Ab Frühjahr 2019 sollen besonders Radler die Strecken nutzen können, die Wege im Kreis Haßberge ergänzen.
Bambergs Domkapitular Norbert Jung ist begeisterter Radler. So hat er nach eigenem Bekunden den knapp 900 Kilometer langen Marienweg durch Unterfranken, zu dem wichtige Stationen im Landkreis Haßberge gehören, komplett abgefahren. So hat er 50 Wallfahrtsorte umweltfreundlich aufgesucht. "Warum gibt es so einen Weg nicht auch in Oberfranken?", habe er sich schließlich gefragt. Zumal er als Leiter der Pilgerstelle im Erzbistum Bamberg wisse, dass Pilgern im Trend liege und die Nachfrage nach individuellen Angeboten steige.
21 Marienwallfahrtsorte
Vor Medienvertretern präsentierte der Domkapitular nun das handfeste Ergebnis seiner Radltouren: Ab Frühjahr 2019 soll es auch in Oberfranken einen Marienweg geben, der gleichermaßen für Radfahrer wie Fußwanderer ausgewiesen wird. "Es gibt 21 Marienwallfahrtsorte in der Region", erklärte Jung. Der neue Marienweg solle diese miteinander verbinden und zugleich weitere Pilgerstätten und Marienkirchen einfügen. Und da das Erzbistum Bamberg auch Gebietsanteile in Mittelfranken habe, werde eine Route dorthin führen.
Für diese beschlussreifen Pläne hat Domkapitular Jung die Entwicklungsagentur Oberfranken Offensiv e.V. gewonnen. Die Vorsitzende, Staatsministerin Melanie Huml (CSU), schwärmte bei der Vorstellung des künftigen Marienweges denn auch von der "fränkischen Landschaft, die zum Radwandern inspiriert". Vom "Fahrradparadies Oberfranken", das eine "beliebte Radreiseregion" sei. Die Ministerin verwies auf die aktuelle Radreiseanalyse des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Demnach würden insgesamt 76 Prozent aller Bundesbürger Rad fahren und 51 Prozent das Rad für Ausflüge nutzen: "Radfahren liegt im Trend wie das Pilgern", so Melanie Huml.
Der Verein Oberfranken Offensiv werde für die Erschließung und möglichen Neutrassierungen des Marienwegs als Dienstleister auftreten, versicherte die Vorsitzende. Offizieller Projektträger wird jedoch der Verein der Freunde und Förderer des Fränkischen Marienweges e.V. sein. Bisher ist dieser Verein ausschließlich in Unterfranken aktiv, wird jetzt aber auf Oberfranken ausgeweitet und auch die Satzung entsprechend anpassen. Das erklärte Vereinsvorsitzender Pfarrer Josef Treutlein aus Würzburg, der vor einigen Jahren den Fränkischen Marienweg initiiert hatte.
Treutlein ist Schönstatt-Priester wie sein Freund Regionaldekan Martin Emge in Forchheim. Beide hatten schon seit geraumer Zeit die Idee einer "Osterweiterung" des Marienweges verfolgt.
Doch erst durch den Vorstoß von Domkapitular Jung sprang der Funken von Unterfranken nach Oberfranken über. "Wir haben dann Verbündete gesucht in den Landratsämtern, Wandervereinen, bei den Wegewarten", berichtete Jung. So habe es im Januar 2018 ein erstes Treffen aller möglichen Akteure im Bistumshaus St. Otto gegeben: "Der oberfränkische Marienweg stieß sofort auf hohes Interesse, die Spur war eindeutig gelegt." Pfarrer Treutlein, Wallfahrtsrektor am Würzburger Käppele, gebrauchte den Begriff "Frankenland ist Marienland". Allerorten gäbe es Zeugnisse der Marienverehrung wie Madonnen an Hauswänden, Bildstöcke am Weg, Kapellchen in Feld und Wald. Ein dichtes Netz von Marienwallfahrtsorten durchziehe Franken. So seien Wallfahrer, Wanderer und Radler, Natur-, Kunst- und Geschichtsfreunde eingeladen, sich auf den Weg zu machen. Die Einladung gelte auch Kirchenfernen, die die "Wurzeln unserer europäischen Kultur kennenlernen wollen".
Weitgehend ausgearbeitet
Die ober- und mittelfränkischen Routen sind inzwischen weitgehend ausgearbeitet. Nun "müssen die Pfarrer ins Boot geholt werden, damit sie ihre Kirchen auch offen halten", erklärte Regionaldekan Emge, der dies in ökumenischer Verbundenheit auch mit evangelischen Kollegen anpeilt.
Unterstützung gibt es ferner durch den Fahrradclub ADFC, der die anvisierten Wege auf ihre Radtauglichkeit überprüfen will.