Wohl nie zuvor in der Geschichte Bambergs ist derart heftig über einen Radweg diskutiert worden wie über die Auflösung des Streifens in der Langen Straße. Nun gibt es sogar erste Verschwörungstheorien über einen ideologischen Hintergrund: Sollte am Ende Bamberger "Kampfradlern" eins ausgewischt werden"?
Wann ist zuletzt in Bamberg derart heftig über einen Radweg diskutiert worden - und derart negativ? Die Entscheidung des Umweltsenats, allen Protesten vieler Verkehrsteilnehmer zum Trotz, den vielbefahrenen Radweg in der Langen Straße aufzulassen und Radfahrer und Autofahrer gemeinsam durch eine vier Meter breite Engstelle zu zwingen, hat vor allem in den sozialen Netzwerken einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
Nachzulesen ist die verbale "Breitseite" gegen die Bamberger Volksvertreter und ihr umstrittenes Beharrungsvermögen unter anderem auf der Facebook-Seite von "Bamberg - meine Stadt". 90 Kommentare beschäftigen sich hier mit den Veränderungen in der Langen Straße. Und die Diagnose fällt verheerend aus. Begriffe wie Schildbürgerstreich, Unsinn und Verschlimmbesserung sind noch die harmloseren.
Glaubt man den Einträgen, hat es bereits mehrere strauchelnde Radler und auch einen Unfall gegeben. Thomas Amm bestätigt gegenüber dieser Zeitung, dass ihn "wegen der Verkehrsplanung" im dichten Verkehr ein Autofahrer abdrängte. Um eine Kollision zu vermeiden, musste Amm ausweichen und stürzte auf den Gehweg. Glücklicherweise ist der Unfall noch glimpflich ausgegangen.
Unzufriedenheit allerorten Die Unzufriedenheit mit der neuen Verkehrsregelung ist auch auf
infranken.de mit Händen greifbar. In unserer nicht repräsentativen Umfrage stimmen von 298 Nutzern 78 Prozent gegen eine gemeinsame Fahrbahn mit Autofahrern in der Langen Straße. Nur ein einziger Kommentator verteidigt die neue Regelung und lobt die Stadträte: "Seit Langem mal wieder eine vernünftige Entscheidung im Stadtrat - à la bonne heure, Heller und Deuber!", frohlockt Andreas Stenglein. Meist gibt es aber harsche Kritik. Nur ein Zitat von vielen: "Wählen Sie diesen ... Stadtrat sofort ab! Das ganze Sortiment sollte ausgetauscht werden. Hatte es nicht erst eine tote Radfahrerin in Bamberg gegeben?"
Auch die Erklärung von CSU-Sprecher Franz-Wilhelm Heller, lässt Mutmaßungen über einen ideologischen Hintergrund der Entscheidung ins Kraut schießen. Er hatte am Dienstag gesagt, dass nur für solche Radfahrer Nachteile entstünden, "die meinen an Autofahrern rechts vorbeifahren zu müssen". Leser F. unterstellt, dass ein Exempel statuiert werden sollte: "Ihm stinkt, wenn Radfahrer am Stau vorbeiziehen, sie einen Vorteil aus ihrem geringen Raumanspruch ziehen."
Vor Ort scheinen sich die Wogen zu glätten Es ist auch die klare Mehrheit gegen den Radweg, die Fragen aufwirft. Nachdem sich die Grünen mit ihrer Forderung, die Parkplätze wegzunehmen und den Verkehr sofort zu beruhigen, nicht durchsetzen konnten, war Stadtrat Michael Bosch (BR), der einzige, der gegen die Zusammenführung so vieler Verkehrsteilnehmer in einer Engstelle votierte. Dieses Ergebnis verwunderte vor allem deshalb, weil am Vortag mit Helmut Müller und Klaus Stieringer die Spitzen sowohl der CSU- als auch der SPD-Fraktion ihre Sympathien für eine bürgernahe und weniger umstrittene Regelung geäußert hatten.
Freilich sitzen die beiden nicht im Umweltsenat. Dieter Weinsheimer, Fraktionschef der Freien Wähler, sprach am Mittwoch von einer Klatsche gegen gewisse Kampfradler.
Wenigstens vor Ort scheinen sich die Wogen allmählich zu glätten. Ulrike Beckstein vom gleichnamigen Kaffeehaus spricht davon, dass sich die Zahl der irregeführten Gehwegradler allmählich reduziert. Ihre Hoffnung ist, dass die Stadt den Plan, die neuen Piktogramme bis zum Schönleinsplatz fortzuführen, bald in die Tat umsetzt, so dass sich die Verkehrsteilnehmer nicht erst in der Engstelle auf den Mischverkehr einstellen können, sondern bereits am Anfang der Straße. Auch weitere Blumenkübel auf dem Radweg könnten ihrer Meinung nach hilfreich sein, um Pedalisten vom falschen Weg abzuhalten.
Eigentlich ist es schon vernünftig, Radler auf der Fahrbahn fahren zu lassen, denn da werden sie von den eiligen Autofahrern weniger übersehen. In der langen Straße bedetutet dies jedoch, dass sich der Radler in die regelmäßigen Staus einreihen muss. Dass dies kein Radler will, versteht der autoverblendete MIV-ler natürlich nicht. Es ist daher zu erwarten, dass viele Radler bei Staus rechtswidrig auf den Gehsteig ausweichen werden.
