Hohe Preise und Wohnungsnot: Interview mit dem Obermeister der Bamberger Bauninnung
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Montag, 02. Sept. 2019
In Zeiten von Wohnungsnot und Immobilien-Boom steht das Baugewerbe häufig als Preistreiber in der Kritik. Im Interview nimmt Hubert Reinfelder als Obermeister der Bamberger Bauinnung die heimischen Betriebe in Schutz.
Die Baubranche boomt. Bis in welches Jahr ist Ihr Bauunternehmen ausgebucht? Bis 2025? Oder länger? Hubert Reinfelder: Welcher Boom? Es sind lediglich ausreichend Aufträge vorhanden. Wie lange, ist noch nicht absehbar. Derzeit sind wir für das nächste halbe Jahr ausgebucht.
Ist das im Vergleich zu den Jahren und Jahrzehnten vorher lang oder kurz? Wir hatten auch schon Zeiten, wo wir nicht wussten, was in 14 Tagen passiert, 2008 bis 2010 waren die Zeiten nicht so rosig.
Boom hin oder her. Derzeit sind die Zeiten rosig, zumindest für die Baubetriebe - die Preise steigen. Das wird häufig kritisiert... Sicher sind die Preise erhöht, aber wir hatten heuer mit drei Einmalzahlungen ohne das 13. Monatsgehalt fast sieben Prozent Lohnerhöhung, das ist nicht ohne. Aber gute Mitarbeiter müssen eben auch gut bezahlt werden. Gerade die Materialkosten sind aber auch sehr gestiegen.
Welches Material meinen Sie konkret? Ganz schlimm sind im Moment die Entsorgungsgebühren für belastete Bodenarten. Ich hatte vor kurzem eine Baustelle für ein Einfamilienhaus, da lag allein der Aushub auf Grund von überschrittenen Grenzwerten bei 60 000 Euro Entsorgungskosten. Das sind enorme Kosten. Man macht ein Loch und das kostet 50 000 Euro. Wahnsinnig viele junge Leute bauen deshalb ohne Keller. Es gibt zu wenige Deponien in der Nähe. Wir fahren den Aushub teilweise bis nach Sonneberg. Die Mautgebühren fallen ins Gewicht. Mehr Deponien im Landkreis könnten Entsorgungskosten und damit die Preise insgesamt nach unten drücken.
Preisexplosionen bei Immobilien jeder Art, grassierende Wohnungsnot. Bei diesen Themen wird der Baubranche oft eine Mitschuld zugesprochen. Was sagen Sie zu den Vorwürfen? Unsere Preisbildung steht nicht ansatzweise im Zusammenhang mit dem zum Teil unverständlich hohen Preisspiegel des Immobilienmarktes.
Was meinen Sie konkret? Der Quadratmeterpreis für eine Eigentumswohnung liegt bei bis zu 5000 Euro. Eine Wohnung mit 100 Quadratmetern kostet 450 000 oder 500 000 Euro. Da haben wir ja bald Münchner Preise. Wer kann sich das noch leisten? Woran liegt das? Die Grundstückspreise schießen in die Höhe. Jedoch liegt meiner Ansicht nach das Hauptproblem darin, dass die Wohnungsnot in Bamberg stetig ansteigt. Auch im Immobiliengeschäft bestimmen eben Angebot und Nachfrage den Preis.
Die Nullzinspolitik führt dazu, dass Immobilien eine sehr beliebte Geldanlage sind. Spüren Sie das? Ja. Man sieht es in Bamberg, dass alte Häuser der Großeltern von jungen Leuten ausgebaut werden, um sie zu vermieten, weil die Mietpreise auch hoch sind. Jeder versucht alles, was alt und zerbrechlich ist, herzurichten.