Die Obere Pfarre ist weithin bekannt für ihre Krippe. Eine unscheinbare Figur ist im Lauf der Zeit zum heimlichen Star vieler Besucher geworden: ein Kätzchen aus Pappmaschee.
Sie ist immer drin. Auch dann, wenn manche Besucher sich die Augen ausschauen und nicht finden, wonach sie suchen: eine kleine Katzenfigur irgendwo in der weitläufigen Krippenlandschaft in der Oberen Pfarre.
Dann kommt es vor, dass Leute bei Otmar Deuber anrufen und sich beschweren. Sie glauben, er und die anderen vom Krippenbauer-Team hätten diesmal das grau-braune Tierchen weggelassen.
Doch Deuber versichert: "Sie ist immer drin!" Der Bamberger zeichnet seit ungefähr zehn Jahren verantwortlich für die größte und bekannteste Kirchenkrippe in der Welterbestadt.
Schon seine Vorgänger und Vorvorgänger setzten das Kätzchen in jeder Szene an einen anderen Fleck.
Wer wann und warum auf dies Idee kam? Deuber weiß es selbst nicht genau. Er schätzt, dass die Katze bestimmt schon seit 30 oder 40 Jahren zum festen Krippen-Inventar in der Kirche am Kaulberg gehört. Aber wie sie zu dieser Ehre gekommen ist, entzieht sich seiner Kenntnis.
Irgendwann war es jedenfalls zur Tradition geworden, das Kätzchen so zu platzieren, dass es nicht auf den ersten Blick zu sehen war. Wahrscheinlich wollte man erreichen, dass die Kinder sich alles ganz genau anschauen und möglichst nicht nur einmal in der Krippensaison kommen.
Es muss die alte Katze sein
Inzwischen machen sich regelmäßig auch Erwachsene auf die Suche nach der Katze. Mal hockt sie auf dem Dach, mal in einer Wirtsstube. An lauschigen Fleckchen für die Tierfigur mangelt es nie in der Szenerie, die Deuber und sein Team alle Jahre wieder rund um das Weihnachtsgeschehen mit viel Liebe und Kreativität arrangieren.
Wie sehr die Bamberger an dem vertrauten Kätzlein hängen, das erlebten die Krippenbauer vor nicht allzu langer Zeit. Sie ersetzten das betagte, abgegriffene Exemplar durch eine neue Katzendarstellung. Das war gut gemeint, kam bei etlichen Besuchern aber gar nicht gut an, wie Deuber sich erinnert. Man hat die Beschwerden ernst genommen und den Schnitzer im Team gebeten, das alte Kätzlein aus Pappmaschee wieder herzurichten.
Wo sie es jeweils verstecken, hecken die Krippenbauer vom Kaulberg stets spontan aus. Laut Deuber hat immer einer von ihnen während des Umbaus eine neue Idee, die dann gleich umgesetzt wird.
In der Darstellung der Herbergssuche etwa, die bis Dienstag zu sehen war, spitzte die Katze aus einem Korb voller Äpfel heraus.
Eine Zeit lang hatte die Samtpfote ihren Platz in der jeweiligen Hauptszene. So einfach machen es die Krippenbauer den ungezählten Besuchern inzwischen nicht mehr.
Fans kommen busweise
Viele Schaulustige kommen heute nicht zuletzt der Katze wegen. Sie ist für manche zum heimlichen Star der Krippe in der Oberen Pfarre geworden. "Ohne unser Zutun", wie die Krippenbauer aber eigens betonen.
Die Katzen-Begeisterung reicht längst weit über Bamberg hinaus. Deuber hat schon erlebt, dass "Busse aus München kommen und Kinder hereinstürmen, um die Katze zu suchen".
Einem in einer Rettungsorganisation engagierten Mädchen und seiner Familie war, begleitet von beleidigenden Äußerungen, im vergangenen November der Zutritt zum Blaulichtgottesdienst in der Oberen Pfarre verweigert worden, weil es seine wenige Wochen alte Katze in einer Tiertransporttasche dabei hatte.
Der Heilige Franziskus, Namenspatron des derzeitigen Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche, hätte seine helle Freude am Verhalten der verantwortlichen Kirchenvertreter gehabt.