Hans Josef Groh ist mit seinem Cello auf CDs der norwegischen Band "A-ha" zu hören. Eigentlich spielt der gebürtige Franke bei den Osloer Philharmonikern.
Als Hans-Josef Groh Mitte der 80er Jahre auf den Vesterålen die Saiten seines Cellos strich und seine Augen vom Notenblatt weg durch die weit geöffneten Fenster übers Nordmeer hinüber zur Lofotenwand wanderten: "Da war's um mich geschehen", sagt der gebürtige Eberner (Landkreis Haßberge) und lacht. Seine Augen blitzen und er breitet die Arme weit aus, als wolle er alles umfassen - "sein" Norwegen, das durch die Liebe zur Musik seine neue Heimat wurde. Als wir uns im Juni 2015 auf ein Bier in Oslo treffen, präsentiert sich die Hauptstadt bei Sonnenschein von ihrer schönsten Seite. Dass das Bier fürs fränkische Gefühl mit umgerechnet gut neun Euro haltlos überteuert erscheint, quittiert Groh mit einem Schulterzucken: "Das Thema sollte man nach einer Weile einfach beiseite legen, wenn man das Leben hier genießen will", sagt er. "Verglichen mit 1992 ist es heute besser, der Alkohol ist aber immer noch sehr teuer."
Die erste Begegnung
1992: Das war der Wendepunkt in seinem Leben. Nachdem er mit 15 Jahren als Schüler am Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium seine Liebe zum Cello entdeckt hatte, war ein Studium dieses Instruments die logische Konsequenz. Während dieser Zeit half Groh nicht nur bei den Bamberger Symphonikern als Cellist aus, er hatte auch seine erste Begegnung mit Norwegen: Sein Karlsruher Professor für Kammermusik nahm ihn mit zu einem Festival in Melbu. Dort, beim Anblick der Lofotenwand, machte sein Herz jenen Sprung, der ihn in Oslo landen ließ. Als Groh nämlich bei einer neuerlichen Konzertreise erfuhr, dass die Philharmoniker einen Cellisten suchen, war das am letzten Tag der Bewerbungsfrist. "Ich habe schnell die Unterlagen ausgefüllt, drei Wochen später vorgespielt und wurde genommen" - und da ist es wieder, das verschmitzte Lächeln auf Grohs Gesicht.
Der Traum geht in Erfüllung
Für ihn ging damals ein Traum in Erfüllung. "Das ist es doch, weshalb man Musiker wird!" Als er bei den Philharmonikern anfing, wurde das Orchester von Mariss Jansons dirigiert. "Das waren goldene Jahre: Wir waren in der ganzen Welt unterwegs", erzählt Groh. Die norwegische Sprache, die während einer kurzen Urlaubsreise vor allem nach Smörrebröd klingt, sei für Deutsche mit leidlichen Englischkenntnissen nicht schwer zu erlernen. "Aber ich habe meine fränkischen Satzmelodien bis heute behalten, deshalb werde ich schnell als Ausländer enttarnt."
Ein Franke und seine norwegische Familie
Der Ausländer hat in Norwegen eine Familie gegründet und ist gerade zum dritten Mal Vater geworden. Er spielt im Norwegischen Kammerorchester, in der Oslo Sinfonietta, in verschiedenen Ensembles und macht live und im Studio immer wieder Ausflüge in die U-Musik. Bilanz: 186 Alben. "Ich war einige Jahre der meistgespielte Cellist Norwegens", sagt Groh, ohne eitel zu wirken. Stolz ist er vor allem auf sein Engagement bei der norwegischen Popgruppe A-ha, die er außer auf CDs bei ihrem Abschiedskonzert in der Royal Albert Hall in London begleitete: "Das war der Höhepunkt meiner Pop-Karriere."
Zwei Herzen ...
Nach 23 Jahren Norwegen hat der 53-Jährige keine Zweifel: "Ich bin froh, den Schritt ins Ausland gemacht zu haben. Norweger sind feine Menschen, die viel können, engagiert sind und beide Beine fest in den felsigen Untergrund gepflanzt haben." Seine alte Heimat Franken trägt er gleichberechtigt im Herzen. "Ich bin mindestens einmal im Jahr daheim und lade auch norwegische Freunde zu gemeinsamen Ferien nach Franken ein." Die freuen sich dann, logisch, besonders über das gute Bier zu günstigen Preisen.
Lesen sie hier, was Jans Josef Groh an Norwegen so fasziniert
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