In einer Klausur hat sich Bambergs CSU als erste Fraktion auf einen Favoriten für den Bahnausbau festgelegt - den Ausbau auf der Bestandstrasse.
Seit fünf Jahren wird in Bamberg um den Bahnausbau gerungen. Doch eine Entscheidung steht noch aus. Als erste Partei hat nun die CSU eine Vorfestlegung getroffen. Die mit zwölf Stadträten größte Fraktion im Rathaus favorisiert den viergleisigen Ausbau im Bestand. Das einstimmig gefasste Votum ist Ergebnis einer Wochenendklausur mit dem CSU-Abgeordneten Thomas Silberhorn. Erst vor einem Monat hatte der Stadtrat beschlossen, vor einer endgültigen Entscheidung über die Varianten das Ergebnis eines neutralen Gutachtens abzuwarten. Mehrere Zehntausend Euro wird dafür aufgewandt, dass Bamberg eine Ausbauempfehlung erhält.
Warum die CSU diesem Beschluss nun doch vorgreift, begründet Fraktionschef Helmut Müller mit dem Risiko zu langen Zuwartens. Es sei ein Gesetz der Vernunft, die Wünsche und Forderungen gegenüber der Bahn möglichst rechtzeitig zu äußern. "Ansonsten besteht die Gefahr, dass über unsere Köpfe hinweg entschieden wird."
Zwar sieht Müller den Prüfungsauftrag nicht als hinfällig an, doch sei "aus heutiger Beurteilung" klar, dass der Ausbau im Bestand die beste Lösung für Bamberg ist. Auch CSU-Kreisvorsitzender Christian Lange ist überzeugt, dass der Ausbau im Bestand weniger Eingriffe in das Stadtbild und geringere Kosten mit sich bringt. Lange wirbt dafür, noch im Herbst 2017 eine Entscheidung zu treffen. Diese sei wichtig, um die Bamberger Interessen kraftvoll vertreten zu können. Zudem seien folgende Ziele mit dem Ausbau im Bestand am besten zu gewährleisten: die Sicherung des einstündigen ICE-Halts und die Verbesserung des Nahverkehrs Richtung Nürnberg.
Doch noch steht die CSU alleine da: Beim Koalitionspartner SPD löst die Festlegung wenig Freude aus. "Wir sehen keinen Grund für diese Eile. Warum wartet die CSU nicht ab, bis das selbst beschlossene Gutachten vorliegt?", fragt Heinz Kuntke von der SPD-Fraktion.
Kuntke, der vor kurzem noch für eine Null-Lösung mit zwei Gleisen plädierte, sieht keinen Grund, bereits jetzt eine endgültige Position zu beziehen, obwohl wichtige Erkenntnisse wie die neuen Verkehrsprognosen noch fehlen. "Warum sollten wir heute hü oder hott sagen, wenn die Bahn selbst noch auf die aktuellen Zahlen wartet?"
Grüne: Schlingerkurs der CSU
Kritik erntet die CSU bei den Bamberger Grünen. Peter Gack spricht von einem "merkwürdigem Schlingerkurs", der sich nach dem Kreiswehrersatzamt nun auch beim Thema Bahnausbau zeige: "Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Auf die CSU kann man sich leider nicht verlassen", ärgert sich Gack. Aus seiner Sicht sei das bestellte Gutachten kein Luxus, sondern wichtige Entscheidungsgrundlage: "Sich alleine auf Bahnaussagen zu verlassen, wäre fahrlässige Politik."
Auch sonst scheint es mit der Einigkeit im Stadtrat nicht weit her zu sein. So spricht sich die Bamberger Allianz für eine Tunnellösung aus. Dieter Weinsheimer begründet diese Option mit Erkenntnissen aus der Bürgerveranstaltung, in der die Bahn eine für das Gärtnerland schonendere Ausfädelung nach Westen in Aussicht stellte. Ob es dagegen tatsächlich zu einem S-Bahn-Halt Süd kommt, bezweifelt er. "Das könnte sich als trügerisch erweisen." Es sei nicht die Bahn, die über einen solchen Halt entscheide.
Bei der Initiative Bahnsinn stößt der Kurs der CSU auf Ablehnung. Die Gruppe, die sich nach wie vor für die inzwischen ausgeschiedene gedeckelte Güterzugumfahrung stark macht, glaubt nicht an die Versprechen der Bahn zum passiven Lärmschutz und fürchtet, dass es am Ende doch zu Fünf-Meter-Lärmwänden komme wie in Breitengüßbach. Sprecher Meyer fordert die Politik auf umzudenken: "Für das Welterbe wäre der Ausbau im Bestand die schlimmste Lösung."
