Karmeliten trennen sich von Bamberger Klostergebäude

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Die Karmelitenkirche dominiert das Bild am mittleren Kaulberg. Bei dem historischen Klostergebäude, das verkauft ist, handelt es sich vor allem um das dreiflügelige Gebäude, das sich an die Kirche anschließt. Foto: Ronald Rinklef
Die Karmelitenkirche dominiert das Bild am mittleren Kaulberg. Bei dem historischen Klostergebäude, das verkauft ist, handelt es sich vor allem um das dreiflügelige Gebäude, das sich an die Kirche anschließt. Foto: Ronald Rinklef

Der Karmelitenorden zieht die Konsequenzen aus der demografischen Entwicklung: Er verkleinert sich nun auch räumlich, bleibt aber in Bamberg.

Es ist eine tiefgreifende Entscheidung, die die Leitung der in Bamberg ansässigen deutschen Provinz der Karmeliten getroffen hat: Der Orden trennt sich von seinem historischen Kloster am Kaulberg und zieht sich auf sein viel kleineres Grundstück am Knöcklein zurück, wo heute schon die Verwaltung der Ordensprovinz zu finden ist.

"Wir werden weniger und wir werden älter." So begründen der neue Provinzial Pater Peter Schröder und Provinzprokurator Frater Günter Benker die beschlossene Trennung von ihrem Klosterkomplex, der im Kern noch aus dem 12. Jahrhundert stammt. Dieser ist ebenso so groß wie sanierungsbedürftig. Nur noch 13 Brüder leben in den Gebäuden, die direkt an die Kirche angrenzen und den berühmten romanischen Kreuzgang umgeben.


Klosterneubau in der Nähe

Die Gemeinschaft plant den Bau eines neuen kleinen Klosters auf ihrem Grundstück am Knöcklein. Ihnen schwebe ein Haus vor, das so flexibel ist, dass man Teile bei Bedarf extern vermieten oder das Haus erweitern kann - falls der Orden eines Tages wieder Zulauf erfahren würde. Die Karmeliten hätten in ihrer über 800-jährigen Bamberger Geschichte schon viele Höhen und Tiefen erlebt, gibt die Ordensleitung zu verstehen. Sie schließen eine Renaissance daher nicht aus.

Zur Zeit sieht es jedoch nicht danach aus. Deshalb sehen sich die Karmeliten nach eigenen Worten gefordert, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen anzupassen. Zentraler Punkt ist der Verkauf des Klosters mit seinen rund 6000 Quadratmetern Nutzfläche an die "terraplan Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH" mit Sitz in Nürnberg. Das Unternehmen wirbt für sich mit der erfolgreichen Sanierung von zahlreichen Einzeldenkmälern in ganz Deutschland und wurde mehrfach ausgezeichnet. Zu seinen aktuellen Projekten gehört das Olympischen Dorf von 1936 in Berlin Elstal.

Der Karmeliten-Provinzial zeigt sich überzeugt, dass der Orden in Nürnberg die richtigen Partner gefunden hat. Im Kaufvertrag sei vereinbart, dass die neue Entwicklung des alten Klosters mit dem Investor abgestimmt wird und man Miteigentümer bleibe. Die Krypta wird Sondereigentum des Ordens, die Kirche ohnehin nicht verkauft. Der Kreuzgang soll der Öffentlichkeit zugänglich bleiben.

Über die Zukunft des Noch-Klosters gibt es erst vage Pläne. Eine Nutzung als Hotel oder der Umbau zu Wohnungen, wie ihn "terraplan"-Geschäftsführer Erik Rossnagel auf Nachfrage ins Gespräch bringt, könnte sich die Ordensleitung vorstellen. Was aus ihrer Sicht absolut tabu ist, wäre zum Beispiel die Umwidmung zu einem Einkaufszentrum: "Es muss eine Nutzung sein, die zu uns passt."

Orden und Investor sagen, sie würden die passende Lösung gemeinsam erarbeiten. Beide Seiten haben über den Kaufpreis Stillschweigen vereinbart. Weniger geheim sind erste Zahlen zu den voraussichtlichen Sanierungskosten des Klosters: Rossnagel rechnet für Analyse, Begutachtung, Baunebenkosten und Baukosten mit mindestens 15 bis 18 Millionen Euro.

Millionen wird auch der Orden in die Hand nehmen müssen: erstens für das neue Klostergebäude und zweitens, um das Gotteshaus statisch zu sanieren. Auch die Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert, erhielt im Barock durch Johann Leonhard Dientzenhofer aber ein anderes Erscheinungsbild. Ohne das Geld aus dem Verkauf des Klosters wäre man nicht in der Lage, diese Investitionen anzugehen, betonten die Gesprächspartner. Zuschüsse und Spenden für die Kirchensanierung werde man zudem benötigen.

Im Rathaus weiß man schon länger um die Verkaufsabsichten des Ordens. "Auch wir müssen uns da ein Stück weit den Realitäten stellen", kommentierte auf Anfrage Baureferent Thomas Beese den Schritt der Karmeliten, der für die Öffentlichkeit ganz überraschend kommt. Angesichts der demografischen Entwicklung findet er es "richtig und wichtig, dass die Karmeliten sich rechzeitig Gedanken gemacht haben, wie es mit dem historischen Bestand weiter gehen könnte".

Einem Klosterneubau am Knöcklein, wo die Provinzleitung historische Gebäude der ehemaligen Pianofabrik Neupert nützt, steht man im Baureferat aufgeschlossen gegenüber. Gut findet Beese, dass der Orden offen für einen Architektenwettbewerb sei.

Bis jetzt gibt es nur einen vagen Zeitplan für die großen Veränderungen auf dem Bamberger Karmel. Alles hängt davon ab, wann das neue Kloster bezugsfertig sein wird. Im Idealfall möchte der Orden 2020 einziehen. Erst dann, wenn die Karmeliten den Altbau verlassen haben, kommt der Investor zum Zug.

Das private Hotel, das seit mehreren Jahren Gebäude und Räume des Ordens nutzt, besitzt einen noch mehrere Jahre gültigen Mietvertrag. An diesem soll nicht gerüttelt werden, heißt es bei der Provinzleitung wie bei "terraplan".