Am Karmelitenbrunnen wies stets eine geschnitzte Figur den Weg zur Altenburg. Ob ein "Ersatzmann" folgt, ist fraglich.
Er gehörte zum Stadtbild am Kaulberg und war ein liebenswertes Kuriosum: der geschnitzte Landsknecht beim Karmelitenbrunnen. Mit der ausgestreckten linken Hand und dem Langspieß in der rechten zeigte er Generationen von Altenburg-Besuchern an, wo am Kaulberg sie nach rechts abbiegen mussten, um über das "Knöcklein" den Weg hinauf zu Bambergs höchster Erhebung zu finden.
Im Navi-Zeitalter ist zwar niemand mehr auf hölzerne Helfer wie diesen angewiesen. Trotzdem hat der geschnitzte Wegweiser eine Lücke im Stadtbild hinterlassen. Kaulberg-Anwohner wie unser Leser Peter Wolf vermissen den Blickfang, der - wie er versichert - auch ein viel fotografiertes Fotomotiv von Touristen gewesen sein soll.
Seit drei bis vier Jahren dürfte der Landsknecht schon abgängig sein, meint Wolf. Der Wegweiser soll eines Tages heruntergefallen und in Stücke zerbrochen sein.
Ein Nachbar von ihm habe die Teile dann vor das Haus des damaligen Altenburg-Türmers gelegt. Dort verliert sich die Spur des Schnitzwerks. Es scheint, als ob der Türmer das Wissen um dessen Verbleib mit ins Grab genommen hätte.
Vergebliche Suche
Wolf hat jedenfalls, wie er sagt, "jeden Schuppen durchgesucht", wo er etwas vermutet hat, und keine Hinweise auf das Unikat gefunden. Auch die Fahndung des Altenburg-Vereins, von Peter Wolf auf den Verlust angesprochen, verlief erfolglos. "Wo man nur suchen kann, haben wir versucht, nachschauen zu lassen", berichtet auf Anfrage der Vorsitzende, Werner Hipelius: "Der Wegweiser ist verschwunden."
Alt-Bürgermeister Hipelius kennt die Landsknecht-Figur, seit er denken kann. Irgendwie sei sie immer da gewesen, irgendwie gehöre sie zum Stadtbild am Kaulberg, sagt auch er.
Trotzdem antwortet er ausweichend auf die Frage, ob an Ersatz gedacht ist: "Irgendwann ja. Momentan haben wir kein Geld."
Der Verein müsse für den Unterhalt der Burg aufkommen und habe seine liebe Not, alle erforderlichen Investitionen zu tätigen. Da sei vorerst nichts für einen neuen Wegweiser im alten Stil übrig - so wünschenswert es vielleicht wäre.
Hoffnung auf eine Replik
Eine Idee hat der Burgherr: Vielleicht, so dachte er im FT-Interview laut nach, gebe es unter den Bambergern ja jemanden, der die Fertigkeit besitzt, eine Replik des Landsknechts anzufertigen und bereit wäre, sie dem Verein zu spendieren. Fotos als Vorlage könne der Altenburg-Verein zur Verfügung stellen.
Die Geschichte des Wegweisers liegt im Dunkeln.
Weder beim Altenburgverein noch beim Bürgerverein Kaulberg weiß man, wann er beim Karmelitenbrunnen angebracht wurde und wer die Figur geschnitzt hat.
Luster als Urheber?
Unser Leser Peter Wolf bringt nach eigenen Recherchen am Kaulberg den Namen von Viktor Luster (1882 bis 1962) ins Gespräch, der von 1921 bis 1945 Gartenbaudirektor in
Bamberg war. Nach dem Hörensagen soll dieser die Figur persönlich geschnitzt haben.
Viktor Lusters Enkel glaubt allerdings nicht, dass sein Großvater das Unikat angefertigt haben soll: "Des wüsst ich."
Von wem auch immer er stammt und wann auch immer er entstanden sein mag: Der kuriose Wegweiser und sein altmodischer Auftritt waren zumindest einmal stilbildend!
Mitglieder der Familie Brockardt erinnern sich daran, dass sie in den 1970er-Jahren einen Wegweiser zu ihrem damals neu eröffneten Hotel Altenburgblick nur unter
der Bedingung unter dem Altenburg-Wegweisers anbringen durften, dass sie ihn optimisch anpassten. Holz musste es sein und historisch wirken. Ein Exemplar im Stil der 1970er-Jahre sei tabu gewesen.
Seit der Landsknecht verlorengegangen ist, hängt der Hotelwegweiser ziemlich verloren an seinem Platz. Darüber ragt der dicke braune Holzbalken leer in den Himmel. Man ahnt, dass da etwas fehlt.