Passagenpläne in Bamberg: Aus nein wird ja

2 Min
Zwei Schnitte durch das Vorhaben von "Dömges und Fischer", links die Franz-Ludwig-Straße, rechts die Lange Straße.
Zwei Schnitte durch das Vorhaben von "Dömges und Fischer", links die Franz-Ludwig-Straße, rechts die Lange Straße.

Am Mittwoch ist das "Quartier an der Mauer" einer Verwirklichung wieder deutlich näher gerückt. Der Stadtrat stimmt dem modifizierten Konzept von "Dömges und Fischer" zu. Doch die endgültige Entscheidung, ob und was gebaut wird, fällt in der Sparkasse.

Ob auch unendliche Geschichten irgendwann zu Ende gehen? Zumindest Helmut Müller glaubt daran. Und so bemühte sich der Sprecher der CSU, Hoffnung zu verbreiten: dass nach 17-jähriger, von allen Fährnissen begleiteten Vorgeschichte am Mittwoch im Stadtrat doch so etwas wie eine historische Stunde geschlagen hat und nicht wieder nur ein weiterer "Pendelausschlag" zu verzeichnen war.

Der Grund: Erstmals liegt ein mit großer Mehrheit gefasster Beschluss für den Entwurf eines Anbieters vor. Müller nannte unbescheiden auch die Väter des Erfolgs: "Wir wären heute nicht so weit, wenn nicht die Verantwortlichen der Großen Kooperationsgemeinschaft, der GroKO, im Sommer das Heft in die Hand genommen hätten."

In der Tat scheint das nach der Ablehnung im November noch einmal überarbeitete Konzept der Regensburger Investoren "Dömges und Fischer" dem "Goldenen Mittelweg" nahe zu kommen, der in Bamberg so lange vergeblich gesucht wurde. Nach ihrem Entwurf sind Handel und Wohnen mit etwa gleichrangiger Fläche vertreten; hinzu kommt ein Hotel mit 3700 Quadratmetern Nutzfläche. Wichtig: Alle historischen Hinterlassenschaften sollen erhalten und angemessen präsentiert werden.

Bei der Kubatur gelten ebenso wie bei der Durchwegung die Kriterien, die der Stadtrat in einem Anforderungsprofil festgelegt hat. An der Franz-Ludwig-Straße und an der Langen Straße sollen die Gebäude maximal vier bis fünf Geschosse erreichen. Im Innenbereich (Ausnahme Sparkassengebäude) schrumpft diese Vorgabe auf drei Vollgeschosse.

Sowa spricht von Odyssee
Doch so sehr sich die Meinungen über die Ziele für das Quartier mittlerweile angeglichen haben, die politische Deutung darüber, ob die nach 17 Jahren gereifte Erkenntnis nun ein Erfolg sei oder nicht, geht auseinander. "Sie haben es viele Jahre versäumt, diese Kriterien zu entwickeln", sagte Ursula Sowa und warf CSU und SPD vor, die Entscheidungsfindung zu einer Odyssee gemacht zu haben.

Die Grüne erinnerte auch daran, dass die GAL schon vor vielen Jahren einen Wohnanteil von 25 Prozent verlangt habe, aber überstimmt worden sei. Noch immer sei man skeptisch, ob sich nicht doch noch Hürden aufbauen: Auch das Konzept von Dömges und Fischer müsse dem Anforderungen folgend abgespeckt werden, sagte Sowa. Dabei geht es um die Höhe des Rückgebäudes an der Langen Straße und die viergeschossige Verkaufsnutzung an der Franz-Ludwig-Straße - eine Reduzierung, die auch die Rentabilität beeinflusst.

So oder so bedeutet der Beschluss des Stadtrats nicht, dass auf dem Sparkassenareal bereits nächstes Jahr die Bagger anrücken werden. Der jetzt nötige vorhabenbezogene Bebauungsplan dauert mindestens ein Jahr.
Nach wie vor ist auch offen, ob die Sparkasse das schnelle Umsteuern von Nein zu Ja im Bamberger Stadtrat tatsächlich mit einem Verkauf an die Regensburger Projektentwickler honorieren wird.

Dass es überhaupt zu einer Kehrtwende kam, ist in erster Linie der Forderung der Sparkasse geschuldet, die Stadt mög e noch im Dezember einen Grundsatzbeschluss zum erneuten Kaufangebot von Dömges und Fischer vorlegen. Bestätigt hat sich in diesem Zusammenhang auch dass es ernste "Konkurrenz" gibt. Im Sitzungsvortrag der Verwaltung ist von "einem weiteren Interessenten für das Gelände" die Rede, der im Bestand bauen möchte. Wer sich hinter dieser Formulierung verbirgt, darüber schweigen die Sparkassenräte, die durch das Bankgeheimnis gebunden sind.

Freilich: In wohlinformierten Kreisen sickerte durch, dass es keine auswärtigen Unternehmer sind, die sich hier befristet bewerben, sondern bekannte Persönlichkeiten aus der Region. Sie haben bereits bewiesen, dass ihnen ein solches Projekt nach den Dimensionen und den Anforderungen zuzutrauen wäre.

Anders als der Stadtrat, bei dessen Votum es vor allem um die Stadtverträglichkeit der Bebauung ging, dürften die Verwaltungsräte der Sparkasse ihre Entscheidung vom Wohl der Bank abhängig machen. Die hat hinter der Langen Straße bekanntlich eine Menge Geld gelassen. Welcher Bieter den Zuschlag erhält, wird wohl vor allem vom Kaufpreis abhängen.