Die Michelin-Hiobsbotschaft hatte sich in vielen Gesprächen wohl in jüngster Zeit angedeutet, doch mit voller Wucht hat sie die Menschen erst vor wenigen Tagen getroffen. So stand Michelin zwar nicht auf der Tagesordnung der jüngsten Stadtratsitzung, SPD-Fraktionssprecher Hans-Jürgen Wich wollte das Thema jedoch unbedingt ansprechen, was Bürgermeister Söder, wie er erwiderte, sowieso vorgehabt hätte.
"Die Auswirkungen für uns sind enorm, die dieser schwere Schlag mit sich bringt", fasste Söder zusammen. Man müsse parteiunabhängig und -parteiübergreifende den Draht zur Politik nutzen, forderte Wich. Es gebe schließlich auch EU-Fördermittel. Er dankte ausdrücklich allen, die sich seit Bekanntwerden der geplanten Schließung einbrachten. Hans Partheimüller wiederum befand, dass insbesondere auch dem Bürgermeister für sein Engagement Lob gebühre, was das Gremium mit spontanem Applaus bestätigte.
Claudia Büttner (Bürgerblock) lobte indes die Michelin-Mitarbeiter, die auch weiterhin "brav und diszipliniert" zur Arbeit kommen. In Frankreich hätte das wohl ganz anders ausgesehen. Während Wich meinte, man könnte einige Michelin-Mitarbeiter eventuell in die Baubranche übernehmen, die dringend Kräfte benötige, erklärte Bürgermeister Söder, die Stadt werde im Bereich Bauhof Stellen ausschreiben. Für vielleicht ein bis zwei Personen, "aber sicher keine 858." Hier müssten in der Region alle mit anpacken.
Gesamte Region betroffen
Denn von der Werksschließung sei nicht nur Hallstadt, sondern die gesamte Region betroffen, aus der viele Beschäftigte kommen. Das rund 8500 Einwohner zählende Hallstadt bietet über 7400 Arbeitsplätze, wobei Hallstadt selbst rund 6000 Berufstätige zählt, das Pendlersaldo zeige, dass mehr Menschen ein- als auspendeln.
KOMMENTAR
Für die treuen Michelin-Mitarbeiter bedeutet die jüngste Entwicklung nicht weniger als eine persönliche Katastrophe. Man stelle sich junge Menschen vor, die sich angesichts der niedrigen Zinsen an die Verwirklichung des Eigenheims gewagt und finanziell für Jahrzehnte gebunden haben. Oder Mitarbeiter, die ihr gesamtes Arbeitsleben Michelin gewidmet haben. Wie und wo sie die letzten Jahre verbringen, birgt Stoff für viele schlaflose Nächte.
Auswirkungen könnten bald fehlende Mittel auch auf das kulturelle und Vereinsleben der Stadt haben, das bislang immer großzügig gefördert wurde. Auch Auswärtige könnte die Michelinkrise in Hallstadt treffen: Möglicherweise bei höheren Eintrittspreisen fürs Freibad. Denn dessen Beckenwasser wurde bisher mit Michelin-Abwärme nicht nur sehr umweltfreundlich, sondern auch äußerst günstig geheizt. Hallstadt wird den Gürtel künftig wohl etwas enger schnallen müssen. Weitsicht ist nun bei der Revitalisierung des riesigen Firmenareals gefragt, ein geschickter Gewerbe-Mix, möglichst automobilunabhängig, erforderlich.
Bis die Gewerbesteuerlücke gefüllt ist, könnte es dauern. Und dann muss die Stadt auch noch bei der weiteren Erschließung in Vorleistung gehen. Dabei wäre es eine Überlegung wert, ob nicht ein Teil der Firmenfläche Bauland werden könnte, da die Stadt sonst nirgendwo welches hat.
Wie sehr sich die Landes- oder Bundespolitik nach der durchaus lobenswerten erste Krisensitzung vor Ort für Hallstadt einsetzt, wird wohl stark davon abhängen, welche weiteren Automobilbrennpunkte sich auftun. Eine Hoffnung gibt es bei dem Ganzen: 2020 ist Wahljahr, schon deswegen werden Politiker Erfolge vorweisen wollen.
Für das Continentalwerk in Roding setzt sich sogar Hubsi Aiwanger persönlich ein.
Über Michelin Hallstadt kann ich nur bemerken, dass es seitens des Michelin-Konzerns schon grob fahrlässig war, an der Produktion von "Schmal-Reifen" festzuhalten und nicht auf größere, heutzutage gefragtere Pneus, die Produktion umzustellen.
Das wäre doch ein typisches Einsatzgebiet für unseren "bayerisch-fränkischen" Ministerpräsidenten Söder, der sich um den Erhalt des Werkes Hallstadt zu kümmern hätte - Aiwanger macht Roding, Söder macht Hallstadt.
Ich denke, das kann man schon verlangen von den beiden.
Bitte keine leeren Worthülsen der Politikereltite
Söder, starke kalb
Ich muss echt erbrechen über so viel leerplauderei
Was mir auffällt, ist der enorme Presse und Polizeieinsatz in Roding bei Continental, gewerkschaft, politik Presse, Funk alle schreien hier auf, dabe geht es in Hallstadt um die gut doppelte Menge an Mitarbeiter, wird hier etwas bewußt geschwiegen?
Ersparen Sie uns ihre Verschwörungstheorien!
In Hallstadt geht es nicht um gut die doppelte Anzahl an Arbeitsplätzen, sondern "nur" um den Faktor 1,6.
Über den Auftrieb an diversen Ministern und Staatssekretären von Land und Bund, welche bei Michelin in Hallstadt vorstellig wurden ist nicht nur im FT und anderen bayerischen Medien (incl. TV) ausführlich berichtet worden.
Als Beispiel die Berichterstattung eines Presseorgans, das - um ihren Wortschatz zu bemühen - "nicht von hier" ist:
https://www.mittelrhein-tageblatt.de/bamberg-wirtschaft-fuenf-kabinettsmitglieder-zu-gast-bei-michelin-93815/