Am Gabelmann trafen sich diesmal rund 150 Menschen, teilweise bekleidet mit Schwimmwesten, um sich mit Seenotrettern und Geretteten solidarisch zu zeigen.
"Die Europäer ziehen sich raus aus der Seenotrettung!", kritisierte Karin Stein von der Organisation Sea-Eye als Rednerin bei der Mahnwache Asyl am Montag. Am Gabelmann trafen sich diesmal rund 150 Personen, teilweise bekleidet mit Schwimmwesten, um sich mit Seenotrettern und Geretteten solidarisch zu zeigen.
Grund dafür waren unter anderem die jüngsten Ereignisse um die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete, die in Italien vor Gericht stand, da sie Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet hatte und ohne Genehmigung mit ihnen in einen italienischen Hafen eingelaufen war. Als Reaktion darauf hatte Außenminister Heiko Maas (CDU) ein Bündnis der Hilfsbereiten für einen verbindlichen Verteilmechanismus gefordert und fand damit auch bei Rednerin Karin Stein Zustimmung. Sie lehnte jedoch die Haltung von FDP-Parteichef Christian Lindner ab, welcher die Lösung in der Schaffung von menschenwürdigen Unterbringungsmöglichkeiten in Nordafrika und legalen Fluchtwegen nach Europa sieht.
Nachdem ein Geflüchteter von seiner Überfahrt berichtet hatte, legten sich die Anwesenden auf den Boden und verharrten dort mehrere Minuten, um den im Mittelmeer gestorbenen Flüchtlingen zu gedenken.
Die ganze Diskussion um Seenotrettung ist einfach unehrlich. Zu 100% seeuntaugliche Boote brechen von Nordafrikas Küsten auf und einen leer gefahrenen Tank später (vielleicht 20km vor der Küste) geraten sie, wie ein Wunder, in Seenot. Diese Menschen steigen mit einer Falschinformation der Schlepper in das Boot: "Macht euch keine Sorgen, steigt in das Boot, eine Stunde Fahrt und dann holt euch jemand ab, denn ihr seht ja, mit dem Kahn kommt ihr nicht weit. Das macht dann 5000 Dollar." Und manchmal ist da jemand, z.B. Sea-Watch, oder eben keiner. Dann kriegen die Leute auf dem Boot Panik um am Ende geht es unter. Wer der Fahrgäste denkt schon, dass für einen Ticketpreis von 5000 Dollar die Geschichte der sicheren Überfahrt frei erfunden ist? Wenige.*** Statt über Seenotrettung zu sprechen, müssen wir ein paar Stunden zurückgehen, zu dem Zeitpunkt, als die Leute das Boot bestiegen haben, und noch etwas mehr zurück, wo die Schlepper das Boot organisiert haben. Und genau an diesem Zeitpunkt sollte man ansetzen. Ich sehe gar keine andere Möglichkeit als die Boote (militärisch) zu zerstören. Denn Aufklärung würde nichts nütze (siehe oben ***).
Die Alternative von Kapitänsfrau Rackete: Alle Leute aus Lybien nach Europa über sichere Wege bringen. Kann man machen. Allerdings funktioniert unser schönes System des Wohlstands nur, wenn wir andere Menschen der Welt davon ausschließen. Das ist die Wahrheit. Und die Wahrheit wollen wir nicht hören, was ganz normal ist. Ich teile gerne mit Freunden, mit Leuten die ich kenne. Aber nicht mit Fremden, und schon gar nicht, wenn ich das Gefühl habe, ich werde ausgenützt. Und so geht es vielen von uns, die einfach das hart erarbeitete Sozialsystem und Wohlstand nicht teilen wollen.
Das ist wenigstens mal ehrlich. Sie stehen zu unreflektiertem Egoismus und nackter Existenzangst.
