Der CSU-Kreisverband Bamberg hat mit sich mit 58,64 Prozent für den bisherigen Vorsitzenden Christian Lange entschieden und seinem Herausforderer Helmuth Jungbauer eine Absage erteilt.
11.10 Uhr: Rund um das Pfarrzentrum St. Urban ist kein Parkplatz mehr frei. 11.45 Uhr: Fast 500 Menschen drängen sich im Saal, etliche finden keinen Sitzplatz mehr. Für die Bamberger CSU war die Versammlung zur Wahl ihres künftigen Vorsitzenden ein Novum. Erstmals durften nicht Delegierte, sondern alle Mitglieder abstimmen. Und weil es einen Gegenkandidaten gab, den überraschend als "Seiteneinsteiger" auf den Plan getretenen FT-Alt-Herausgeber Helmuth Jungbauer, kam der Veranstaltung auch ein gewisser Unterhaltungswert zu.
Sichere Prognosen wagte niemand - weder zu Beginn der Versammlung noch nach den Wahlreden der beiden Gegenspieler. Auch der jeweilige Applaus war kein sicherer Gradmesser. Hatte Lange noch bei seinem Resümee als scheidender Vorsitzender viel Beifall geerntet, war es Jungbauer, der mit seinen kritischen Ausführungen über den Zustand der Bamberger CSU punkten konnte - jedenfalls, was den Applaus anbetraf.
Bis zuletzt blieb es spannend. 222 stimmberechtigte Mitglieder gaben in geheimer Wahl ihr Votum ab. Zwei Stimmen waren ungültig, 129 entfielen auf den bisherigen Amtsinhaber Lange (58,64 Prozent), 91 auf Jungbauer. Lange zeigte sich von dem Ergebnis "überwältigt" und lud Jungbauer ein, "den Weg zum Wohl der CSU gemeinsam zu gehen".
Dabei hatte es während der Rede von Jungbauer durchaus so ausgesehen, als ob er das Ruder an sich reißen könnte. Aus "Sorge um das politisch-konservative Lager in der Stadt" habe er sich "keineswegs leichtfertig" entschlossen, für den Vorsitz zu kandidieren, um durch Vertrauen und Offenheit eine "neue Schlagkraft in den Kreisverband"zu bringen.
Keine Profil, keine Struktur
Mit Lange persönlich ging Jungbauer hart ins Gericht, sah "eine gewisse Schwäche des Herrn Vorsitzenden", der sicher ein "prächtiger Prälat" geworden wäre, den zündenden politischen Gedanken aber vermissen lasse.
Vergeblich suche man bei der Bamberger CSU Struktur und Profil. Als Slogan für ein neues Programm habe er zunächst "Bamberg 2020" favorisiert, dann aber feststellen müssen, dass dieser Titel schon von Klaus Stieringer für den Stadtmarketingverein reserviert worden sei - und "Bamberg 2030" ebenfalls. Dieses Beispiel zeige doch, dass die CSU die Dinge vom Kopf wieder auf die Füße stellen müsse. "Stadtmarketing hat eine dienende, nicht eine herrschende Funktion." Er, Jungbauer, stehe für eine Rückgewinnung der inneren Geschlossenheit der Bamberger CSU.
Zwei Redner hatten ihm zuvor den Weg geebnet: Peter Neller und Heribert Trunk. Neller prangerte schlechte Wahlergebnisse und schlechte Stimmung an. "Die Bürger wissen nicht mehr, wo wir mit ihnen hin wollen." Nach der uneingeschränkten Meinungsführerschaft der früheren Jahre habe die Bamberger CSU im letzten Jahrzehnt zunehmend an Kompetenz verloren. Er appellierte an die Versammlung, diesen Abwärtstrend zu stoppen.
Heribert Trunk unterstrich die Ausführungen Nellers. Lange habe aus der letzten Verlängerung seiner Amtszeit nichts gemacht, aber das "Klüngelsystem der Delegierten" perfektioniert. "Dafür hätte er fast eine Professur verdient." Für einen Kandidaten Jungbauer spreche, dass er "geistig und körperlich ein Kraftpaket" und endlich einmal jemand sei, "der sagt, ich will nix werden".
