Klärschlamm: mehr rausholen

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Ein Landwirt bei der Ausbringung von Klärschlamm. Foto: Landratsamt
Ein Landwirt bei der Ausbringung von Klärschlamm. Foto: Landratsamt

Klärschlamm soll weniger Schadstoffe enthalten und der Energie bringen. Der Landkreis beteiligt sich an einem Forschungsprojekt.

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Scheißegal! Runtergespült und vergessen, Festes wie Flüssiges, selbst Verbotenes; am Ende der Verdauung oder anderer Prozesse über die Toilette entsorgt. Doch Teile davon holen einen spätestens dann wieder ein, wenn's draußen besonders unangenehm riecht. Also doch nicht mehr so egal!

Was nach der physikalischen und biologischen "Behandlung" in der Kläranlage von unseren Hinterlassenschaften noch übrig ist, landet oft auf den Feldern und stinkt gewaltig: Klärschlamm. 53 000 Tonnen fielen 2014 im Landkreis an. Die Entsorgung kostete über 900 000 Euro. Allein Memmelsdorf hat dafür 100 000 Euro bezahlt, Hirschaid sogar 150 000 Euro. Dazu kommen die nicht unerheblichen Energiekosten.
Da soll sich was ändern.

Also doch nicht scheißegal: Ab 2025,wird eine strengere Klärschlammverordnung greifen: Die Schadstoffeinträge im Boden sollen reduziert, das für die Landwirtschaft beim Düngen wertvolle Phosphor noch effektiver herausgezogen werden. Denn nach der Behandlung in der Kläranlage ist der Schlamm nicht komplett frei von Schadstoffen. So dringen sie in Boden und Grundwasser ein. Neben der Ausbringung auf Feldern ist Kompostierung eine Entsorgungsalternative, die thermische Verwertung (Verbrennung) eine weitere. Letztere soll ausgebaut werden, finden Landrat Johann Kalb und Klimaschutzbeauftragter Robert Martin. Das Ganze im Rahmen eines Zukunftsmodells.

Bayernweit werden nur noch 17 Prozent des Klärschlammes auf Feldern entsorgt. Im Landkreis Bamberg ist der Anteil jedoch noch ungleich höher, so Martin. "Getrockneter Klärschlamm hat den gleichen Brennwert wie Braunkohle." Angesichts der hohen Energiekosten für Kläranlagen, die 24 Stunden in Betrieb sind, eine effizientere Methode, weil man so Energie zurück gewinnt.

Das Beispiel der kleinen Gemeinde Ebrach zeigt die Dimensionen: In der Kläranlage (samt) und Pumpen fielen für die Behandlung der Hinterlassenschaften von 1600 Einwohnern (2014) Stromkosten von 31 000 Euro an, die Entsorgung des Klärschlamms schlug mit 6664 Euro zu Buche, so die Auskunft von Gemeindekämmerer Konrad Götz.

"Meist fährt der Landwirt im August und September Klärchlamm weg." Der wird ebenso regelmäßig untersucht wie die Äcker, auf denen die Ausbringung erfolgt.


Förderprogramm

Der Landkreis will im Rahmen des Förderprogramms "Energieberatung und Energieeffizienz-Netzwerke für Kommunen und gemeinnützige Organisationen" neue Wege beschreiten. Konkret über das Projekt "Thermische Verwertung und Neuausrichtung der Klärschlammentsorgung". Dafür wirkt Martin momentan an einer Projektskizze mit, die wiederum Grundlage für eine Studie sein wird. Vieles ist denkbar. Was sinnvoll und machbar ist, muss geklärt werden. Ansätze könnte beispielsweise eine mobile Kammerfilterpresse sein, die kommunale Anlagen ansteuert und den dort den hohen Wasseranteil des Klärschlamms reduziert. Kommunen werden wohl kooperieren, schätzt Martin. Etwa in der Art, dass an einigen Standorten Schlamm verbrannt wird.

Ein bisschen in der Art, wie es bereits Bischberg, Hallstadt und Litzendorf tun. Deren Abwasser fließt der Bamberger Kläranlage zu, die Klärschlamm bereits thermisch verwertet, also verbrennt, zusammen mit anderem. Schlammtrocknung wiederum praktizieren bereits Scheßlitz und Burgebrach in ihren Kläranlagen.

Auch nicht egal: Zwar enthält Klärschlamm, so Martin weiter, für Pflanzen durchaus wertvolle Stoffe. Zugleich hat er Inhaltsstoffe aus Haushalten, Gewerbe und Industrie. Schadstoffe also, die gleichfalls großflächig ausgebracht werden. Das könnte und es sollte sich auch ändern, so Martin. Durch Verfahren, bei denen organische Schadstoffe zerstört und Schwermetalle ausgeschleust werden. Den wertvollen Phosphor will man dabei entweder vor der Verbrennung oder durch Aufbereitung der Asche zurückgewinnen.


Schon innovativ

Innovative Wege gehen dabei schon die neuen Mittelzentren Burgebrach und Scheßlitz: Kläschlamm wird dort auf 7 Prozent eingedickt, entwässert und hat dann einen Feststoffgehalt von etwa 25 Prozent. Sonnenenergie trocknet ihn. Durch diese Methode reduziert sich in der Stadt Scheßlitz die Schlamm-Menge von jährlich 1880 Tonnen bei 7 Prozent Feststoffgehalt auf 160 Tonnen mit 70 Prozent.

Nicht egal dürfte insbesondere Landwirten die Entwicklung im Klärschlammbereich sein. Auch bei neuen Verfahren geht Kreis-Klimaschutzbeauftragter Martin davon aus, dass sie als Transporteure gebraucht werden.