Der Kindergarten St. Laurentius in Walsdorf feierte sein 50-jähriges Bestehen. Dazu gab es eine Zeitreise - nicht in die Mitte des 20. Jahrhunderts, sondern gleich bis ins Mittelalter zurück.
Und es begab sich aber zu einer Zeit, da Heinrich Faatz war der Dorfschulze von Walsdorff, dass eine Einladung ausging von Pfarrer Ulrich Rauh und seinen Gefolgsleuten, dass alle Welt sich eynstellen möge, Knaben und Mädelein, Edelmänner und Burgfreuelein, in der Burg zu St. Laurentius, angetan mit ihren schönsten Gewändern, um an einem wohlfeyhlen Spektakulum Teil zu nehmen. Einem Spektakulum mit Spanferkelschlacht, ordentlichen Humpen, Süßspeisen, Spiel, Tanz, Gesang und Geschichten aus alter Zeit. Wilkomt sehre sey jeder, der freulichen Herzens sey. Knaben und Mädelein ganz besonders, denn für sie wurde die Burg gebaut.
Eine echte Burg ist der Kindergarten St. Laurentius natürlich nicht, aber das Spektakulum war wohlbegründet, denn vor 50 Jahren wurde der Neubau in der Pfarrgasse feierlich seiner Bestimmung übergeben.
"Freulichen Herzens" waren alle Besucher der Jubiläumsfeier, und die Spanferkelschlacht verlief absolut unblutig.
Einnahmen für die Sanierung Kindergärten gab es in Walsdorf auch schon vor 1964, verkündete der Dorfschulze. Dies sei auch in dem von Gottlieb Honold verfassten Lexikon der Walsdorfer Geschichte dokumentiert, und immer habe es eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Kirchen- und der politischen Gemeinde gegeben. Die Kitas der aktuellen Diskussion habe man in Walsdorf sozusagen schon im letzten Jahrhundert verwirklicht. Aber, man müsse sich nur selbst ansehen, "nach 50 Jahren wird das eine oder andere schon ein bisschen reparaturbedürftig." So auch St. Laurentius.
Alle Einnahmen und Spenden im Rahmen der Veranstaltung fließen in die Sanierungsmaßnahmen für den Kindergarten.
Nach den Grußworten des ehemaligen Pfarrers Walter Dahinten ("Der jetzt da vorne sitzt", so Ulrich Rauh in seiner Begrüßungsansprache), dem stellvertretenden Landrat Johann Pfister, der keinen Unterschied machte zwischen der katholischen Kirche in Bischberg oder der evangelischen in Walsdorf und der Tochter Elisabeth Hoffmanns, die als "Tante Liesl" bis heute unvergessen ist, wurde es zauberhaft. Der Garten von St. Laurentius verwandelte sich in ein Märchenschloss.
Heute wie einst "Viel Wunderdinge melden die Mären alter Zeit, von preiswerthen Helden, von großer Kühnheit, von Freud und Festlichkeiten, von Weinen und Klagen, von kühner Recken Streiten, mögt ihr nun Wunder hören sagen.
Es wuchs in Walsdorf solch edel Mägdelein, dass in allen Landen nichts Schönres mochte sein. Dornröschen war sie geheißen, und ward ein schönes Weib."
Freud und Festlichkeit, Weinen und Klagen - all das gab es auch in der 50-jährigen Geschichte des Kindergartens, und so auch heute. Alle waren sie da, Dornröschen und die guten Feen, natürlich auch feenhaft gewandet, der König und die Königin, und der kühne Recke, der das Mägdelein nicht etwa wachküsst, nein, er streichelt sie sanft heraus aus ihrem 100-jährigen Schlaf. Das Märchen Dornröschen, begleitet von wohlfeyhler Musik und dargeboten von den "Bären" und "Bienen" von St. Laurentius unter der Leitung von Daniela Steinhäuser. In der "Bärenhöhle" konnte man sich dann später schminken lassen. Die Bienen waren ausgeflogen. Aus-, aber nicht Weggeflogen waren zu diesem Zeitpunkt auch die Mitglieder des Posaunenchors, die das Fest musikalisch begleitet hatten.
Der Kindergarten beherbergt zur Zeit 30 Kinder, die von vier Mitarbeiterinnen betreut werden, zwei davon in Voll- und zwei in Teilzeit.