Für Christian Lange warfen sich Schatzmeister Stefan Dotterweich und Alt-Bürgermeister Rudolf Grafberger in die Bresche. Grafberger betonte, die Einberufung der großen Wahlversammlung sei ja gerade ein Zeichen dafür, dass das Klüngelsystem unter Lange abgeschafft worden sei. "Das ist doch heute ein Quantensprung."
Christian Lange zufolge befindet sich der CSU-Kreisverband in einem deutlich spürbaren Aufwärtstrend. Seit 2011 gewinne man wieder "soliden Boden unter den Füßen". So verfüge die CSU-Stadtratsfraktion über zwei Sitze mehr, weil Stadträtinnen aus anderen Fraktionen in der CSU eine neue Heimat gefunden hätten. "Es ist wieder in, zur CSU zu gehen." Er stehe dafür, dass sich die Stadtratsarbeit am Prinzip "Erst Inhalte, dann Personen" orientieren werde.
Als konkrete Ziele nannte er einen Haushalt ohne Neuverschuldung, die Stärkung der Wirtschaft zum Beispiel durch schnelle Internetverbindungen, Investitionen in die Sanierung der Schulen, Unterstützung von Familien und ehrenamtlicher Arbeit.
Konkrete Aufgaben seien ein maßvoller Tourismus, das Abwehren einer möglichen Ostumfahrung der Bahn, der Neubau der Buger Brücke und die Schaffung von Wohn- und Gewerbeflächen auf dem Gelände der US-Armee. Besonders im Hinblick auf die anstehenden Wahlen warnte er davor, jetzt die Pferde zu wechseln.
Zu Stellvertretern wurden gewählt: Katja Hipelius (CSU-Ortsverband Gaustadt), Gerhard Seitz (OV Berg), Axel Altstötter (Mittelstandsunion) und Oliver Leuteritz (OV Mitte).
Wie war da heute in Radio Bamberg von Herrn Dr. Jungbauer zu hören!?
"es fällt in gewisser Weise auch eine Last von mir, weil ich bin ja nicht mehr ganz der Jüngste". Bei so einem Satz tun sich fürmich viele Fragen auf.
Wieso hatte er dann kanidiert, wenn es so eine große Belastung für ihn war? Stecken doch andere "Kräfte" hinter der so überraschenden Kanditatur und hatten die ganz andere Hintergründe?
Die CSU hat unter Dr. Lange gerade in den letzten Jahren und Monaten einiges erreicht und auch innerhalb der Stadt Bamberg durchgesetzt. Nur leider wird darüber eher weniger berichtet. Von dem was andere Parteien hier in der Stadt unsinniges zur Umsetzung gebracht haben (mit Gegenstimme der CSU), davon ließt man dann auch nix oder wenig.
"Augen zu und durch" - diese Methode ist manchmal erfolgreich, macht aber nur selten Sinn. Aber genau nach dieser Methode handelt die Bamberger CSU. Sie wählt eine Person zum Vorsitzenden, die sich bisher nur dadurch ausgezeichnet hat, dass sie Zwietracht sät. Da wäre der Kontrahent Jungbauer trotz seines Alters die um Vieles bessere Wahl gewesen.
Eines bleibt klar: So gelingt der Bamberger CSU kein Neuanfang. Die Stadtratsfraktion tanzt nach der Pfeife des OB, statt eine sachlich-fundierte und für die Allgemeinheit förderliche Oppostionsarbeit zu leisten. Was tut man nicht alles dafür, einen Bürgermeisterposten zu bekommen! Antwort: Verwässerung bis zur Unkenntlichkeit. Wenn wenigstens der OB was taugen würde, wäre das alles halb so schlimm.
Prognose: Die Erosion der Bamberger CSU wird weitergehen, möglicherweise kommt es sogar zu einem Erdrutsch, der den Neugewählten zuschütten wird. Wenn dann nicht ein Phönix kommt, wird sich diese Partei in Bamberg selbst atomisieren.