andreas Starke (SDP) geäußert hatte, sagt aber auch: "Ich bin dankbar für den Kompromiss." Das könne ein Anfang sein.
Walter Senger kündigt mit Blick auf zukünftige Pflaster-Projekte an: "Wir sind auf der Hut."
Bambergs Baureferent Thomas Beese merkte in der Sitzung an, dass man nicht einfach das komplette Sandgebiet mit Muschelkalk pflastern wolle. Bei allen Projekten falle die Entscheidung auf die Situation bezogen. Auch sei es "gestalterisches Leitziel", das alte Kopfsteinpflaster zu erhalten.
Allerdings könne man dieses sogenannte "Tütschengereuther Pflaster" heute bis auf kleine Restbestände nicht mehr erwerben. "Für das Sandgebiet sollte deswegen ein Belag gefunden werden, der dem historischen Pflaster optisch möglichst nahe kommt", sagte Beese und erinnerte: Die Entscheidung war 2006 zugunsten des Sommerhäuser Muschelkalkpflasters ausgefallen, nachdem verschiedene Pflaster-Muster für den Sand bewertet worden waren.
Das Material müsse aushalten, dass es regelmäßig von Lieferfahrzeugen befahren werde und durch Kehrmaschinen gereinigt werde. Damit auch mobilitätseingeschränkte Menschen die Sandstraße gut passieren können, wurde der Belag mit einem glatten, aber rutschfesten Pflasterstreifen ergänzt.
Barrierefreie Bereiche sind auch für Dominikanerstraße und Kernsgasse geplant. Während letztere erst 2016 umgestaltet wird, soll der Teilabschnitt der Dominikanerstraße noch dieses Jahr fertig werden, kosten wird er rund 362 000 Euro. Mit der Kernsgasse (2016) steigt der Betrag auf 520 000 Euro.
Ursprünglich war das Projekt ausgeschrieben worden. Doch der billigste Anbieter hatte immernoch 30 Prozent über der Kostenberechnung gelegen. Nun übernimmt die Stadt also selbst.
Übrigens: Bis zum Weltkulturerbelauf müssen die Stadtwerke die Dominikanerstraße provisorisch mit Asphalt verschließen. Sie verlegen dort derzeit Gas- und Wasserleitungen. Das Provisorium soll während der Fronleichnamsprozession, den Antiquitätentagen und der Sandkerwa bestehen bleiben. Unmittelbar nach der Kerwa sollen die Bauarbeiten beginnen.
