Bevor Garden, Hofnarr und Co. zum Zuge kamen, mussten im Memmelsdorfer Gemeinderat noch einige Tagesordnungspunkte abgearbeitet werden.
Beinahe hätte man meinen mögen, es liege was in der Luft, als der Gemeinderat von Memmelsdorf am Dienstagabend zu seiner im Kalenderjahr 2018 wohl kürzesten, aber auf jeden Fall kurzweiligsten Sitzung zusammengetroffen war. Gehudelt wurde mit der Ratsarbeit dennoch nicht, auch wenn alle Anwesenden wussten, dass im Rathausfoyer schon die Garden, Hofnarr, Elferräte und Seine Tollität Swen-Christian I. mit Ihrer Lieblichkeit Lisanna I. bereitstanden, um das Rathaus im Sturm zu nehmen. Davor galt es für den Gemeinderat noch, eine gewichtige Tagesordnung abzuarbeiten, was aber in harmonischem Einvernehmen gelang.
Zunächst stimmte der Rat dem Vorschlag der Verwaltung zu, den Vertrag mit der Iso-Jugendarbeit der Stadt Bamberg bis 31.12.2019 zu verlängern. Die Jugendarbeit laufe gut, sie sei unbedingt gewünscht und die Personalkosten würden dankenswerterweise mit zehn Prozent vom Landkreis bezuschusst. Außerdem, so Bürgermeister Gerd Schneider (parteilos) weiter zum Thema, habe man ein Sonderkündigungsrecht im Vertrag verankert, das dann gezogen werden könne, wenn die Personalkosten über Gebühr ansteigen sollten.
Zum zweiten Tagesordnungspunkt referierte Christine Schramm von der Finanzverwaltung. Zu klären war, ob die Gemeinde sich beim Strombezug weiterhin, also für die Jahre 2020 mit 2022, an der Bündelausschreibung der Kubus (Kommunalberatung und Service GmbH) beteiligen wolle. Und wenn ja, so solle der Rat entscheiden, welche Art von Strom man beziehen wolle. Denn im Angebot sei Strom mit einer Neuanlagenquote oder ohne.
Andreas Spahn(ABD) legte dazu dar, dass nach den Informationen des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes die Variante mit der Neuanalgenquote die umweltfreundlichste und nachhaltigste Variante sei. Denn im anderen Falle werde die Stromversorgung für die Abnehmer auch mit Strom aus Altanlagen, etwa Braunkohlekraftwerken, gewährleistet. Das aber könne nicht im Sinne der Gemeindebürger sein. Die Ratsmehrheit schloss sich dieser Überzeugung an und ließ den Antrag mehrheitlich passieren.
Die Nutzung der E-Ladesäule beim Rathaus war in den Jahren 2016 und 2017 unentgeltlich möglich, so der Bürgermeister zu einem weiteren Tagesordnungspunkt. Im Jahr 2017 seien der Gemeinde dafür 400 Euro Kosten entstanden. Ein vertretbar kostengünstiges Signal, wie die Räte meinten, weshalb sie der weiteren Gratis-Nutzung zustimmten.
Schließlich galt es beim Tagesordnungspunkt "Anträge der Fraktionen und Gruppierungen" über eine Änderung der Geschäftsordnung abzustimmen. Demnach strafft der Gemeinderat seine Arbeit in Zukunft und er nimmt die Verwaltung noch mehr in die Pflicht. Anträge sollen zukünftig in derjenigen Sitzung vorgestellt werden, für die sie rechtzeitig eingereicht wurden. Die Antragsteller legen ihr Anliegen kurz dar, der Gemeinderat beschließt sodann, ob der Antrag weiterverfolgt und als Auftrag zur weiteren Informationsbeschaffung an die Verwaltung weitergereicht wird, oder ob er ohne weitere Aussprache abgelehnt wird. Im Weiteren wurde festgelegt, dass Anträge, die nicht in der auf die rechtzeitige Antragstellung folgenden Sitzung behandelt werden können, spätestens in den darauffolgenden drei Monaten zu behandeln sind. Diese Neureglung fand die Zustimmung der Ratsmehrheit.
Nachfolgend behandelte der Rat einen Antrag auf ein Glyphosatverbot auf gemeindlichen Flächen, der von Manfred Schrauder (SPD) vorgestellt und begründet wurde, im neuen Modus. Alfons Distler (VWG) erklärte, dass dies ein Antrag sei, bei dem es notwendig sei, weitere Informationen einzuholen, ehe man entscheiden könne. Andreas Spahn (ABD) wies darauf hin, dass ein Verbot nur für Neuverträge gelten könne und Bürgermeister Schneider erklärte, dass er den beteiligten beziehungsweise betroffenen Landwirten versprochen habe, dass man alle Aspekte in der ganzen Bandbreite beachten wolle.
Schließlich wies Martin Mattausch (VWG) noch auf einen Antrag hin, der bereits im Jahr 2014 beschlossen worden war, dann aber irgendwie verloren gegangen sei. In Drosendorf solle, so Mattausch, ein Baugebiet ausgewiesen werden, das jungen Familien und Einheimischen zugutekomme und keine Geldanleger zum Zuge kommen lasse. Der Rat signalisierte sein Einvernehmen einstimmig.
Ebenso einvernehmlich wurde schließlich beschlossen, dass der Sitzungssaal im Rathaus bis auf Weiteres als Trauzimmer fungieren solle, denn das ursprüngliche Trauzimmer sei zur Gemeindekasse umgewidmet worden.
Dass der Sitzungssaal, der ja auch mit einem Fahrstuhl erreichbar ist, für standesamtliche Trauungen durchaus geeignet ist, zeigte sich, als kurz nach Beendigung der Ratssitzung der Memmelsdorfer Carnevals-Club das Rathaus und mithin auch den Sitzungssaal im Sturm eroberte. Begleitet vom Hofnarren Gerd Schühlein, zahlreichen Elferräten und zwei Garden forderte Seine Tollität Swen-Christian I. und Ihre Lieblichkeit Lisanna I. vom Rathauschef den Rathausschlüssel. Der Übergabe ging ein herzerfrischend heiteres und freches Rededuell von Hofnarr, Prinz und Bürgermeister voraus. Wobei dem NCC-Mitglied Schneider seine Gegenwehr so recht niemand abnehmen mochte.
Spätestens, als der Hofnarr einen Dschinn aus der mitgeführten Wunderlampe zauberte, war's um die Rathausoberhoheit beim Rat und dem Ersten Bürgermeister geschehen. Nach den wunderschön choreografierten und getanzten Darbietungen der beiden Garden durfte Bürgermeister Gerd Schneider schließlich auch Ihre Lieblichkeit Prinzessin Lisanna I. zum Tanz bitten.