Scheßlitz: Bauern protestieren gegen zu geringe Milch- und Fleischpreise
Autor: Joseph Beck
Scheßlitz, Donnerstag, 19. November 2020
Im Landkreis Bamberg haben zahlreiche Bauern ihrem Ärger über die - aus ihrer Sicht - zu geringen Milch- und Fleischpreise freien Lauf gelassen.
Milch- und Fleischpreise: Landwirte fordern mehr Geld. Trotz des schlechten Wetters versammelten sich am Donnerstag (19. November 2020) 13 Bauern vor dem Milchhof Albert in Scheßlitz, um die Antwort der Molkerei auf ihr Forderungspapier abzuholen. Dieses hatten sie vor einer Woche dort abgegeben mit den vier Forderungen nach mindestens 15 Cent mehr für einen Liter Milch, einem Euro mehr für ein Kilo Rindfleisch, 50 Cent für Schweinefleisch und 20 Cent für ein Kilo Geflügel.
Pünktlich um 11.11 Uhr überreichte Erzeugerberater Johannes Mahr das von ihm und Geschäftsführer Wolfgang Dötzer unterzeichnete Antwortpapier an Michael Gabler von der Organisation Land schafft Verbindung (LsV). Der Giecher Landwirt las das Schreiben sofort den anwesenden Bauern vor. Die Molkerei äußerte darin ihr "vollstes Verständnis für die prekäre Situation ihrer landwirtschaftlichen Vertragspartner". Dann begründete sie, warum sie nicht die geforderten 15 Cent pro Liter Milch zahlen könne. Sie schreibt dazu: "Wir können unseren Auszahlungspreis im Moment nur unter Marktgegebenheiten erwirtschaften" und verweist dann auch auf kartellrechtliche Gründe.
Zu hohe Preisforderungen? Molkerei büßt Marktanteile ein
Im Folgenden beklagt die Molkerei Albert, dass sie bei Preisverhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel wegen ihrer Preisforderungen wichtige Marktanteile an Genossenschaftsmolkereien verloren habe, die ja bekanntlich in bäuerlicher Hand seien. Als weiterer Punkt wurde der Weltmarkt angeführt, der kaum höhere Erlöse zulasse. Als viertes und letztes Argument wurde dargelegt, dass die Verbraucherbereitschaft fehle.
Lösungsvorschlag: Dötzer und Mahr schlagen vor: "Als Lösungsvorschlag sehen wir nur eine geordnete Mengenreduzierung im Rahmen der Wertschöpfungskette, also Landwirte, Verarbeiter, Lebensmitteleinzelhandel." Aus den Fehlern der abgeschafften Milchquote, die auch von vielen Bauern nicht gutgeheißen worden sei, könne man lernen. Der Milchhof Albert erkläre sich bereit, an dem geforderten Trilog teilzunehmen, fordere aber verbindliche Zusagen aller Beteiligten.
Es folgte eine größere Diskussion mit dem Erzeugerberater und den Bauern untereinander. Andreas Klarmann aus Oberhaid erinnerte, dass die Milchpreise wie zu Kriegszeiten seien. Marianne Schuster aus Pödeldorf erzählte, dass der Russe seinen Bauern mehr für die Milch zahle als deutsche Bauern erhielten. Einig waren sich alle, dass die gegenwärtig gezahlten 30 Cent nicht reichen für eine bäuerliche Landwirtschaft.
Protestaktionen vor Schlachthof und Milchwerken
Ähnliche Aktionen wurden auch vor dem Bamberger Schlachthof und vor den Milchwerken der BMI in Zapfendorf und Ebermannstadt abgehalten. Die Kundgebungen standen unter dem Motto "Schluss mit lustig", waren jeweils um 11.11 Uhr angesetzt und sollten zum Ausdruck bringen, dass den Bauern überhaupt nicht mehr nach Gaudi zumute ist, sondern, wie im Schreiben dargelegt, ihnen die Luft ausgeht.
Beteiligt waren der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (AbL), Land schafft Verbindung-Milchgruppe (LsV), European Milk Board (EMB), die Freien Bauern, die Bauern- und Landstiftung und der MEG-Milch Board.
Der BDM verdeutlichte die Situation so: "Nicht nur die nackten Zahlen unserer Forderungen zeigen, wie tief die tierhaltenden Betriebe in der Misere stecken. Auch die Tatsache, dass für diese Aktionen Verbände zusammenstehen, die in vielen anderen Sachfragen bei weitem nicht immer einer Meinung sind, ist ein eindringliches Zeichen unserer ernsten wirtschaftlichen Bedrängnis."
Bauernverband bleibt fern - und erntet Kritik
Der Bayerische Bauernverband (BBV) nahm an den Aktionen nicht teil und wurde von den Bauern in Scheßlitz deswegen auch heftig kritisiert.
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