In Bamberg bläst Gegenwind dem AfD- Bürgermobil entgegen

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Eindeutig Farbe bekannten die Jugendlichen am Bahnhofsvorplatz.
Eindeutig Farbe bekannten die Jugendlichen am Bahnhofsvorplatz.
 
 
 
 
 
Polizeibeamte trennten die Demonstranten vom AfD-Bürgermobil.
Polizeibeamte trennten die Demonstranten vom AfD-Bürgermobil.
 

60 Menschen demonstrieren am Freitag gegen eine Werbeaktion der AfD-Landtagsfraktion in Bamberg.

Freitagvormittag am Bahnhofsvorplatz in Bamberg. 27 Grad und die Sonne brutzelt den Asphalt: Die AfD-Landtagsfraktion tourt durch den Freistaat und verteilt unter anderem Eiskratzer und Meterstäbe, um die Menschen in Bamberg mit ihrem "Bürgermobil" zu erreichen. Zwei Busse der Polizei und zehn Polizeibeamte trennen die drei Mitarbeiter der AfD von der kurzfristig angemeldeten Gegendemo der Grünen Jugend in Bamberg.

Unter dem Motto "Macht euch stark gegen Rassismus!" sieht man auch Fahnen der Jusos, der SPD, der Gewerkschaften und des VVN-BdA.

Ein Mann Mitte Dreißig kommt ins Gespräch mit der AfD und hegt Sympathie für die Partei. Was er vom Gegenprotest hält? "Man darf sich in einer Demokratie schon dagegen äußern, aber ich finde das komplett sinnlos. Da ist ja kein Inhalt dahinter."

Das sieht Claas Meyer, Jugendsekretär der DGB in Oberfranken, anders: "Lasst uns immer, wenn Nazis nach Bamberg kommen, sagen: Kein Fußbreit den Faschisten!" Die rund 60 Demoteilnehmer spenden kräftig Beifall.

Die AfD lebe in ihrer eigenen Blase und stehe für Rassismus. "Sie bedrohen ihre Gegner mit Gewalt und Tod. Wenn das aufrechte Demokraten sind, dann sind wir im ganz falschen Film", stellt Meyer klar. Versammlungsleiter Julius Röder von der Grünen Jugend findet: "Es ist wichtig, zu zeigen, dass wir die Mehrheit sind und hier für rechtspopulistische Meinungen kein Platz ist."

Mit Widerstand gerechnet

17 Polizeifahrzeuge stehen im Umfeld des Bahnhofs und entlang der Luitpoldstraße. Die Situation bleibt komplett entspannt. "Es ist ungewohnt, dass so viel Polizei da ist, aber wir bekommen so auf jeden Fall jede Menge Aufmerksamkeit", freut sich ein Mitarbeiter der AfD-Landtagsfraktion. Mit der Gegendemo habe man bis zu einem gewissen Grad gerechnet.

Von der anderen Seite der Polizeibusse schallen Slogans wie "Ihr habt den Krieg verloren - Ihr habt den Krieg verloren!" und "Es gibt - kein Recht - auf Nazipropaganda!" herüber. Thomas Rausch, persönlicher Referent des AfD-Landtagsabgeordneten Jan Schiffers, ficht das nicht an: "Der Spruch ist ja vollkommen richtig. Wir machen ja auch keine Nazipropaganda."

Deshalb arbeite seiner Meinung nach auch die AfD gegen diese Tendenzen. Die Demonstrantin Friederike Klett überzeugt das nicht: "Es darf keine Normalität werden, dass Rechtsradikale ihre kruden Thesen des Postfaktischen vertreten können."

Interessierte Bamberger tauchen kaum auf am AfD-Stand. Dafür schauen drei Gegendemonstranten vorbei und kommen für gut eine halbe Stunde ins Gespräch. Wertevorstellungen, Klimawandel, EU-Integration und die Probleme des Kapitalismus kommen auf den Tisch. "Es war erfrischend, dass es ein konstruktives Gespräch gab, welches sehr in die Tiefe ging", meint der AfD-Mitarbeiter. Sein Diskussionspartner von der Gegendemo fand den Austausch offen, aber sieht auch Defizite: "Es gibt hier eine hart widersprüchliche Position ohne Verständnis für gesellschaftliche Prozesse. Hier wird nicht begriffen, wo die Ursachen der Probleme liegen, welche die AfD versucht zu lösen."

Letztendlich habe er das Gefühl, die Partei wolle nur die Bevölkerung mit billigen Argumenten einfangen und an ihre eigene Meinung binden.