Bei bestem Wetter wallten die Pferdebegeisterten am Sonntag wieder in den kleinen Rattelsdorfer Gemeindeteil.
"Lass uns doch mal nach Mürsbach fahren." Das hatte Patrick Lumma seiner Frau Iris Dotterweich vorgeschlagen. Weil er der pferdebegeisterten Gattin eine Freude machen wollte. Wie so viele Ehemänner an diesem Tag. Doch hatte Lumma auch noch einen ganz pragmatischen Gedanken: Für Pony "Moritz" wird schon lange nach einem neuen Zuhause gesucht. Wo trifft man mehr potenzielle Käufer als auf einem Pferdemarkt? Der in der Region Bamberg findet in Mürsbach und immer am Muttertag statt. Somit eine nahezu perfekte Konstellation für das Ehepaar aus Vorra.
"Als Pferdemensch kennt man die Veranstaltung in Mürsbach, die ist Tradition", weiß Iris Dotterweich. Sohn Arved ist inzwischen deutlich aus dem Ponyalter herausgewachsen und "Moritz" mit seinen zehn Jahren noch viel zu jung für ein Pferderentnerdasein. "Die können ja bis zu 40 Jahre werden", erklärt die Besitzerin an diesem Tag immer wieder. Denn: "Wir suchen den idealen Platz für unser Pony. Schön wäre, wenn er im Landkreis bleiben würde, dann könnten wir ihn besuchen."
Solche Gedanken spielen bei den professionellen Pferdehändler eher weniger eine Rolle. In nahezu rekordverdächtigem Tempo hat ein Anbieter nahezu sein gesamtes Angebot an Pferdebegeisterte verkaufen können, berichtet "Kalli" Denk aus Schwürbitz. Er kommt seit Marktbeginn mit Verkaufspferden. Zwar gibt es erstmals mehrere Esel und sogar einige Alpakas. Pferde und Pony sind allerdings weniger da als sonst. Das liegt daran, dass von einem Händler der Laster kaputt gegangen ist. Das teilt Franz Schmittlutz, Seniorchef am Hof, den Besuchern per Lautsprecherdurchsage mit. Denoch, er und seine Frau Eugenie können den Markt entspannter angehen, denn seit ein paar Jahren tragen Sohn Stefan und Schwiegertochter Anita die Verantwortung und Organisationslast.
Stefan Schmittlutz scheint man beinahe überall auf dem Markt zu treffen. Und das, nachdem er erst um halb zwei ins Bett kam und um 4 Uhr schon wieder raus musste. Denn zur Traditionsveranstaltung gehört auch eine Kutschausfahrt des Kutschervereins am Marktvortag sowie der daran anschließende Unterhaltungsabend. "20 Kutschen waren im Maintal unterwegs, anschließend 240 Gäste im Zelt", berichtet Stefan Schmittlutz.
Eine schöne Ausfahrt
Mit im Kutschenkonvoi war auch Herta Kreuzer, "eine wirklich schöne Ausfahrt", schwärmt sie. Weil Sohn Marcus am Sonntag anderweitig in Sachen Pferde eingespannt ist, nutzt sie den Markt für einen Besuch mit Ehemann Georg und den beiden Enkelkindern Felix (5) und Nina (4). "Das ist für die doch das Schönste." Im Gegensatz zu vielen anderen Kindern quengeln die Geschwister nicht, dass sie ein Pferd oder Pony wollen. "Die haben genügend zuhause", erklärt die Gaustadter Oma. Aber vielleicht findet sich ja an einem der vielen Stände was, zumindest werden irgendwelche kulinarischen Köstlichkeiten herausspringen.
Für Kurzweil sorgt immer wieder das von den Reitern am Hof komponierte hippologische Rahmenprogramm mit Darbietungen aus verschiedenen Pferdesport-Sparten. Wer mag, kann sich zudem bei einer kleinen Kutschenfahrt das Golddorf Mürsbach und Teile des malerischen Itzgrundes ansehen.
Dafür, dass auch wirklich alle Besucher hier auf ihre Kosten kommen, sorgt ein großer Stab an freiwilligen Helfern vom Stall. Wie etwa Monika Schrattenberger. Seit nunmehr 23 Jahren. Ihre Mutter ist daran gewöhnt und wird vorher und nachher besucht. Vielleicht fährt sie selbst ja mit Eugenie Schmittlutz an einem anderen Tag "in die Fränkische", wie man frühmorgens kurz gescherzt hatte. Nur kurz, denn der Mürsbacher Pferdemarkt am Muttertag ist schließlich Tradition, um nicht zu sagen Familientradition, denn bereits fünf von sechs Schmittlutz-Enkeln sind im Einsatz. Kein Wunder, bei Hunderten von Traditionsbesuchern. Da hat schließlich auch "Moritz" ein neues Zuhause gefunden.