Derzeit sind die Arbeiten am historischen Kaisersaal in Ebrach voll in Gang.
Was Konzertbesuchern und Führungsteilnehmern bisweilen Nackenstarre und Kopfzerbrechen bereitet, ist für Gerhard Weigand und Andreas Fröhling derzeit kein Problem: Sie können den Deckengemälden im Ebracher Kaisersaal so nah kommen, dass sie jedes Detail selbst in den Stuckornamenten studieren können, das sich ihnen sogar noch strahlender präsentiert.
Denn die Sanierung des weit bekannten Saals ist in vollem Gang. So betrachten der Gefängsnischef und der Mitarbeiter aus der Bauabteilung die Decke aus allernächster Nähe.
Das ist ihnen möglich, weil ein viele Tonnen schweres Gerüst im Kaisersaal steht und einen so ganz anderen als den gewohnten Raumeindruck generiert. Gleich nach dem letzten Konzert im vergangenen Jahr war mit den Vorbereitungen für die umfassenden Renovierungsarbeiten begonnen worden, erklärt der Anstaltsleiter.
Die Ebracher Jugendvollzugsanstalt (JVA) ist in der ehemaligen historischen Zisterzienser-Klosteranlage untergebracht, die Anfang des 19. Jahrhunderts verweltlicht wurde. Sie besteht aus einer Vielzahl denkmalgeschützter Gebäude, für deren Unterhalt die Justiz auch finanziell zuständig ist. "Fast zwei Drittel unserer Mittel fließen in den Gebäudeunterhalt", stellt Weigand dazu fest.
Allein die Sanierung des Kaisersaals im sogenannten Saalbau kostet 2,78 Millionen Euro. Das umfasst auch die Renovierung der weiteren Räume in dem Gebäudetrakt, die Erneuerung der Elektrik sowie den Einbau eines Aufzuges, behindertengerechte Toilette und barrierefreie Erschließung. "Dann müssen Rollstuhlfahrer für Konzerte nicht mehr hochgetragen werden", zeigt sich Weigand erleichtert.
Ursprünglich (1722-23) errichtet, um in ihrem Reich umherziehende Kaiser anzulocken, war hier freilich nie ein Kaiser zu Gast.
Dafür ist der prächtige Saal eine traumhafte Kulisse für hochkarätige Justiz-Akte, für Trauungen und seit über einem Vierteljahrhundert für die Konzertreihe Ebracher Musiksommer mit jeweils über 440 Besuchern. Sieben der zehn Konzerte finden hier statt, die restlichen in Bad Kissingen und Bamberg. Während der Renovierung weicht der Musiksommer verstärkt dorthin aus und hat auch die Ebracher Klosterkirche einbezogen. "Das Bestreben ist es, dass nur bei einem Musiksommer ausgewichen werden muss", so Weigand. Deswegen soll der Kaisersaal im Frühjahr 2017 in neuem Glanz erstrahlen.
Dafür hat die Bauabteilung der Justizvollzugsanstalt (JVA) viel zu tun. Sie verschafft insgesamt über 30 Spezialfirmen den Zugang. Für deren Gesamt- Koordination ist das Staatliche Bauamt Bamberg zuständig. "Die können ja nicht jeden Tag hier sein" , gibt Fröhling zu verstehen.
Meist sind mehrere Firmen gleichzeitig am Arbeiten, erklärt er weiter.
Während der Sanierung ist sein Chef umquartiert worden. Aus dem Saalbau ist er in den Abteibau gewandert, das ist der Gebäudeteil, den man von der Hauptstraße aus sieht. Dort ist die Verwaltung näher zusammengerückt. Das nimmt Weigand gerne in Lauf, weil er sich bewusst für die Leitung einer JVA mit historischem Bezug entschieden hatte. Er ist faszininiert von der freitragenden Deckenkonstruktion des Kaisersaales, die ohne die damals üblichen Säulen auskommt. So genannten Spanten (Träger) liegen an den Außenmauern auf. 2008 war festgestellt worden, dass sie schadhaft sind, weswegen das ganze Gebäude sozusagen in Bewegung war.
So musste die Tragkonstruktion ertüchtigt werden.
Restauriert und konserviert
Es wurden aber auch Bilder restauriert und konserviert, ebenso der Stuck und diverse Figuren. Das Dach war undicht und musste neu gedeckt werden. Freilich sind mit Fertigstellung des imposanten Kaisersaals (Länge 28,26 Meter, Breite 13,54, Höhe 11,22) die Sanierungen in
Ebrach noch lange nicht abgeschlossen. Parallel läuft weiterhin die Dachsanierung. Bei einer Gesamtfläche von über 1400 Quadratmetern dürfte die Arbeit auch hier nicht ausgehen. Die Kosten dafür sind mit 14,5 Millionen Euro veranschlagt.
Nachdem er von seiner Tour unter die Saaldecke zurückgekehrt ist, macht Weigand auf einen weitere Besonderheit aufmerksam: Vor einigen Jahrhunderten waren es Handwerker, die Schloss Weißenstein (Pommersfelden) gebaut hatten und im Anschluss in Ebrach zu Gange waren. Nun sind es Firmen, die vor kurzem mit der Sanierung des Pommersfeldener Schlosses fertig geworden sind und danach in Ebrach loslegten.