"Es wird sicher nicht einfach, aber ich glaube und vertraue eigentlich darauf, dass die Menschen auch mitgehen", sagt Gössl im Hinblick auf die aktuelle "Abwärtsspirale" der katholischen Kirche. "Vor allem gehen wir ja auch mit ihnen, wir können das nicht gegeneinander machen", so Gössl.
Update vom 10.12.2023: Neuer Erzbischof Gössl will Kirche "weiterentwickeln"
Minutenlanges Glockengeläut in allen Kirchen von Hof bis Ansbach, die Orgel braust bei "Großer Gott, wir loben Dich" im Dom: Als bekannt wird, dass der bisherige Weihbischof Herwig Gössl im Erzbistum Bamberg zum Erzbischof aufsteigt, zeigt die katholische Kirche, wie beeindruckend ihr Zeremoniell sein kann.
Dreieinhalb Stunden später jedoch wird deutlich, welche Probleme die Kirche hat. "Das ist eine Aufgabe, die man nicht herbeisehnt. Es ist eine schwierige Aufgabe, heute Bischof zu sein", sagte Gössl bei einer Pressekonferenz. In der Gesellschaft und in der Kirche gebe es Kräfte, die auseinander- statt zusammenführen würden. Aufgabe eines Bischofs sei es aber, zusammenzuführen. Dennoch habe er große Zuversicht, er spüre viel Vertrauen.
Vita des neuen Bamberger Erzbischofs Herwig Gössl
Mehr als ein Jahr war der Bischofsstuhl von Bamberg offiziell unbesetzt, Gössl führte als Diözesanadministrator aber bereits die Amtsgeschäfte. Es ist deshalb keine spektakuläre Personalie, für die sich Papst Franziskus entschieden hat - waren doch schließlich auch schillernde Namen wie der des früheren Papst-Sekretärs Georg Gänswein im Gespräch. Die Ernennung stehe für Kontinuität, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing.
Die Probleme der katholischen Kirche in Deutschland sind immens: Die Austrittszahlen sind hoch, die Kirchensteuereinnahmen sinken. Weniger Mitglieder und weniger Geld bedeuten weniger Relevanz im gesellschaftlichen Diskurs. Dazu ist die Kirche mit sich selbst beschäftigt, ringt heftig um Reformen und um die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale.
Auch im Erzbistum Bamberg, wo in ländlichen Regionen kirchliche Traditionen noch eine wichtige Rolle spielen, lassen sich diese Entwicklungen nicht ausblenden.
Kirchliche Lehre nicht "in die Tonne treten"
Der Synodale Weg in den vergangenen Jahren war als Konsequenz aus den Missbrauchsskandalen gestartet worden, um Reformen anzustoßen. Gössl selbst will sich nicht festlegen lassen, zu welchem Lager er gehört - konservativ oder offen für Reformen.
Menschen dürfe man nicht in Schubladen stecken. "Man muss versuchen, beide Pole zu verbinden", sagte er zur Lage der Kirche in Deutschland. 2021 gehörte er zu den Unterzeichnern eines kritischen Briefs zum Synodalen Weg, gemeinsam mit dem Passauer Bischof Stefan Oster. Im Frühjahr sagte er: "Wir wollen die kirchliche Lehre nicht in die Tonne treten, sondern weiterentwickeln."
Der Bischofsstuhl von Bamberg war seit November 2022 vakant. Ludwig Schick hatte damals den Papst gebeten, in den Ruhestand zu dürfen, um einem Jüngeren Platz zu machen. Gössl arbeitete seitdem als Diözesanadministrator an der Spitze des Erzbistums. Der 56-Jährige wurde in München geboren, wuchs in Nürnberg auf und ist seit 1993 Priester des Erzbistums Bamberg.
Gössl mit Ziel: Glaube soll wieder mehr Bedeutung gewinnen
2014 wurde er zum Weihbischof ernannt - das sei ein "Schock" für ihn gewesen, bekundete er damals. Zu seiner neuen Aufgabe sagte er nun: "Mit Gottes Hilfe wird es gut gelingen." Sein Anliegen: Die Glaubensverkündung müsse wieder an Bedeutung gewinnen. Die Menschen sollten wieder Kraft im Glauben finden können.
Die rund 606 000 Katholikinnen und Katholiken stimmte er auf Veränderungen ein. "Es werden Zeiten auf uns zukommen, die nicht einfach und bequem sind." Sein Vertrauen sei jedoch groß, dass es weiterhin ein Miteinander im Erzbistum gebe.
Gössl habe bereits Führungsqualitäten in seinen bisherigen Positionen gezeigt, schrieb DBK-Chef Bätzing. Und wurde persönlich: "Vor allem aber werden es Deine menschenfreundliche Art und tiefgründige Spiritualität sein, die auch Deinen künftigen Dienst kennzeichnen."
Auch in der evangelischen Kirche herrscht Freude
Freude über die Ernennung herrschte auch in der evangelischen Kirche. "Das ist eine gute Entscheidung! Herwig Gössl hat die Leitungsaufgaben bereits während der Sedisvakanz in großer Ruhe ausgefüllt", teilte die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner mit. "Er leitet, ohne zu dominieren oder sich in den Vordergrund zu setzen - nun steht er an der Spitze der Erzdiözese und wird sein Amt integrativ wahrnehmen. Er kann zuhören und gemeinsam Lösungen finden. Das wird auch für die Ökumene fruchtbar sein."
