Heißer als die Polizei erlaubt

2 Min
Dem Bereich Jazz-Elektro hat sich das Frankfurter "Trio Contrast" verschrieben, das am Freitag auf der Böhmerwiese gastiert. Foto: Yannic Pöpperling
Dem Bereich Jazz-Elektro hat sich das Frankfurter "Trio Contrast" verschrieben, das am Freitag auf der Böhmerwiese gastiert. Foto: Yannic Pöpperling
Mit "Otto's Swing & Bluesband" spielen gute alte Bekannte auf der Böhmerwiese. Foto: PR
Mit "Otto's Swing & Bluesband" spielen gute alte Bekannte auf der Böhmerwiese. Foto: PR
 
Auch die Jazzcombo der Bundespolizei gibt sich die Ehre. Foto: PR
Auch die Jazzcombo der Bundespolizei gibt sich die Ehre. Foto: PR
 

Am Wochenende beginnt das zwölfte Tucher Blues- und Jazzfestival. Zum Einstieg auf der Böhmerwiese wird es wieder abwechslungsreich.

Die Hitze ist kaum mehr zum Aushalten und ein Ende ist nicht in Sicht. Wenn am Freitag das Blues- und Jazzfestival beginnt, werden die Temperaturen sich irgendwo über der 30-Grad-Marke einpendeln. Da kann man natürlich zu Hause in klimatisierten Räumen bleiben oder Eis unter Sonnenschirmen essen, das wird aber nicht so gut helfen wie cooler Jazz unter freiem Himmel auf der Böhmerwiese. Damit wird nämlich die zwölfte Ausgabe des Festivals eingeläutet. Neun Bands an drei Tagen werden Jazz von früher bis heute, von heiß und abgebrüht bis cool und lässig spielen. Die vielseitigen Einflüsse reichen von brasilianischem Bossa über italienischem Schlager zu amerikanischem Dixie. Manche Musiker kommen aus der Ukraine, andere aus Bamberg und wieder andere sind bei der Polizei. Das einleitende Wochenende verspricht eine große Bandbreite an spannendem und entspannendem Jazz.
Los geht es am Freitag um 17 Uhr mit dem Frankfurter "Contrast Trio". 2016 haben die Drei als jüngster Preisträger in der Geschichte den hessischen Jazzpreis gewonnen. Dass es diese Ehre verdient haben, zeigt das "Contrast Trio" auf seinem aktuellen, in der Ukraine aufgenommenen Album. Darauf verbinden sie die Improvisationslust des Jazz mit ukrainischer Volksmusik und elektronischen Rhythmen. Daraus ist ein interessanter und innovativer Stilmix entstanden.
Den macht auch die Musik der zweiten Band des Abends aus: "Eva's Apfel". Die Band fusioniert aber vor allem Pop und Jazz zu lockeren Stücken. Für Bamberg haben die Musiker eine Melange ihrer Lieblingsstandards auf ihre eigene Art umarrangiert.
Der Samstag beginnt um 14 Uhr mit einer ungewöhnlichen Seite der ausführenden Gewalt unserer Bundesrepublik. Das 1952 als "Musikkorps des BGS" gegründete Bundespolizeiorchester wird mit einer Jazzcombo auftreten. Das aus Saxofon, Keyboard, Schlagzeug und Bass bestehende Quartett spielt jeden Jazz von traditionell bis modern, hat also keinerlei Berührungsängste. Ob es sich dabei um Latin, Weltmusik, Crossover oder Swing handelt, die Vielseitigkeit wurde zum Prinzip erhoben. Zum Beginn also ein perfekter Einstieg in die Welt des Jazz.


Tradition und Moderne

Der traditionellen brasilianischen Musik haben sich Ellis and Catherine verschrieben. Das Gitarre- und Cello-Duo wagt einen beswingten Dialog aus Tradition und Moderne. Ihre Musik tut beides: Sie vertreibt jeden Anflug von dunklen Wolken und erklärt die südamerikanische Hitze zum Lebensgefühl.
Swingen wird auch Daney und ihre sechsköpfige Band "L'idée Fixe". Die aus "The Voice of Germany" 2015 bekannte Bamberger Sängerin und Songwriterin verbindet Soul, Jazz und Funk. Bekannt dürfte sie den Bambergern jedoch auch aus den letzten Jahren sein, wo sie bereits mit ihrer kraftvollen Stimme für Stimmung auf der Böhmerwiese sorgte.Mit ihrer modernen Variante des Soul trifft sie den Nerv der Zeit, den Amy Winehouse vor einigen Jahren angestoßen hat.
Auch schon alte Bekannte auf dem Blues- und Jazzfestival sind "Gablemans Groove". Dass Musik verbindet, zeigen die sieben Musiker aus Bamberg und Umland: Alle haben sie auf der Bühne am Gabelmann gespielt, fanden zusammen, jammten zuerst und machten dann ernst. Sie eröffnen den Sonntag um 11 Uhr mit Klassikern des Blues, Jazz und Funk aus den letzten dreißig Jahren. Danach wird es musikalisch international. Zuerst spielen die "Dixie Bones" Klassiker und Raritäten aus New Orleans und dem Dixieland. Ihre heiter beschwingte Musik wird genau das richtige für die Hitze sein, die dann im Anschluss bei "Jakkle" unerträglich werden wird. Denn die Berliner spielen Italian Swing, bei dem kein Fuß ruhig bleibt. Heiße Schlager aus dem Italien der 50er Jahre und wilde Gitarren setzen sich zu einer unschlagbaren Tanzmusik zusammen.


Bamberger Urgestein

Bevor es das Festival dann am Montag in der Innenstadt fortgesetzt wird, tritt zum Abschluss noch ein wahres Bamberger Urgestein auf. Otto Herzog leitet mit seiner "Swing & Bluesband" in den Abend. Bereits 1961 organisierte er das erste deutsche Jazz-Amateur-Festival in Bamberg. Aber erst 2008 gründete er seine eigene Bigband, mit der er noch heute unterwegs ist. Das Repertoire setzt sich aus den beliebten Nummern dieser Zeit zusammen, die heute längst Klassiker sind und immer wieder auf neue Art Spaß machen. Wie der Jazz selbst auch. Irgendwie kennt man ihn, man scheint zu wissen, was kommt, aber am Ende überrascht er einen immer wieder und macht jedes Mal wieder Spaß.