Ein paar Fragen: Wo kommt das Futter für das Billighähnchen her, das Sie kaufen? Wohin exportiert Ihr Hähnchenhersteller die Reste? Kaufen Sie Fisch, der vor Afrikas Küsten gefangen wurde? Was frisst die Kuh, die Ihre Kaffeemilch liefert? Es könnte nämlich sein, dass Sie die Fluchtgründe mit verursachen.
Sollten Sie einmal in Not sein, bitte geben Sie unbedingt zu erkennen, dass Sie nur von Freunden oder Leuten, die Sie kennen, Hilfe annehmen. Sonst zieht Sie noch irgendjemand aus einem Wrack oder dem Wasser, der fremd ist.
Jemanden die Worte im Mund rumdrehen ist nun auch nicht das Gelbe vom Ei.
Und genau das passiert auch hier bei den Leserkommentaren am laufenden Band. Es geht doch schlicht nur darum, dass diese verbrecherischen Schleuser die Flüchtlinge bewusst in den vielleicht sicheren Tod schicken. Ob die das auch machen würden, wenn die privat organisierten Schiffe aus Deutschland, Holland oder weiß Gott wo her nicht vor der lybischen Küste rumfahren würden ? Wenn, dann muss die EU die Rettung der Flüchtlinge wieder ganz offiziell selbst gestalten, was aber wahrscheinlich immer mehr Schleuser dazu animiert, ihr "Handwerk" weiter zu betreiben.
Und jetzt hätte ich noch gerne von User @Foeds gerne eine Erklärung, wo er seine Hähnchen einkauft oder wo man es seiner Ansicht nach tun sollte, welche Kaffeemilch sollte man verwenden und welchen Fisch kaufen, damit die Afrikaner sich nicht mehr in Richtung Europa orientieren ? Und sein allerletzter Satz ist schon unterirdisch daneben und allerunterste Schublade. Negativ habe ich den Kommentar von User @franke2005 in keinster Weise aufgefasst, eigentlich ganz im Gegenteil.
Es geht darum Menschenleben zu retten. Das ist immer vorrangig. Wer das anders sieht, hat eine Wertehierarchie, die sehr eigenartig ist.
Ich habe nur die klare Aussage aufgegriffen, dass oben Genannter nur mit Freunden und Bekannten teilt, alle anderen egal sind, ja sogar parasitär ausnützten. Konsequenterweise müsste er ja dann auf Hilfe durch Fremde auch verzichten. Nur indem ich sie dem gleichen Reiz aussetze, kann ich bei Menschen ohne Empathie ansatzweise eine Verständnis für die Lage und das Empfinden der anderen erzeugen.
Auf Grund Ihrer Reaktion nehme ich an, dass Sie das jetzt auch spüren, dass die Vorstellung unangenehm ist, dass man Sie ersaufen lässt, weil ein schlechter Mensch Sie in die fatale Lage gebracht hat. Stellen Sie sich einfach vor, Sie oder Ihre Bezugspersonen seien in Not und plötzlich wird jeder zum Experten und diskutiert primär darüber, dass man gegen diesen schlechten Menschen vorgehen sollte, Sie zu retten sei nicht langfristig zielführend.
Also mir sträuben sich da die Nackenhaare.
Natürlich steht die Rettung von Menschenleben an allererster Stelle, aber man sollte dabei den kriminell agierenden Schleuserbanden da unten nicht in die Karten spielen. Alles was ich befürchte ist, je mehr Privatschiffe da unten vor der Küste Libyens kreuzen, desto mehr Menschen werden diese Schleuserbanditen auf diese unsägliche Reise in Richtung Europa schicken. Daher muss die EU aktiv werden und zwar in Afrika, damit die Menschen auf diesem riesigen Kontinent eine Perspektive erhalten und ihre Familien vernünftig ernähren können; dazu gehört vor allem auch Bildung und Ausbildung. Mir zu unterstellen, ich würde es lieber sehen, wenn die Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken ist wirklich absurd, womit ich nicht Sie meine, @Foeds. Ich bin für jede sachliche Diskussion sehr dankbar.