Linda Le kocht mit Eis und Herz

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Linda Le in ihrem Element: Die 25-Jährige zaubert einen Cocktail. Foto: Matthias Hoch
Linda Le in ihrem Element: Die 25-Jährige zaubert einen Cocktail. Foto: Matthias Hoch
Bar Aid 2016. Foto: Matthias Hoch
Bar Aid 2016. Foto: Matthias Hoch
 
Bar Aid 2016. Foto: Matthias Hoch
Bar Aid 2016. Foto: Matthias Hoch
 

Gemeinsam mit Sven Goller entwickelte die 25-Jährige die Idee für "Bar Aid". Wo andere singen, mixt sie Cocktails.

Indierock dröhnt im "Dude", einer Bar in der Generalsgasse in Bamberg. Die Gäste auf den Sofas und Stühlen nicken mit den Köpfen im Takt und unterhalten sich, der Rest steht an der Bar. Linda Le hat hinter der Theke viel zu tun. Ohne hinzusehen zieht die 25-jährige Studentin eine Flasche Gin aus dem Regal hinter sich, schenkt Schnaps in Messbecher, mischt ihn mit frischgepresstem Zitronensaft, gibt einen Löffel selbstgemachte Marillenmarmelade dazu, zupft ein paar Blätter Salbei aus einer Kräuterkiste, schüttelt alles kräftig durch und füllt das Getränk in Gläser mit zerbröselten Eiswürfeln. "Marillenmeister" nennt sie das Ergebnis. Er ist einer von zehn außergewöhnlichen Cocktails, die am Wochenende in vier Bamberger Bars ausgeschenkt wurden.


Unter dem Namen "Regnitz Allstars" haben sich die Bars "Dude", "Schwarzes Schaf", "Schluckspecht" und "Freiraum" zusammengeschlossen, "um die Barkultur in Bamberg voran zu bringen und dabei noch etwas Gutes zu tun", sagt Sven Goller, Barkeeper aus dem "Schwarzen Schaf". Zusammen mit Linda Le hat er das Konzept "Bar Aid" ins Leben gerufen, das am Freitag und Samstag bereits zum dritten Mal in Bamberg stattfand.


2500 Euro an Spenden

Angelehnt an Spendenaktionen von Musikern ("Band Aid") sammeln die Bars Geld für einen guten Zweck: Ein Euro pro Drink kommt den Bamberger Vereinen "Freund statt Fremd" (Verein zur Unterstützung Asylsuchender) und "Hand des Menschen" (Förderprojekte für Kinder in Indien und Kenia) zu Gute. Zusätzlich steht ein Spendenglas an jeder Bar, und Sponsoren aus der Getränkeindustrie gaben etwas dazu. Rund 2500 Euro kamen so laut Goller an den beiden Tagen zusammen.

Goller ist selbst Mitglied von "Hand des Menschen", vor etwa eineinhalb Jahren hatte er dann zusammen mit Linda Le die Idee, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Denn beide lieben das Cocktail-Mixen. Im vergangenen Jahr war Le beim Finale eines Barkeeper-Wettbewerbs in Berlin vertreten, diesmal ist Goller beim Deutschland-Finale des größten Internationalen Wettbewerbs dabei, der "World Class".

"Ein Cocktail muss nicht mal kompliziert sein, das Wichtigste sind frische Zutaten, die man im Idealfall auch einzeln rausschmeckt", sagt Le. Dafür nehmen sich die beiden viel Zeit: Sie entsaften Obst und machen daraus ihre Sirupe selbst, sie stellen frische Kräuter bereit und probieren ständig neue Rezepte aus. "Es ist im Grunde wie Kochen, nur mit Eis statt Feuer", beschreibt Goller seine Passion.


Immer mehr Unterstützer

Beim ersten "Bar Aid" nur mit den Kneipen "Schwarzes Schaf" und "Dude" kamen 1000 Euro zusammen. Beim zweiten Mal kam der "Freiraum" mit ins Boot, und die Spendensumme stieg auf 1400 Euro. Die Aktion ist mittlerweile gereift. Nun kam eine weitere Bar dazu - und eine Partnerschaft mit Regensburg.

Timm Werner, Besitzer der Bar "Degginger Kaffee- & Barkultur" aus Regensburg, mixt heute im "Freiraum" in Bamberg. Er sieht Parallelen: "Wir haben ein ähnliches historisches Ambiente, eine ähnliche Gaststruktur und ähnliche Probleme", meint Werner. Ein Problem sei etwa, dass die Spirituosen-Industrie bisher kaum ein Auge auf die beiden Städte geworfen habe. "Dabei brauchen wir uns inzwischen nicht mehr vor Berlin oder München verstecken", sagt er. Goller bestätigt das: "Noch vor ein paar Jahren nannte sich in Bamberg ein Wodka mit Orangensaft schon Cocktail. Da hat sich viel geändert. Viele Bars legen inzwischen Wert auf Qualität und haben allein 50 verschiedene Gins im Sortiment."

Vor etwa zweieinhalb Jahren sei Schwung in die Szene gekommen, nahezu dasselbe gelte laut Werner für Regensburg. Nun könnte auch die Industrie langsam auf die Städte aufmerksam werden. Denn mit "Jägermeister" hatte das "Bar Aid" einen großen Sponsor an der Hand.


Rückspiel in Regensburg

"Jeder für sich alleine, das hätte so in Bamberg nicht funktioniert", sagt Goller, Le nickt. Es habe eine Weile gedauert, bis man das hiesige Publikum an die außergewöhnlichen Cocktails herangeführt habe. "Und deshalb haben wir auch das Kollektiv: Wir geben uns gegenseitig Tipps und bringen uns voran", erklärt Goller und freut sich schon auf den Gegenbesuch in Regensburg im September.