Der Forderungskatalog der CSU Folgende neun Einzelziele will die CSU mit dem Bahnausbau durch Bamberg verknüpfen. Der Forderungskatalog könnte Grundlage eines Positionspapiers für den gesamten Stadtrat werden, sagt CSU-Fraktionschef Helmut Müller und hofft auf Einigkeit. "So schaffen wir die Voraussetzung, um die Bamberger Interessen bei den anstehenden Verhandlungen angemessen durchsetzen zu können."
1. Die nachhaltige Sicherung des ICE-Systemhaltes Bamberg (Ein-Stunden-Takt).
2. Eine dauerhafte Einrichtung eines S-Bahn-Haltepunktes Bamberg Süd im Areal "Am Tännig".
3. Die Ausweitung des Angebots des Bahnnahverkehrs in den Großraum Nürnberg. S-Bahn und Regionalbahn sollen in einem verbesserten 20- oder 30-Minuten-Takt verkehren.
4. Ein regionaler Omnibus-Bahnhof im Bahnhofsumfeld zur Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs.
5. Die Sicherung der Durchlässigkeit der Bahnlinie in Ost-West-Richtung. Dies ist unter anderem im Interesse der Schülerbeförderung und muss während der Bauphase und in dessen Endzustand des Baus gewährleistet sein.
6. Einen vorzeitigen, modernen und attraktiv gestalteten Lärmschutz unter entsprechender Anwendung der Vorgaben der Schall-03 (neu).
7. Die Reduzierung der Eingriffe in die Nordflur während der Bauphase und im Zustand des Endausbaus. Die Interessen der Erwerbsgärtnerei im Bamberger Norden müssen dabei berücksichtigt werden. Im Falle unvermeidbarer Beeinträchtigungen müssen Ausgleichsflächen zur Verfügung stehen. Dies ist im Sinne der beschäftigten Gärtner und im Sinne des Welterbes Bamberg.
8. Die städtischen Brunnenanlagen, besonders im Süden der Stadt, sollen gesichert werden.
9. Eine rechtzeitige, umfassende Planung der Verkehrsverbindungen während der Bauzeit, um die Belastungen für die Anwohnerinnen und Anwohner zu verringern.
Kommentar des Autors: Bahnausbau: Ein Trend zeichnet sich ab Das finale Gutachten ist noch gar nicht beauftragt, da platzt die größte Fraktion mit einer Vorabfestlegung heraus. Das Vorpreschen verwundert nicht. Es war die CSU, die schon immer mit dem Ausbau im Bestand geliebäugelt hat.
Und sie nimmt mit ihrer Richtungsentscheidung einen Trend auf, der sich mit jedem neuen Gutachten mehr verfestigt hat. Selbst Verfechter einer Tunnellösung müssen einräumen, dass die Widerstände für diese Röhre unter Bamberg enorm sind.
Da geht es nicht nur um die 300 Millionen Euro mehr, die ein bergmännischer Tunnel kosten würde. Es ist heute schon klar, dass der Lärm auch mit einem langem Tunnel nicht aus der Welt wäre, weil nach wie vor Güterzüge oberirdisch durch Bamberg rumpeln würden. Skeptisch stimmt auch, dass viele Wegebeziehungen umgekrempelt werden, dass Münchner Ring, Forchheimer und Geisfelder Straße von der Unter- zur Überführung umgewandelt werden müssten. Und zusätzlich zum 13-jährigen Tunnelbau kämen noch zwei heute schon marode Unterführungen an die Reihe.
Das Wissen um die komplexen Zusammenhänge ist nicht vom Himmel gefallen. Es ist das Ergebnis eines langen Prozesses, bei dem es darum ging, so viele Fakten wie möglich zu sammeln. Dass der Königsweg bislang nicht dabei war und entgegen allen Behauptungen auch nicht im Osten liegt, macht die zurückgelegte Strecke nicht überflüssig.
Im Gegenteil: Auch die jetzt eingeläutete Entscheidungsrunde ist vom Ziel her zu denken. Was ist die beste, was die am wenigsten schädliche Lösung für Bamberg? Vor allem: Welche Verbesserungen sind für die Bürger dieser Stadt substanziell? Da geht es um den ICE-Halt und den Lärmschutz.
Aber auch ein ausgebauter Schienennahverkehr käme sehr vielen Menschen zu Gute.