Gemäß dem bayerischen Konkordat, also dem Staatskirchenvertrag zwischen Vatikan und Freistaat, ist der Papst frei in seiner Entscheidung, wen er in Bayern zum Bischof kürt. Nötig ist aber ein Eid auf die Verfassung, den jeder neue Bischof schwören muss. Ein Termin für die Amtseinführung steht noch nicht fest.
Originalmeldung vom 09.12.2023: Papst Franziskus ernennt Herwig Gössl zum Bamberger Erzbischof
Papst Franziskus hat Weihbischof Herwig Gössl zum neuen Erzbischof von Bamberg ernannt. Dies wurde am Samstag (9. Dezember 2023) zeitgleich in Rom und Bamberg verkündet. Der 56-Jährige wird damit Nachfolger von Ludwig Schick, dessen vorzeitigen Amtsverzicht der Papst am 1. November 2022 angenommen hatte. Gössl hatte das Erzbistum seitdem als Diözesanadministrator kommissarisch geleitet. Das Erzbistum Bamberg informiert darüber in einer Pressemeldung.
Gössl wird die Altersgrenze von 75 Jahren erst in 19 Jahren erreichen und könnte damit fast so lange amtieren wie sein Vorgänger. Laut des Erzbistums Bamberg sei ihm "sehr bewusst", dass ihm eine herausfordernde Amtszeit bevorsteht, "in der die Zahl der Katholiken und damit auch der finanzielle Spielraum und das zur Verfügung stehende Personal weiter sinken werden".
Papst ernennt Herwig Gössl Erzbischof von Bamberg
Herwig Gössl wurde am 22. Februar 1967 in München geboren und wuchs in Nürnberg auf. 1986 trat er ins Bamberger Priesterseminar ein und wurde 1993 von Erzbischof Elmar Maria Kredel zum Priester geweiht. Nach vier Jahren als Kaplan in Bayreuth, St. Hedwig, wurde er im September 1997 zunächst zum Pfarradministrator und schließlich zum Pfarrer der Pfarreien Hannberg und Weisendorf im Dekanat Erlangen ernannt.
2007 berief ihn Erzbischof Schick zum Subregens im Bamberger Priesterseminar; ein Jahr später wurde er als Subregens im Würzburger Priesterseminar bestätigt. Seither wirkte er als Bindeglied zwischen den beiden Diözesen, die in der Priesterausbildung eng zusammenarbeiteten. Gleichzeitig war Gössl für die Berufseinführung der Kapläne im Erzbistum Bamberg zuständig. Am 24. Januar 2014 ernannte Papst Franziskus Gössl zum Weihbischof in Bamberg. Er wurde auch Bischofsvikar für die Caritas und Dompropst. Später übernahm er die Leitung des Seelsorgeamtes.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sieht in der Berufung von Herwig Gössl zum neuen Bamberger Erzbischof ein Zeichen für Kontinuität. Es sei zu spüren, dass Gössl jemand sei, der behutsam und in gangbaren Schritten die Kirche der Zukunft gestalten wolle. Er habe bereits Führungsqualitäten in seinen bisherigen Positionen gezeigt. "Vor allem aber werden es Deine menschenfreundliche Art und tiefgründige Spiritualität sein, die auch Deinen künftigen Dienst kennzeichnen."
Bätzing lobt "menschenfreundliche Art" des neuen Bamberger Bischofs
Gössl habe sich in der Vergangenheit ebenso beim "Synodalen Weg" eingebracht. "Im Synodalen Weg hast Du Dich persönlich engagiert und Deine theologischen Überzeugungen sowohl in der Forumsarbeit wie auch in den Synodalversammlungen zur Sprache gebracht", so Bätzing.
Es sei zu spüren, dass Gössl jemand sei, der behutsam und in gangbaren Schritten die Kirche der Zukunft gestalten wolle, schrieb Bätzing an Gössl. Er habe bereits Führungsqualitäten in seinen bisherigen Positionen gezeigt. "Vor allem aber werden es Deine menschenfreundliche Art und tiefgründige Spiritualität sein, die auch Deinen künftigen Dienst kennzeichnen."
Gössel bekennt sich nach offen zu seiner konservativen Haltung, so das Erzbischöfliche Ordinariat Bamberg. Die Frage, ob es in der Zukunft auch Priesterinnen in der katholischen Kirche geben werde, vermöge er nicht zu beantworten. Er wisse nicht, was in 20 Jahren sei. "Wir wollen die kirchliche Lehre nicht in die Tonne treten, sondern weiterentwickeln", sagte Gössel mit Bezug auf das Thema Homosexualität.
Der Termin für seine Einführung als Erzbischof werde noch bekannt gegeben, hieß es. Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke bezeichnete die Ernennung Gössels als "gute Entscheidung für das Bistum und die Bamberger Bürgerschaft". Das Erzbistum hat nach Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) mehr als 606.000 Mitglieder. Gemäß dem bayerischen Konkordat, also dem Staatskirchenvertrag zwischen Vatikan und Freistaat, ist der Papst frei in seiner Entscheidung, wen er in Bayern zum Bischof kürt. Nötig ist aber ein Eid auf die Verfassung, den jeder neue Bischof schwören muss.