Konversion in Bamberg: Erste Weichenstellung steht bevor

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Wie viele Wohnungen befinden sich auf dem ehemaligen US-Gelände? Eine Übersicht der Stadt Bamberg.
Wie viele Wohnungen befinden sich auf dem ehemaligen US-Gelände? Eine Übersicht der Stadt Bamberg.

Nächste Woche entscheidet die Jury über Sieger oder die Sieger des Bamberger Konversionswettbewerbs. Zeitgleich soll ein Grundsatzbeschluss zum Erhalt "möglichst vieler US-Wohnungen " fallen. Wie reagiert Norbert Tscherner darauf?

Wie sieht sie aus - die Zukunft des Kasernengeländes? Welche Rolle spielen die Häuser der umstrittenen Flynn-Area? Was passiert mit den zahlreichen Mannschaftsunterkünften an der Zollnerstraße? Licht ins Dunkel dieser und weiterer Fragen wird der kommende Dienstag bringen. Dann kürt am Ende der "Arena 7" eine 25-köpfige Jury gegen 21 Uhr die Sieger des Ideenwettbewerbs Perspektive-Ost, ehe der Konversionssenat darüber befindet.

Wald, Feld und Wiese im Osten
Schon die Vorgeschichte war spannend: Sechs namhafte Büros aus ganz Deutschland haben sich sich an einem 450 000 Euro teueren Ideen-Wettbewerb beteiligt und mit ihren Vorstellungen von Wald, Feld und Wiese im Bamberger Osten, von Landschaftsbrücken über den Berliner Ring, Campus, Trümmerhügel sowie dem wahlweisen Abriss oder Erhalt von Wohnungen eine kontroverse Debatte entfacht. Vieles von den Zwischenergebnissen dürfte mittlerweile Makulatur sein. Zu teuer, zu abwegig, zu wenig Bamberg-spezifisch waren manche Ideen. Kritik kam auch von OB Andreas Starke (SPD). Er hat bemängelt, dass Bamberg mehr Raum für Gewerbe brauche.

2000 Unterschriften gesammelt
Und das alles beherrschende Thema Wohnen? Hier zeichnet sich ab, dass der Bürgerwunsch nach dem "Erhalt möglichst vieler intakter Wohnungen" beschlussmäßig bekräftigt und dem Siegerentwurf gewissermaßen als Grundbedingung beigelegt werden soll. In dem Papier, das dieser Tage unter den Fraktionen abgestimmt wurde, fällt die Deckungsgleichheit ganzer Passagen mit dem Bürgerbegehren auf, für das BBB-Stadtrat Norbert Tscherner nach eigenen Angaben bereits 2000 Unterschriften gesammelt hat: "Die Verwaltung wird beauftragt, den auf dem Gelände vorhandenen, intakten und nutzbaren Wohnraum in möglichst großer Zahl planerisch zu sichern und ... in den mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) zu führenden Verhandlungen... alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um ehemalige US-Wohnungen schnellstmöglich für den Wohnungsmarkt... verfügbar zu machen", heißt es da. Voraussetzung für einen solchen Beschluss ist, dass der Konversionssenat die Juryentscheidnung mitträgt.

Was folgt daraus für das laufende Bürgerbegehren? Norbert Tscherner fühlt sich bestätigt, dass man sich im Rathaus nun sogar Anleihen bei seinen Formulierungen nimmt. Andererseits weist er darauf hin, dass sein Begehren konkrete Zahlen umfasst und weiter geht, was die Mannschaftsunterkünfte an der Zollnerstraße angeht. Einen Grund, "auf halbem Wege umzukehren" sieht er nicht.

Er fürchtet, dass das Interesse an den Wohnungen in dem Maße wieder einschläft, "indem der öffentliche Druck nachlässt". "Wir ziehen das jetzt durch. Ziel ist ein klares Bürgervotum."

In den Kampf um die Zukunft der Wohnungen schaltet sich zunehmend auch die Initiative "Army-Gelände in Bürgerhände" ein. Sie setzt sich aus Personen unterschiedlicher Konvenienz zusammen, die dieser Tage einen umfangreichen Fragenkatalog an die Fraktionen gerichtet haben. Über den bereits bestehenden Konsens im Stadtrat und die Forderungen von Tscherner hinaus hat sich die Gruppe den "Erhalt aller Wohnungen" auf die Fahnen geschrieben und meint damit ausdrücklich auch die 1500 so genannten Mannschaftsunterkünfte.

"Die letzte Chance zu wachsen"
Sie wären mit ihrer Größe von 30 bis 60 Quadratmeter für die wachsende Zahl von Singlehaushalten, aber auch für Studenten dringend nötig, urteilt Hedwig Luster aus Bamberg. Die frühere Selbstständige appelliert an den Stadtrat, alles dafür zu tun, dass die Wohnungen in irgendeiner Weise genutzt und belebt werden. "Die Konversion ist wohl die letzte Chance für Bamberg, ein deutliches Stück zu wachsen."

Kritik aus dem Rathaus, es liege an der Bima, dass der Eigentumsübergang der Pines-Wohnungen erst zum Juli erfolgt, weist Larissa Komnick auf unsere Frage zurück. Die Bima habe ihre Hausaufgaben gemacht. Die Ergebnisse der Schadstoffuntersuchungen sollen in Kürze der Verwaltung übermittelt werden. Dort befinde sich bereits der Auftrag für die Wertermittlung - Basis für die Kaufpreisverhandlungen.
Befürchtungen, die Stadt bürde sich durch den Kauf von am Ende nicht nachgefragten Immobilien der Flynn-Area Millionenkosten auf, entgegnet Komnick mit dem Hinweis, dass Teile der Kaserne, etwa die Flynn-Area, auch aus dem Gesamtgelände herausgetrennt und an private Unternehmen vergeben werden könnten. Das bedeute nicht, dass die Stadt auf ihre Planungshoheit verzichten müsse.

Bisher war freilich nur vom Erstzugriff der Stadt auf das Gesamtgelände die Rede.