Reithallen werden für Wohnungen aufgestockt

2 Min
Sie sollen aufgestockt und zu 2-bis 5-Zimmerwohnungen umgewandelt werden: ehemalige Reitställe der Lagardekaserne. Ronald Rinklef
Sie sollen aufgestockt und zu 2-bis 5-Zimmerwohnungen umgewandelt werden: ehemalige Reitställe der Lagardekaserne.  Ronald Rinklef

Ein Verkauf könnte zum Meilenstein der Konversion werden: Bis 2021 sollen 270 Wohnungen in den ehemaligen Reitställen der Lagardekaserne entstehen.

Kommt die Konversion jetzt auch beim Normalbürger in Bamberg an? In nicht öffentlicher Sitzung hat der Finanzsenat am Dienstag den Verkauf eines rund 15 000 Quadratmeter großen Grundstückes auf der ehemaligen Lagardekaserne an die P&P-Gruppe, einen vor allem in München und Fürth tätigen Investor und Immobilienentwickler, beschlossen.

P&P setzte sich gegen einen Konkurrenten aus Nürnberg durch. Bei dem Immobilienverkauf, der noch im August durch den notariellen Kaufvertrag besiegelt werden soll, geht es um eine hohe Millionensumme, mit der die Stadt ihren Kauf der Lagardekaserne, die Erschließung und die Aufwendungen für das geplante Kulturquartier refinanzieren will. Schon bis 2021 soll das Wohnungsbauprojekt abgeschlossen sein, verspricht der Investor.

Überzeugt hat die Mehrheit der Stadträte nicht nur das Kaufpreis-Angebot des Investors, das etliche Millionen Euro in die Stadtkasse fließen lässt, sondern auch dessen Pläne für die Umwandlung der bekannten Backsteingebäude. Die Gruppe plant die komplette Umnutzung der Blockrandbebauung, die lange Zeit als Werkstätten dienten sowie der ehemaligen PX-Halle in Stadthäuser und Wohnungen. Insgesamt sind 270 Wohnungen im Bestand geplant, bei 20 Prozent davon soll es sich um Einheiten handeln, deren Mieten unter dem Marktpreis liegen. Um die Geschossfläche zu vermehren, sollen alle Gebäude, auch die PX-Halle, aufgestockt werden. Auch der Zeitplan ist ambitioniert: Bereits im Frühjahr 2021 soll das komplette Vorhaben fertiggestellt sein.

Als ausschlaggebend für die Entscheidung wertete Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) die Expertise, die P&P bei anderen Konversionsprojekten so zum Beispiel in Fürth gewonnen habe. "Diese Erfahrung und diese Kompetenz wollen wir auch für die Lagardekaserne in unserer Stadt nutzen", sagte Starke. Lobend hob er die große Zahl von Wohnungen hervor, die die Investoren schaffen wollen. Soziokulturelle Einrichtungen würden integriert, das Kulturquartier schon mitgedacht und das Mobilitätskonzept der Stadt Bamberg umgesetzt, freute sich Starke. "Die vorgesehenen 270 Wohnungen sind für uns ein wichtiger Baustein, zumal 20 Prozent sozial geförderte Wohnungen dabei sind. "

In der Tat versprechen P&P , dass die Durchführung des Kontakt-Festivals im Jahr 2019 mit den voraussichtlichen Bauabläufen problemlos vereinbar sei. Die benötigten Flächen könnten zur Verfügung gestellt werden. Zur Erinnerung: Vor einem Monat hatten die Macher von "Kontakt - das Kulturprojekt" enttäuscht auf die Pläne zur Veräußerung der Reitställe reagiert, weil dadurch eigene Immobilienhoffnungen durchkreuzt wurden. Durch die Verkaufsentscheidung werde die Durchführung des Festivals gefährdet, hieß es damals.


Grüne sagten nein

Gegen die Verkaufsentscheidung im Finanzsenat haben dem Vernehmen nach nur die Grünen gestimmt. Christiane Laaser, Sprecherin im Finanzsenat, begründete das Nein mit Zweifeln an der Stimmigkeit der Pläne, die man viel zu spät, nämlich erst in der Sitzung zu Gesicht bekommen habe. Die alleinige Ausrichtung der Entscheidung an dem höheren Kaufpreis, den P&P zu zahlen bereit sei, ist laut Laaser an dieser Stelle "definitiv zu wenig".

Spannung verspricht die Frage, ob das Projekt dazu beitragen kann, die Preisexplosion bei Immobilien in Bamberg zu dämpfen, wie es das erklärte Ziel vieler Stadträte ist. Dies hofft die Stadt vor allem dadurch zu erreichen, dass ein 20-prozentiger Anteil von Wohnungen der Sozialklausel unterliegt. Dies führt in der Regel zu Mietpreisen etwas unterhalb des Marktniveaus. P&P will die vergünstigten Wohnungen dafür im eigenen Bestand halten.

Doch zu welchen Kosten sollen die anderen, nicht vergünstigten Wohnungen auf den Markt kommen? Zu einer Stellungnahme über ihre Preispolitik war die P&P-Gruppe am Mittwoch nicht bereit. Die Erfahrung mit ähnlichen Wohnungsbauobjekten in Bamberg hat aber gezeigt: Wegen der hohen Kosten für Kauf, Umbau und Erschließung war in der Vergangenheit immer mit marktorientierten Preisen auf Neubauniveau zu rechnen. Angebote für Wohnungen von P&P in Fürth bewegen sich derzeit zwischen 4000 und 4600 Euro pro Quadratmeter.