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ICE-Ausbau in Bamberg: Tscherner will den Tunnel


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Dienstag, 24. Mai 2016

Vor der Sondersitzung zum Bahnausbau am 21. Juni positionieren sich die Stadtratsfraktionen. Norbert Tscherner vom Bürger-Block wirbt für den Tunnel.
Wo fährt der ICE in Zukunft? Tunnel und Ausbau im Bestand sind noch im Rennen.  Foto: Ronald Rinklef/Archiv


Nachdem jegliche Form der Ostumfahrung beim Bahnausbau vom Stadtrat ausgeschlossen wurde, wird nun über die beiden letzten verbliebenen Varianten debattiert: den Ausbau im Bestand und die Tunnellösung. Dazu hat sich Stadtrat Norbert Tscherner (Bamberger Bürger-Block) extra beim Zapfendorfer Altbürgermeister Josef Martin erkundigt. Dieser habe sein volles Engagement in die Verhandlungen beim Bahnausbau gesteckt. "In vier Jahren hartnäckiger Arbeit mit allen beteiligten Behörden und der Bahn" habe Martin so Erfolge erzielt und mehrere Über- und Unterführungen entlang der Gleise für Zapfendorf erkämpft. In diesem Maße müsse sich Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) auch einsetzen, um das Beste für Bamberg zu erreichen.



Status als Welterbestadt

"Es war und ist in anderen Städten immer möglich, mit der DB die beste Lösung zugunsten der Kommune zu finden", schreibt Tscherner in einem Brief an Starke. Das schreibt er nicht ohne Grund: Denn es braucht viel Anstrengungen, wenn die Variante, die Tscherner vorschwebt, realisiert werden soll. Die beste Lösung aus seiner Sicht ist der Tunnel. "Es muss mit allem Nachdruck daran gearbeitet werden, eine Tunnellösung vom Tännig, außerhalb des Stadtwaldes, bis zur Coburger Straße zu erreichen." Er sieht ansonsten den Status als Welterbestadt gefährdet und schließt damit den Ausbau im Bestand komplett aus.


"Nicht ganz redlich"

Dieter Weinsheimer von den Freien Wählern/Bamberger Allianz hält Tscherners Forderung für "nicht ganz redlich". "Natürlich hätten wir gerne eine Untertunnelung der Stadt, wir wissen aber, dass es die unwahrscheinlichste Variante ist", betont der Fraktionschef. Der Tunnel würde schließlich über 800 Millionen Euro kosten.
Weinsheimer hatte in der Vollsitzung Ende April die Prüfung eines zwei- und dreigleisigen Ausbaus gefordert, nachdem jegliche Ostumfahrung ausgeschlossen worden war.

Auch die SPD rückt von einem viergleisigen Ausbau ab. Nachdem die unabhängige Gutachten der Büros KCW und VWI belegten, dass die vorhandenen Kapazitäten im Bereich Bamberg für Güter- und Personenverkehr mindestens bis 2030 ausreichend sind, fordern die Sozialdemokraten die Verwaltung auf, sich für einen "bedarfsgerechten und konditionierten Ausbau" einzusetzen.

"Dies bedeutet, dass die schon bestehende Zweigleisigkeit belassen wird oder maximal eine Erweiterung auf drei Gleise notwendig wäre", schreibt die Fraktion in einer Mitteilung. Maximaler Lärmschutz, der Erhalt des ICE-Halts und die Schaffung einer S-Bahn-Haltestelle im Süden mit vorgezogenen Lärmschutzmaßnahmen sind laut Fraktionschef Klaus Stieringer die Forderungen.

Auch die CSU will einen S-Bahn-Halt im Süden der Stadt - unabhängig von der Trassenvariante. Wichtig sei, so die Haltung der CSU, der Schutz der Gärtnerflur, ebenso wie der vorgezogene Lärmschutz für die Anrainer der Bahnlinie.

Die GAL liebäugelt schon lange mit einer vorübergehenden "Nulllösung" mit vorgezogenem Lärmschutz in kleinen Teilstücken.


Vor- und Nachteile abwägen

Der Favorit der Verwaltung ist ohnehin kein sofortiger Vollausbau, sondern ein bedarfsorientierter abschnittsweiser Ausbau mit vorgezogenem Lärmschutz, das hatte Baureferatssprecher Claus Reinhardt bereits gegenüber unserer Zeitung erklärt.

Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) war vor wenigen Wochen in Berlin im Bundesverkehrsministerium, um die Bamberger Forderungen deutlich zu machen: "Ganz wichtig ist mir der garantierte ICE-Halt, damit sich unsere Stadt als Wirtschaftsstandort und Verkehrsknotenpunkt zukunftsorientiert weiter entwickeln kann. Außerdem wollen wir für die Bürger den bestmöglichen Lärmschutz erreichen. Dabei gilt es darauf zu achten, dass die Besonderheiten der Welterbestadt respektiert werden." Mit Blick auf die weiteren Verhandlungen mit der Bahn und als Reaktion auf Norbert Tscherners Forderungen betont der OB: "Wir müssen sorgfältig die Vor- und Nachteile einer Tunnellösung abwägen und eine richtige Entscheidungsgrundlage schaffen."

In der Sondersitzung des Stadtrats am 21. Juni wird das Baureferat über die Untersuchung der verbliebenen Varianten berichten. Bis zum Frühjahr 2017 soll eine Trassen-Entscheidung getroffen sein.