Keine Busse und zu wenig Taxis: Bambergs Nachtverkehr ist eine Schande für die Stadt

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Ein Kommentar von Daniel Krüger
Bambergs Nachtverkehr ist eine Schande für die Stadt
Die Sandstraße in Bamberg: Wer nicht selber fahren oder laufen will, muss rechtzeitig wieder heim.
Sandstraße Bamberg
Daniel Krüger/inFranken.de

Bamberg bewirbt offensiv das vielfältige Nachtleben in der Stadt. Doch wie Besucher wieder nach Hause kommen, scheint den Verantwortlichen vollkommen egal zu sein. Ein trauriger Zustand, so die Meinung unseres Redakteurs.

Wann beginnt eigentlich die Nacht? 23 Uhr, 0 Uhr, 1 Uhr? Alles falsch, wenn man dem Biorhythmus der Bamberger Stadtwerke folgt. Um kurz nach 20 Uhr - im Sommer noch weit vor Sonnenuntergang - startet in der Studentenstadt mit der "höchsten Brauereidichte der Welt" die erste Nachtlinie von Bamberg-Ost zum ZOB.

Wartezeit auf den nächsten Bus: 40 Minuten. Und die Nacht wird im Bamberger Nahverkehr schnell zur Nachtruhe. Wer ein Event in der Sandstraße am Wochenende oder feiertags nach 1.30 Uhr verlässt, sitzt ÖPNV-technisch auf dem Trockenen. Jetzt bleibt nur noch das Taxi. Denkt man.

Strikte Regeln für ruhebedürftige Nachbarn - Nahverkehrsklatsche für Kneipenbesucher

Doch auch die Zentrale storniert häufig jede Beförderungsanfrage per App. Beispiel: 1. Mai 2024. "Wir sind randvoll", erklärt ein netter Mann am Telefon. Vorbestellungen? Schwierig im Stadtgebiet, sagt er. Zur gleichen Uhrzeit im wirtschaftlich hadernden Osten der Republik: In Dresden vom Zentrum an den äußersten Rand?  Kein Problem. Hier fährt die Straßenbahn an sieben Tagen die Woche treu mindestens alle 20 Minuten, hält vorbildlich an der Umsteigestelle und bringt jeden Club- und Kneipenbesucher ohne Nervenzusammenbruch nach Hause.

In Bamberg schwingt sich wohl der ein oder andere Angetrunkene in größter Not aufs Rad, wie regelmäßig die Polizeiberichte zeigen - wohlwissend, dass die einzige 24/7-Verkehrskonstante der Weltkulturerbestadt die vielen Polizeistreifen darstellen. Peinlich ist das - nicht nur gegenüber den zahlreichen Touristen, die Abend für Abend beim Heimweg ins kalte Wasser geschmissen werden. Im Bamberger Rathaus scheint nur Gehör zu finden, wem das finanzielle Glück einer Wohnung im Sandgebiet und die Zeit für einen Espresso im Café Rondo mit den Stadtoberen gegönnt ist. 

Oder wie lässt es sich erklären, dass sensible Anwohner in der einzigen Kneipenstraße für Ruhestörungen mehr Gehör finden als abertausende Menschen, die Monat für Monat ihr hart verdientes Geld in eben diesen Bars und Restaurants ausgeben? Wenn die Stadt einen heimlichen Plan verfolgt, auch den letzten Bewohner und Besucher am Wochenende ins heimische Wohnzimmer zu zwingen, ist sie auf dem besten Weg dahin. Wenn nicht, sollte sich hier schleunigst etwas ändern. Andere Städte können es schließlich auch.