wer sich für den ausbau im bestand entscheidet, der weiss ganz genau, welche entscheidung er getroffen und wofür er sich entschieden hat und es soll dann in ein paar jahren keiner kommen und herum lamentieren
Die Meinung gehen ja weit auseinander. Ein unabhängiges Gutachten wie es beschlossen wurde wird von der CSU einfach ignoriert. Ostumfahrung wird ausgeschlossen ohne zu prüfen. Die Meinung der Fachleute zb. Bahnsinn will man nicht hören, kein Wunder weil diese Wissen ja nicht aus der eigenen Fraktion kommt. Es hat noch niemand davon gesprochen wenn ein Katastrophenfall eintreten würde bei einem Ausbau mitten durch die Stadt. Natürlich kann man sagen wenn, dann...Es wird soviel Gefahrengut transportiert, da kann man die Stadt schon schützen wenn solche Sachen aussen herum transportiert werden würden. An Die Stadträte sein gerichtet :Ihr macht Politik für uns für die Bürger und nicht für Euch, hört mal was die Bürgerschaft möchte, hört mal an die Anwohner die direkt an der Bahn wohnen. Soll nun keiner sagen das habt ihr doch gewusst dass hier die Bahn ist. Es gilt eine verträgliche Lösung für unser Kinder für unsere schöne Stadt zu finden und da muss eben eventuell sehr viel Geld in die Hand genommen werden. Wieso zieht der Stadtrat hier nicht mal an dem selben Strick?
Wieso ist es nicht möglich, die Züge auf 2 Gleisen weiterhin fahren zu lassen zumindest durch Bamberg durch. Soviel Züge fahren nach meiner Beobachtung nicht, das man das Logistisch nicht hinbekommen kann. Oder einfach 3 Gleisig als Kompromiss. Dafür wären die Strecke wohl breit genug auch die meisten Unterführungen.
Ich finde, das eine 3-4 Minütige Zeitersparnis auf der Strecke München Berlin keine Investition rechtfertigt, die ca. 1 Millidarde Euro kosten soll nur um Schnell durch Bamberg durchzukommen.
Also liebe CSU - was ich nicht verstehte: Zur Sicherung des Systemhaltes im 1-Stunden Takt benötigen wir zwei neue Gleise? Wenn doch aber jeder ICE im Bahnhof hält fährt er doch nicht auf den beiden neuen Gleisen, die ganz außen auf der Seite der Brennerstraße verlaufen, am Bahnhof vorbei, sondern auf den Bestandsgleisen zu den bereits bestehenden Bahnsteigen. Wie sagt der Antwalt doch so schön im Film "Philadelphia": "Erklären Sie"s mir, als wäre ich zwei Jahre alt."
Die beiden neuen Gleise werden doch bei einem 1-stündigen Systemhalt ausschließlich für den Güterverkehr benötigt. Wieso will mann mich Glauben machen das die neuen Gleise für den ICE gebaut werden sollen? Irgendwie beschleicht mich das Gefühl das ich für dumm verkauft werde und die ICE Neubaustrecke aus Sicht der Bahn eiogentlich eine Güterverkehrsneubaustrecke werden soll - das läst sich bloß nicht verkaufen.
Die Osttrasse läßt grüßen! Vor über 170 Jahren hielt der erste Zug in Bamberg, am östlichen Rand der Stadt – damals. Die Stadt hat sich in der Fläche weiter entwickelt. Der Bahnhof steht nun seit Generationen in der Mitte der Stadt. Dafür liegt am jetzigen Ostrand der Stadt eine seit Mitte der 1980er Jahre emissionsbelastende Autobahntrasse, die es dort auch in den nächsten 100 Jahren geben wird. Bei einer denkbaren Gleistangente parallel zur Autobahn wird der zusätzlich auftretende Lärm dramatisiert. Falsch! Richtig ist, Lärmquellen addieren sich nicht. Laut plus laut bleibt laut und wird nicht „sehr laut“. Mit einer Bahntrasse an der Autobahn wird der gesetzlich vorgeschriebene moderne Lärmschutz angewandt und dämpft damit auch den bisherigen Lärm der Autobahn. Der Begriff „Flächenverbrauch“ ist Rhetorik, es handelt sich um eine „Flächenumnutzung“. Der Verlust von Waldflächen und die damit verbundene negative ökologische Wirkung auf das Mikroklima der Region Bamberg kann mit gutem Willen und Phantasie durch partielle Aufforstung ausgeglichen werden. Und Wasserströme lassen sich mit heutigen Methoden des Wasser-Engineerings effizient leiten. Dieses Plädoyer und die Argumente pro Osttrasse sollen Anstoß geben, die von Stadträten und vom Oberbürgermeister aus Eigensicht gefasste Meinung und die daraus getroffene Entscheidung in Frage zu stellen. Die Meinung der Stadträte wird geleitet von dem Jetzt, von der Momentaufnahme der vorgefassten Meinungen ihrer Wähler(!). Und sie wollen ja wiedergewählt werden. Dabei geht es um Entscheidungen für die kommenden Generationen, aber auch um die Vernunft, sich für eine effiziente Umstrukturierung der Bahn nach und von Bamberg einzusetzen - für die Zeit des Umbaus und für die Zeit danach - mit einem zusätzlichen Haltepunkt im Süden der Stadt - für die optimale Gestaltung der Bahntrasse und des unmittelbaren Umfeldes in der Mitte der Stadt.