Minuten zählen auf der Fanmeile am Bamberger Maxplatz

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Von 8 bis 18 Uhr (mit einer langen Pause drin) geht der Aufpass-Dienst von Julia. "Seeehr eintönig - aber ich habe mich ja dafür gemeldet", sagt sie.
Von 8 bis 18 Uhr (mit einer langen Pause drin) geht der Aufpass-Dienst von Julia. "Seeehr eintönig - aber ich habe mich ja dafür gemeldet", sagt sie.
 

Wenn die Brose Baskets in Ulm gewinnen, wird am Sonntag Spiel 3 übertragen. Alles rund ums Public Viewing auf dem Maxplatz.

Wer in großer Fan-Runde schauen will, wie die Brose Baskets dem Play-off-Finalgegner Ulm zeigen, was ein Serien-Meister ist, muss noch Geduld haben. Am Mittwoch bleibt der Maxplatz leer und die Videowand dunkel.

"Wir übertragen nur dann, wenn Bamberg die Chance hat, den Titel zu holen", stellt Marcus Appel von Radio Bamberg klar. "Wenn die Brose Baskets die Auswärts-Partie am Mittwoch gewinnen und es 2:0 steht, dann ist am Sonntag nicht nur Fußball, sondern auch Basketball angesagt. Beim Stand von 1:1 dagegen noch nicht."

Seit Donnerstag vergangener Woche steht die Bühne, seit Samstag die große "Leinwand". Mutterseelenallein wartet die Technik nicht auf ihren Einsatz. Es ist immer jemand da, der ein wachsames Auge auf sie hat. So wie Julia.

Tagsüber sorgt Radio Bamberg als Veranstalter für Aufpasser, ab 18 Uhr übernimmt ein Sicherheitsdienst. Studentin Julia, die bei Radio Bamberg jobbt ("sonst hauptsächlich bei Promo-Aktionen"), hatte am Dienstag ihren vierten Einsatz.


Alles im Blick

Durch die transparenten Bühnenwände ist das ganze, mit schweren Eisengittern eingezäunte, Areal zu überblicken. "Was wegschleppen? Nö, das hat noch niemand versucht. Da würde am hellen Tag wohl auch keiner auf die Idee kommen," sagt die junge Frau.

Für sie wird die Bühne zum Zuschauerraum und der Maxplatz zur Bühne (auf der sich allerdings nicht viel tut). Es könnte doch mal jemand mitten auf der freien Fläche seiner/seinem Liebsten einen Heiratsantrag machen. Mit Kniefall und allen drum und dran. Oder einen lautstarken Ehestreit vom Zaun brechen. Aber nichts passiert.
"Lernen, lesen, Filme schauen. Was anderes kann man hier nicht machen," sagt Julia. Ganz oben in ihrer Tasche liegt eine DVD. Weiter unten, bei Bäckertüte und Getränkeflaschen, ein Roman von Rebecca Gablé.

"Filme habe ich noch ein paar mehr dabei." Ein paar ist gut. Eine ganze Umhängetasche voll. Streaming klappt nicht. "Mit dem W-Lan hier ist das im Moment nicht so toll." Stromanschluss fürs Notebook und Smartphone-Ladegerät ist vorhanden.

"Manchmal kommen Freunde vorbei, bringen Eis mit und leisten mir für eine Weile Gesellschaft. Leute, die an den Zaun kommen und fragen, was das hier für eine Veranstaltung ist, die gibt's auch. Jede Abwechslung ist höchst willkommen."

Verkaufswagen für Bratwurst, Eis, Frozen Joghurt, Speiseöle und Ledergürtel. Nicht zu vergessen zwei Infostände. Und Passanten. Mehr gibt's auf dem Platz nicht zu sehen.


Eine nahrhafte Überraschung

Plötzlich hält ein Auto. Julia steht auf, läuft zur Absperrung und öffnet ein Zaunelement. Redet mit der Frau, die ausgestiegen ist. Strahlt. Und hilft Schüsseln auszuladen. "Ich kann doch mein Kind nicht verhungern lassen", sagt Mama Helga, die mit einem Korb voll Geschirr und Besteck und einem Klappstuhl auf die Bühne kommt.

Die Mittagsrunde wächst einige Minuten später sogar noch. Große Schwester und kleiner Neffe (im Kinderwagen) gesellen sich dazu. "Es war als Überraschung gedacht. Und die ist gelungen," freut sich die Mutter, während sie Kartoffelsalat, grünen Salat und Leberkäse an dreieinhalb geplante und einen ungeplanten Esser verteilt.


Platz für 6500 Menschen

Am Sonntag wird auf und erst recht vor der Bühne viel mehr los sein. Dann hat die EM-Fanmeile ihre 2016er-Premiere. Vielleicht gibt's vorher auch einen Basketball-Titel zu bejubeln.

Maximal 6500 Menschen finden auf dem Public-Viewing-Areal Platz. Mit etwa 5000 rechnet Marcus Appel von Radio Bamberg bei einem Fußball-EM-Endpiel mit deutscher Beteiligung. "Beim Basketball sind es wesentlich weniger. Die meisten Fans sind draußen in der Arena."


Selbst Deospray ist verboten

Eine Stunde vor Anpfiff (oder Jump) beginnt der Einlass. Das Sicherheitskonzept schreibt strenge Kontrollen vor: "Keine mitgebrachten Getränke, keine Druckluftfanfaren, keine Spraydosen - nicht einmal Deospray - dürfen aufs Gelände. Das wandert alles in den Müll", informiert Appel. 15 Minuten nach Spielende ist Ausschankschluss, innerhalb von 30 Minuten muss der Platz geräumt sein.

Es gibt keine Spirituosen, nur Bier und alkoholfreie Getränke. Dazu Bratwurst und Pizza. Für die Entsorgung stehen die Toiletten in der Tiefgarage und unter dem Maxplatz, ein Toilettenwagen und bis zu zwei Dutzend mobile Klohäuschen bereit. "Die Pinkelecken in den umliegenden Gassen sind abgesperrt", lässt Appel alle wissen, die darauf bauen, das Anstehen vor den offiziellen Erleichterungsstätten vermeiden zu können.

An der der Fußgängerzone zugewandten Seite des Maxplatzes stehen sechs Kassen, an der linken Längsseite zwei. Kinder unter sechs Jahren haben zur Fanmeile keinen Zutritt. Wer jünger als zwölf Jahre ist, muss bei den 18-Uhr-Spielen in Begleitung eines Erziehungsbeauftragten oder Sorgeberechtigten sein. Bei Partien, die um 21 Uhr angepfiffen werden, gilt das auch für die unter 16-Jährigen.


Alle schauen nach Ulm

Was wäre, wenn die Brose Baskets am Sonntag alles klar machen könnten? "Bei einem Sieg in Ulm findet am Donnerstag eine Besprechung mit Stadt und Polizei statt, bei der es um das Wie einer möglichen Meisterfeier geht."