Beim "Quartier an der Mauer" in Bamberg sprechen sich die Fraktionen plötzlich wieder für mehr Handel aus. Misstöne aus dem Landkreis und das Auftreten eines "dritten Investors" haben den Sinneswandel offenbar beschleunigt.
Es ist Landrat Johann Kalb (CSU), an den sich der Antrag des CSU-Fraktionschefs im Kreistag, Wolfgang Möhrlein, richtet. Und es ist der Bamberger Stadtrat, der damit abgewatscht werden soll: "Durch die immer neuen Auflagen und die sich ständig ändernden Vorgaben der Stadt Bamberg sind nicht nur hohe Planungskosten entstanden, sondern es ist ein stetiger Wertverlust des Areals eingetreten".
Immer neue Auflagen? Wertverlust? Was Möhrlein in seiner Bitte um einen Sachstandsbericht meint, ist die nunmehr 17-jährige Vorgeschichte des "Quartiers an der Stadtmauer", die vor einem Monat die neueste Wende erfuhr. Zu diesem Zeitpunkt wurden die beiden letzten vorliegenden Entwürfe im Bieterverfahren um das Quartier, Dömges und Fischer sowie Fokus Development, rigoros abgelehnt - auf Basis eines Antrags der großen Koalition von CSU, SPD, BUB und FDP.
Darin war unter anderem von nur noch 1800 Quadratmetern Handelsfläche die Rede, ein Paradigmenwechsel, wie es noch vor einem Monat hieß, der sich für das Handelsprojekt schon im Sommer angekündigt hatte.
Heute scheint der Paradigmenwechsel doch nicht so krass auszufallen und der Ärger wieder verflogen, der sich vor allem in der Führungsetage der Sparkasse breit gemacht hatte. Überraschend schnell hat sich der Stadtrat in einer nicht öffentlichen Arbeitsgruppe, dem Vernehmen nach unter Beteiligung aller Fraktionen, auf ein "detailliertes Anforderungsprofil" geeinigt, das die umstrittene Entscheidung des Gremiums korrigiert. In dem Papier ist nun wieder von großflächigen Handelseinheiten mit insgesamt 4000 Quadratmetern die Rede und nicht mehr nur von 1800. Auch ein Publikumsmagnet soll an der zum ZOB gerichteten Seite möglich sein.
Gleichzeitig bedeutet der Zuwachs beim Handel nicht, dass das Thema Wohnen reduziert würde. 3200 Quadratmeter sind für Appartements vorgesehen, eine ähnliche Fläche für eine Hotelnutzung, alles zusammen umfasst 13400 Quadratmeter. "Wir wollen einen Gleichklang von Gewerbe und Wohnen", sagt Helmut Müller (CSU).
Was Müller und andere Stadträte mit Verweis auf die Nichtöffentlichkeit der Verwaltungsratssitzungen der Sparkasse freilich nicht sagen: Dass der "Pendelschlag" der Entscheidungen in so kurzer Zeit möglich war, ist nicht nur eigenem Sinneswandel und den Misstönen aus dem Landkreis zuzurechnen, dem als Gewährträger der Sparkasse immerhin 57 Prozent des Sparkassenvermögens gehören.
Es ist das Auftauchen eines dritten Investors, der gewissermaßen von der Seitenlinie kommend alle Planungen der letzten Jahre in Schall und Rauch auflösen könnte.
Die aus Bamberg stammenden Interessenten sollen dem Vernehmen nach ein befristetes Kaufangebot bei der Sparkasse abgegeben haben, das gesamte Areal zum Buchwert zu übernehmen - freilich ohne jede Vorfestlegung und für die Politik mit der Frage verbunden, was dann kommt, wenn etwas kommt...
Starke lobt den Stadtrat Dem Weckruf aus der Wirtschaft ist nicht nur der Stadtrat gefolgt. Auch "Dömges und Fischer" haben als einer von zwei Bewerbern in erstaunlicher Geschwindigkeit ihre Pläne nachgebessert, so dass Bambergs OB Starke (SPD) hoffen kann, bereits am Mittwoch eine breite Mehrheit für einen Grundsatzbeschluss zugunsten des vorliegenden Angebots zu erhalten.
Der Kritik am Wankelmut des Stadtrats kann Starke dabei nicht folgen.
"Ich finde, wir haben eine ganze Menge geschafft", sagt er - und meint damit, die Reduzierung der Verkaufsfläche, die Anerkennung des Themas Wohnen und nicht zuletzt den Erhalt aller historischen Hinterlassenschaften. "Dafür hat sich der zeitliche Aufwand gelohnt."
Was den Angriff von CSU-Chefs Wolfgang Möhrlein aus dem Kreistag angeht. Der beeindruckt den Parteikollegen und Protagonisten im Bamberger Stadtrat, Helmut Müller, eher nicht: "Der Wert des Grundstück hat sich durch unsere Arbeit nicht verringert. Er hat sich vermehrt."
Kommentar des Autors:
Heilsamer
Schock
V ertrauen in die Weisheit des Stadtrats lässt das Herumeiern zwischen ZOB und Langer Straße nicht aufkommen.
Es musste erst ein neuer Kaufinteressent kommen, um die Blockade zu lösen.
Nun können die vorhandenen Konzepte, vor kurzem in die Tonne getreten, auf eine Wiederauferstehung in wenig veränderter Form hoffen.
Trotzdem soll hier auch ein Lob ausgesprochen werden: Die neueste Wende ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Mischung, die Wohnen und Gewerbe im Einklang verheißt, könnte der Brachfläche neues Leben einhauchen. Man kann es Bamberg nur wünschen.
Es wäre unserer geliebten Stadt zu wünschen, dass dieses Projekt nun doch realisiert wird. Dringend fehlende Bereiche des Handels könnten dort angesiedelt werden und die dringend notwendige Steigerung der Zentralität Bambergs bewegen helfen.
Nachdem diejenigen, die es aus Eigeninteresse nicht wollen,
Diejenigen, die Interessen haben es anderen "zukommen" zu lassen
Und diejenigen, die immer besser wissen wie es sein sollte....
Mit ihren Interessen in den Hintergrund zu treten scheinen - kann vielleicht das Wohl der Stadt nach vorne kommen!?
Verdient hätte es unsere Stadt !
Unglaublicher Dank für die endlose Geduld der Sparkasse diesem Trauerspiel dich so lange zuzuschauen. Aber die Sparkasse der region muss den Erfolg der Region in der Vordergrund stellen!
Und das war gut so!
V ertrauen in die Weisheit des Stadtrats lässt ... nicht aufkommen. echt geil diese Erkenntnis
Kann man diesem Kabinett der Eigeninteressen jemals vertrauen?