Um das flache Land in Sachen ÖPNV besser anzubinden, soll das Pilotprojekt Bedarfsverkehr diese Möglichkeit testen. Doch vor dem Start muss die Förderfrage geklärt sein, beschloss der Umweltausschuss des Kreises.
Flexibel eingesetzte Kleinbusse könnten dort zum Einsatz kommen, wo der bisherige Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im flachen Land Defizite aufweist. Das verbirgt sich hinter dem Stichwort Bedarfsverkehr, und damit befasste sich der Umweltausschuss. Konkret angedacht ist dabei ein Pilotprojekt im Landkreis.
Landkreischef Günther Denzler (CSU) gab mehrmals Entwarnung: Der Umweltausschuss musste nichts endgültig entscheiden, sondern lediglich die Ausführungen von Verwaltungsdirektor Georg Ensner und Jochen Strauß (Leiter des Omnibusverkehrs Franken, OVF) zum Pilotprojekt Bedarfsverkehr zur Kenntnis nehmen.
Laufzeit: drei Jahre Zur Disposition gestellt wurden dabei allerdings zwei Varianten: Bei der einen würde der Kreis den Versuch auf zwei Jahre begrenzt ohne Beantragung einer Förderung unternehmen; bei der anderen Variante würde ein
Förderantrag bei der Regierung gestellt. Dabei sind zwei Laufzeiten möglich, sie erstrecken sich über drei oder fünf Jahre mit einer Förderung von bis zu 70 Prozent des Betriebskostendefizits. Der beschließende Umweltausschuss hat sich für die Beantragung von Fördergeldern und die dreijährige Dauer ausgesprochen. Wenn die Antwort der Regierung dazu vorliegt, wird man weitersehen.
Bevor dann entschieden wird, so gab Verwaltungsdirektor Ensner Entwarnung, wird somit geklärt, ob und in welcher Höhe die Regierung von Oberfranken das Bamberger Pilotprojekt überhaupt fördern würde. Wie er dazu weiter erläuterte, hatte seine Erkundigung bei der Regierung ergeben, dass im Freistaat Bayern für die Förderung bedarfsorientierter ÖPNV-Angebotsformen in den Jahren 2012 bis 2016 insgesamt 10 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
Heuer entfielen auf den Regierungsbezirk Oberfranken beispielsweise 308 000 Euro.
Hinsichtlich des Pilotprojekts im Landkreis plant man dieses mit der Stadt Scheßlitz, der Marktgemeinde Burgebrach und der Gemeinde Strullendorf. Zum Pilotprojekt wurden nähere Ausführungen in Auftrag gegeben und nun von Jochen Strauß vorgestellt.
Fahrt buchen via Internet, SMS oder Telefon Bedarfsverkehre, so Strauß, seien überall möglich. Die nun ins Auge gefassten eigneten sich wegen ihren Verknüpfungspunkten zu bestehenden Linien (991 in Burgebrach, 963 in Scheßlitz) oder Bahnhöfen (Strullendorf, S-Bahn). Von den verschiedensten Bedienungsformen böte sich aus seiner Sicht die freie Bedienung an, womit jeweils ein bestimmter Raum abgedeckt werden soll, das Ganze mit fester Start- und Endhaltestelle.
Als Beispiel nannte er für den Raum Burgebrach den Markt Burgebrach als Start- und den Markt Ebrach als Endhaltestelle.
Angeboten würden jeweils acht beziehungsweise zehn (Strullendorf) Fahrten, verteilt auf Vor- und Nachmittage. Der Gast bucht die Fahrt über Internet, SMS oder Telefon bei der Fahrtwunschzentrale, die bündele ihrerseits die Wünsche und teile den Gästen auf die gleiche Weise alles Weitere mit. Auf die Strecken geschickt würden Kleinbusse mit einer Kapazität von bis zu acht Gästen.
Eine genaue Benennung der Kosten sei allerdings kaum möglich, da die Berechnung zu viele Unbekannte (Fahrten, Gäste, Strecken, Kilometer) enthalte. Grob stellte er einen Jahreswert von um die 76 000 Euro in den Raum.
Der Wert werde immer falsch sein, diene damit nur als Anhaltswert.
Helmut Krämer (CSU) meinte dazu, "wenn man die Fläche erreichen will, schaffen wir das mit großen Bussen nicht und es wird sich nie rechnen." Dennoch müsse man hier neue Wege beschreiten, deswegen fände er es gut, dass man's probiert.
Namens der SPD stimmte Manfred Deinlein dem Vorhaben uneingeschränkt zu. Angesichts der Ausführungen von Strauß zeigte er sich zuversichtlich, damit ein Konzept zu haben, "was den ÖPNV auf der Fläche voranbringen kann". Dafür müsse man Werbung machen und brauche eine Förderung.
Bernd Fricke (Grüne) fand den Vorschlag eine "Superidee". Mit den drei Gemeinden im Pilotprojekt gehe man kein Risiko ein. Das finanzielle Risiko wiederum solle man auf sich nehmen und auch ruhig die drei Jahre machen.
Schließlich brauche jedes Produkt, das neu eingeführt werde, Zeit.
Bruno Kellner (ÜWG) sah die Sache allerdings anders, und bat, "den gesunden Menschenverstand" einzuschalten. Angesichts der genannten Kosten schlug er vor, stattdessen jedem Fahrgast ein Taxi zu schicken. Außerdem hielt er drei Versuchs-Jahre zu lang, "nach einem sehe ich, was los ist". Jede Gemeinde, die mitmachen wolle, solle den Betrag zahlen, der nach der Förderung übrig bleibt. Namens einer betroffenen Gemeinde, befand Peter Ludwig (CSU) das Konzept als gut, die Kosten seien überschaubar, die örtlichen Busunternehmen würden einbezogen und der Raum gestärkt.
Dass man den Versuch auf jeden Fall wagen solle, meint Richard Kaiser (ÖDP). Man solle hier an die Bamberg fernen Gemeinden ebenso wie an die Klimaziele denken. Vorbehaltlich der Förderung sei man dafür, ließ Peter Deusel (BBL) wissen.
Er bat, kleinere Orte im Umkreis des Bedarfsverkehrs nach Möglichkeit einzubinden und erkundigte sich nach dem Fahrpreis. Der reguläre VGN-Tarif, beantwortete Jochen Strauß diese Frage. Abschließend sorgte der Landrat zur Finanzierungsfrage (des nicht geförderten Teils) für Klarheit: "Wir werden das Pilotprojekt über den Landkreis finanzieren."