Was werde ich als Ganzjahres- und Allwetterradler tun? Zweierlei:
1. Bei Staus Umwege suchen und finden, z. B. über die Promenade und Kleberstraße oder über Schillerplatz und Schranne.
2. Bei Normalverkehr auf der Langen Straße fahren - mitten auf der Straße. Dann bin ich vollwertiger Verkehrsteilnehmer und es kann sich kein Auto, kein Laster und kein Bus in 10 cm-Abstand an mir vorbeizwängen und mich dabei brutal gefährden. Ich werde mich nicht bemühen, unbedingt Tempo 30 einzuhalten.
Ach ja: Eigentlich gäbe es eine Lösung für ein Nebeneinander, wenn man die Engstelle auf der linken Seite kurz vor der Kreuzung der Fußgängerzone beseitigen würde - das hieße, vier oder fünf Parkplätze zu beseitigen. Dazu hat der Stadtrat keinen Mut.
Leider wird es viele Radfahrer geben, die nicht wie ich (s. o.) reagieren können oder wollen. Um sie ist mir angst und bang.
ZItate unserer Räte : Ist noch nix passiert , wenn einer rechts vorbei fährt. Bin mal gespannt wann was passiert was ist dann? Und wenn einer vorbeifährt rechts oder links ist mir das als Autofahrer egal, egal ob Rad oder Roller oder Motorrad. die sind eh schneller wieder weg als sie kamen. Übrigens lieber Propeller Heller in Meran genießen sie ja auch diesen etwas italienischen Flair. Bisschen Verständnis für den anderen dann geht's auch!
die Frau auf dem Fahrrad hinter/neben dem Bus hat anscheinend ein Problem mit dem Bus...das sagt doch schon alles über diese Gefahrenstelle aus !
...Und das wird kein Einzelfall sein !
Was ist ein Kampfradler?
Negative Version: Es handelt sich um einen Verkehrsrüpel, der sich ohne Rücksicht auf andere durchtankt. Doch diese Spezies ist mitnichten auf das Verkehrsmittel "Fahrrad" spezialisiert. Die jährlich zu Tausenden zu beklagenden Verkehrstoten, von den unzähligen Schwer(st)verletzten ganz abgesehen, sind zum geringsten Teil Radfahrern zum Opfer gefallen.
Positive Version: Es handelt sich um einen Radfahrer, der sich wie selbstverständlich als gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer und Fahrzeugführer verhält, selbstbewußt erkennen läßt, daß er seine diesbezüglichen Rechte wahrzunehmen gedenkt, ohne dabei die erforderliche Umsicht vermissen zu lassen. Dieser Typ Radfahrer ist so manchen motorisierten Zeitgenossen ein Dorn im Auge - gehen sie doch davon aus, daß die Straße ihnen allein gehört (illegal zugeparkte Geh- und Radwege inbegriffen). Diese Radfahrer sind, gemeinsam mit den vielen, die ein vergleichbares Selbstbewußtsein nicht aufbringen (können), die Benachteiligten der neuen Verkehrsführung.
Die Negativvariante läßt sich durch Verkehrsregelungen jeglicher Art, insbesondere, wenn sie in offenkundiger Benachteiligungsabsicht verordnet sind, nicht positiv beeinflussen. Schikanöse Anordnungen treiben bislang "harmlose" Mitmenschen eher noch in deren Arme.
Im Fall der Langen Straße ist leider zu konstatieren: Eine halbherzige, der Situation zudem nicht angemessene und Behinderung wie auch Gefährdung der Radler erhöhende Maßnahme wurde - in welcher Absicht auch immer - ohne jeglichen Anflug von Sachkenntnis "geplant" und von fachlich weitgehend unbeleckten Mandatsträgern durchgewunken.
es wäre alles so einfach, würde man weniger Tische auf dem Gehweg zulassen.
Aber nein, sogar über die eingezeichneten Grenzen hinaus darf der Betreiber am Ende der Straße gehen. Ungestraft! Und jetzt wollen die armen Besitzer natürlich sofort noch ein paar Stühle mehr raushauen. Denen interessiert es doch gar nicht, ob Kinderwägen durchkommen.
Egal was der sicherlich schon ältere Herr Stenglein über soziale Medien weiß, viel Ahnung hat er von diesem Medium nicht. Nur weil er es nicht kann oder mag, muss es noch lange nicht falsch sein. Gerade weil es hier max. 2-5% Zustimmung für diese selten dumme Aktion gibt, zeigt das sehr wohl eine Tendenz. Wer dies misachtet hat vom heutigen Leben wenig Ahnung.
In einem anderen Punkt hat der neutrale(?) Beobachter aber doch Recht:
alle Teilnehmer werden hart an die Grenzen ihrer Rücksicht getrimmt. Nur gilt auch hier leider immer das Recht des Stärkeren. Ich weiß heute schon, dass ich nicht zögern werde um einem Autorowdie den Blechkasten zu zerkratzen, wenn er mir zu nahe kommt. Selber Schuld, wenn er hier durch fährt und keine Rücksicht zeigt.
Aber im Ernst, mit Rücksicht im Bamberger Verkehr haben ALLE Gruppen sehr große Probleme. Autos schikanieren und blockieren Radler, die wiederum jagen die Fußgänger mittlerweile sogar schon auf dem Gehweg. Und die Fußgänger diskutieren mit Vorliebe auf den Radwegen und bremsen niemals für Radler. Und mitten drin die radikalen Bamberger Busfahrer (nein, nicht alle!) sowie die Kampftruppen der Paketdienste.
Da fällt das selten dumme Gerede des "Konzerthallen-Versager-Anwalts" schon gar nimmer auf.
Weil der deutsche Michel zu faul geworden ist, möchte er heute schon mitten ins Kaufhaus reinfahren. Wie soll da jemals wieder "leben und leben lassen" in dieser Stadt zurück kehren? Vor allem bei dieser verlogenen Vetternwirtschaft im Stadtrat.